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Gute Nacht, Peggy Sue

Gute Nacht, Peggy Sue

Titel: Gute Nacht, Peggy Sue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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hinter der Schwelle blieb sie stehen.
    Der Bürgermeister saß an seinem Schreibtisch und paffte eine Zigarre. In einem Sessel schräg gegenüber lümmelte der amtierende Distriktsstaatsanwalt … M. J.s Exmann.
    »Hallo, Ed«, sagte M. J. steif. »Bürgermeister Sampson.«
    Beide Männer machten überraschte Gesichter. »Ach, du bist das«, murmelte Ed einfallslos. M. J. fiel auf, daß er seit der Scheidung seine Garderobe aufpoliert zu haben schien. Er trug einen neuen Anzug, italienische Schuhe und ein Hemd, das nach hundertprozentigem Leinen aussah.
Wer bügelt ihm denn jetzt wohl die Hemden?
    »Kommen Sie in einer … amtlichen Angelegenheit?« erkundigte sich der Bürgermeister mit verwirrtem Blick.
    »Ja«, antwortete M. J. »Davis Wheelock hat gestern schon mit Ihnen gesprochen. Wegen dieser Pressekonferenz.«
    »Was? Ach so!« Sampson machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie meinen wegen der Junkies. Yeah, wir haben darüber geredet.«
    »Ich glaube, es ist Zeit, daß wir damit an die Presse gehen, Sir«, erklärte M. J. »Wir haben drei Tote.«
    »Ich dachte zwei?«
    »Gestern nacht ist ein dritter an einer Überdosis gestorben. Im Hancock General.«
    »Steht fest, daß es sich um dieselbe Droge handelt?«
    »Sagen wir, ich habe einen berechtigten Verdacht.«
    »So so.« Sampson lehnte sich sichtlich entspannter zurück. »Eine offizielle Bestätigung steht also noch aus.«
    »Toxikologische Untersuchungen dauern ihre Zeit. Besonders, da wir es mit einer bislang unbekannten Substanz zu tun haben. Bis wir eine positive Identifizierung der Droge vorweisen können, ist South Lexington vielleicht schon ein Notstandsgebiet.«
    Ed lachte. »South Lexington
ist
ein Notstandsgebiet.«
    M. J. ignorierte ihn. »Ich bitte lediglich um eine Stellungnahme vor der Presse. Rufen Sie die örtlichen Nachrichtensender zusammen. Sagen Sie ihnen, daß schlechter Stoff auf der Straße kursiert. Daß Junkies sterben.«
    Der Bürgermeister warf Ed einen amüsierten Blick zu. »Es gibt Leute, die halten das für eine positive Entwicklung.«
    »Sir«, sagte M. J. mit gepreßter Stimme. »Sie müssen die Leute warnen.«
    »Genau da liegt unser Problem«, seufzte Bürgermeister Sampson und beugte sich vor. »Dr. Novak, für den Fall, daß Ihnen das nicht klar ist … wir stehen vor einer Zweihundertjahrfeier. Parade, Umzüge, der ganze Trubel. Die Bosse von acht wichtigen Unternehmen kommen in die Stadt, um mitzufeiern. Und um sich hier umzusehen, zu testen, ob wir ihnen gefallen. Es geht um Jobs, die solche Leute nach Albion bringen würden. Aber das können wir uns abschminken, wenn sie Schlagzeilen lesen wie ›Epidemie der Junkies‹ oder ›Der Sensenmann geht um in der City‹. Dann gehen sie mit ihren Firmen eben einfach nach Boston oder Providence.«
    »Was schlagen Sie also vor?« fragte M. J. »Daß wir alles unter den Teppich kehren?«
    »Nicht unbedingt. Wir … wir warten nur ein bißchen ab.«
    »Wie lange?«
    »Bis Sie über mehr Informationen verfügen. Sagen wir, bis nächste Woche.«
    »In einer Woche können ’ne Menge Menschen sterben.«
    »Bleib auf dem Teppich, M. J.!« mischte sich Ed ein. »Sind nicht gerade die Säulen der Gesellschaft, über die wir da reden. Das sind die Typen, die alten Damen die Handtasche klauen und Tankstellen überfallen.« Er hielt inne. »Exakt die Sorte, die deinen Wagen geklaut hat.«
    »Woher weißt du das?« fragte M. J. gereizt.
    Ed grinste. »Wir von der Staatsanwaltschaft wissen eine ganze Menge. Zum Beispiel auch, wer seinen Wagen als gestohlen meldet.«
    »Vergiß mein Auto. Ich will wissen, wann in dieser Angelegenheit etwas unternommen wird.«
    »Ich denke, diese Frage habe ich hinreichend beantwortet, Dr. Novak«, erklärte Bürgermeister Sampson.
    »Sie machen einen Fehler.«
    »Gütiger Himmel!« seufzte Sampson. »Sie haben keinen Beweis, daß eine Verbindung zwischen den einzelnen Todesfällen besteht. Warum sollten wir also gleich eine Panik in der Stadt auslösen?«
    »Und das wegen ein paar Junkies«, ergänzte Ed.
    M. J. schüttelte ungläubig den Kopf. »Soll ich dir mal was sagen, Ed?« wandte sie sich an ihren Exmann und lachte kurz auf. »Es ist mir immer wieder ein Rätsel.«
    »Was denn?«
    »Was zum Geier ich je an dir gefunden habe.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum.
    Ed folgte ihr durch das Vorzimmer in den Korridor hinaus.
    »M. J.! Warte!«
    »Ich muß wieder an die Arbeit.«
    »Du findest deine Leichen wohl wesentlich

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