Gute Nacht, Peggy Sue
verschwunden.
»Ob das funktioniert?« seufzte Adam.
»Anders kommen wir an Maeve nicht heran. Wir müssen oben an der Spitze anfangen. Wenn sie wirklich Jonahs Lady ist, dann finden wir sie genau dort. Bei ihm.«
»Maeve redet nicht mit uns. Sie läßt uns nicht in ihre Nähe.«
»Die Dinge haben sich geändert. Esterhaus ist tot. Sie gehört zum Kreis der Verdächtigen in einem Mordfall. Wäre ratsam für sie, mit uns zu sprechen. Bevor die Polizei sie zum Reden bringt.« Sie sah Adam an. »Außerdem ist das deine Chance, dieser Fehde ein Ende zu machen … oder was da auch immer zwischen euch steht. Hat lange genug gedauert. Findest du nicht, daß es für dich und Maeve Zeit ist, wieder eine Familie zu sein?«
Adam schaute zu der Gasse, in der Celeste verschwunden war. »Du hast recht«, gestand er leise. »Es ist Zeit …«
Sie warteten. Zehn Minuten. Dann fünfzehn.
Statt Celeste war es ihr alter Begleiter Leland, der aus der Gasse auftauchte. Er schlenderte auf ihren Wagen zu und sah hinein.
»Sie beide schon wieder«, bemerkte er.
»Wir möchten zu Jonah«, sagte M. J.
»Weshalb?« verlangte Leland zu wissen.
»Hier wird’s bald von Bullen wimmeln. Dachte, es interessiert den Big Boss vielleicht, was auf ihn zukommt.«
Leland blieb skeptisch. »
Sie
tun ihm einen Gefallen? Wer’s glaubt, wird selig.«
»Ich verlange dafür ebenfalls einen Gefallen. Sozusagen als Gegenleistung.«
Diese Art von Tauschhandel war etwas, das Leland begriff. Er öffnete M. J.s Tür. »Okay, Sie sind dabei. Sie allein. Ohne den Kerl.«
»Moment mal!« Adam stieg ebenfalls aus dem Wagen.
»Die Tussi allein … oder gar keiner.«
»Dann bleibt sie ebenfalls hier.«
»Wenn das die Bedingungen sind, dann brauchen wir nicht …«
»Adam, kann ich dich mal kurz sprechen?« M. J. packte ihn am Arm und nahm ihn beiseite. »Mach jetzt nicht alles kaputt!«
»Du kennst doch diesen verdammten Jonah überhaupt nicht. Du weißt nicht, was dich erwartet!«
»Und ich werd’s nie erfahren, wenn ich nicht hingehe.«
Adam sah Leland an, der neben dem Kotflügel stand. »Er ist doppelt so groß wie du. Nein, doppelt so groß wie ich. Wenn er will, kann er dich …«
»Willst du Kontakt mit Maeve aufnehmen oder nicht?«
»Nicht, wenn ich dich dafür mit diesem Neandertaler allein lassen muß.«
Sie lachte. »Ich habe keine Angst vor ihm. Glaub mir.«
»Dann bist du nicht bei Verstand.«
»Hier herrscht ein gewisser Ehrenkodex, Adam. Du glaubst es vielleicht nicht, aber die Leute halten sich an die Spielregeln des Big Boss. Wenn Jonah sagt, daß ich willkommen bin, dann bin ich willkommen. Dann rührt mich keiner an.«
»Und wenn sich die Regeln geändert haben?«
»Ich spekuliere darauf, daß dem nicht so ist.«
»Das ist genau das richtige Wort. Reine Spekulation.«
»Also was ist jetzt? Kommen Sie?« fragte Leland.
»Ich komme«, antwortete M. J. und folgte ihm.
Adam packte sie am Arm. »Eine Frage, M. J, Warum tust du das?«
»Weil du deine Tochter brauchst. Und ich glaube, sie braucht dich. Außerdem …«, sie lachte, »… verdiene ich mir ab und zu gern einen warmen Händedruck. Ist mein Hobby. Schon vergessen?« Damit entzog sie ihm ihren Arm und folgte Leland die Straße hinauf.
Sie bogen nach links in die Gasse ein und gingen einen weiteren schmalen Durchgang hinauf. Dort blieb Leland stehen. Er zog ein Tuch aus der Tasche und warf es ihr zu. »Binden Sie es sich um die Augen!« befahl er.
»Habt ihr Jungs ein geheimes Versteck?«
»So soll’s auch bleiben.«
Blöder Kinderkram,
dachte sie, als sie sich das Tuch um die Augen band. Der Stoff stank nach billigem Rasierwasser.
»Okay, ich bin blind wie ein Huhn. Jetzt vermasseln Sie’s bitte nicht und passen Sie gefälligst auf, daß ich nicht hinfalle.«
»Sie, Lady, würde ich liebend gern aus dem Fenster werfen. Kommen Sie!« Sie fühlte, wie sich eine Riesenpranke um ihren Arm schloß. Der Griff war alles andere als sanft.
Sie gingen weiter. Sie fühlte, wie Glassplitter unter ihren blind vorwärts tastenden Schritten knirschten. Lelands Griff blieb fest, ihre einzige Verbindung zur Außenwelt. Sie versuchte die Schritte zu zählen, gab jedoch nach einer Weile auf, als ihr klar wurde, daß sie schon zu lange unterwegs und vielleicht im Kreis gegangen waren. Sie stolperte über eine Türschwelle. Leland zog sie unsanft wieder auf die Beine. Sie befanden sich plötzlich in einem Gebäude. Das hörte sie am Echo ihrer Schritte auf dem Fußboden. Sie
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