Gute Nacht, Peggy Sue
ihn, endlich den entsprechenden Schritt zu tun?
Gerade an diesem Abend, auf der Heimfahrt, hatte er sie sich ganz genau angesehen. Sie war natürlich einfach perfekt … ihr Haar, ihr Kleid, ihr Lächeln … vollkommen in jeder Hinsicht. Und doch hatte er nicht das geringste Interesse verspürt, mit ihr ins Bett zu gehen. Er hatte sie angesehen, und alles, was er gesehen hatte, war M. J. Novak gewesen. M. J. Novak, ihr Gesicht, vom Kampf gezeichnet wie das eines Preisboxers, wie sie ihn im Schein dieser Straßenlaterne in Bellemeade angelächelt hatte.
Wunderbar,
dachte er.
Nach all den Jahren akzeptiere ich die potentielle Existenz von romantischen Gefühlen, und wem gelten sie? Einer Frau, die mich wegen eines alten verbeulten Subarus fast umgebracht hatte.
Keine vielversprechende Bekanntschaft.
Es war ratsam, nichts zu überstürzen. Kam Zeit, kam Rat. In einer Woche, in einem Monat vielleicht, hatte er schon vergessen, wie sie ausgesehen hatte.
Unsinn! Wem wollte er da was vormachen? Auch bei aller Zeit und Einsicht der Welt wurde er einen beunruhigenden Verdacht nicht los: Wenn jemand unvergeßlich war, dann M. J. Novak.
M. J. wachte auf, und jede Faser ihres Körpers schmerzte. Es bedurfte eines massiven Aufwands an Willenskraft, um aus dem Bett zu steigen. Sie schleppte sich ins Badezimmer und sah im Spiegel den Beweis für die handgreifliche Auseinandersetzung der vergangenen Nacht: drei saubere Stiche über ihrer Kehle und die zahlreichen Blessuren in ihrem Gesicht. Ein Alptraum war es jedenfalls nicht gewesen.
Schließlich hatte sie es geschafft, um das schmerzende Minenfeld von Schnitten und Abschürfungen im Gesicht und am Hals herumzuwaschen und ihr Haar im Nacken zusammenzubinden. Der Schminktopf blieb geschlossen. Sie war entschlossen, ihre Blessuren mit Würde ins Büro zu tragen.
Unten im Parterre, nach dem Genuß einer extrastarken, belebenden Tasse Hochlandkaffee, machte sie sich an das Vordringlichste, ließ telefonisch ihre Kreditkarten sperren und beantragte einen neuen Führerschein. Mit ihrer Handtasche hatten sich die Punks auch eines Großteils ihrer finanzmäßigen Identität bemächtigt. Lediglich ihr Scheckheft war ihr geblieben, das sie sowieso zu Hause aufbewahrte. Schließlich rief sie als letztes einen Schlosser an und erteilte den Auftrag, sämtliche Sicherheitsschlösser in ihrem Haus auszuwechseln.
Danach stand sie auf und schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein. Das Koffein zeigte bereits die gewünschte Wirkung, sie fühlte sich allmählich wieder wie ein normaler Mensch, was bedeutete, daß die Übellaunigkeit zurückkehrte. Das Erlebnis, körperlich bedroht und ausgeraubt zu werden, war nicht unbedingt ein Stimmungsaufheller.
Als sie Schritte auf ihrer Veranda hörte, rechnete sie mit dem Schlimmsten. Waren die Punks schon dabei, die Schlüssel auszuprobieren?
M. J. lief ins Wohnzimmer, griff sich den Baseballschläger aus dem Schrank und hielt in Lauerstellung hinter der Haustür inne. Als sie das Klirren von Metall hörte, holte sie zum Schlag aus und wartete auf den Moment, da sich die Tür öffnete.
Statt dessen ging jedoch die Klappe des Briefschlitzes hoch, ein Paar Autoschlüssel glitten hindurch und fielen klappernd auf den Holzboden. M. J. starrte auf die Schlüssel. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
Derjenige, der sie gebracht hatte, befand sich bereits wieder auf dem Rückzug. Sie riß die Tür auf und sah, wie Adam Quantrells Butler in einen Wagen stieg, an dessen Steuer ein anderer Mann saß.
»Hey!« rief M. J. und schwenkte die Schlüssel. »Was soll ich damit?«
Der Butler winkte ihr zu und antwortete: »Mit bester Empfehlung von Mr. Quantrell!«
Verdutzt beobachtete M. J., wie der Wagen davonfuhr. Dann schweifte ihr Blick zu ihrer Garageneinfahrt.
Dort stand ein zitronengelber Mercedes.
Sie sah auf die Schlüssel in ihrer Hand. Dann ging sie die Auffahrt hinunter und umrundete langsam die Limousine. Sie war eine Schönheit. Einfach klasse.
Luxus-Mietwagen von Regis
stand am unteren Rand des Nummernschildes. Sie spähte durchs Fenster … Ledersitze.
Sauber.
Sie öffnete die Tür, setzte sich hinters Steuer und blieb einfach eine Weile so sitzen. Am Armaturenbrett klebte ein Umschlag mit der Aufschrift »Dr. Novak«. Sie zog einen Zettel heraus, faltete ihn auseinander und las:
Hoffentlich ist er nach Ihrem Geschmack. A. Q.
Sic lehnte sich zurück. »Tja, ich weiß nicht recht, Mr. Quantrell«, sagte sie laut. »Zitronengelb ist zwar
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