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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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deutlich geäußert über …?«
    »Nein, natürlich nicht, sonst wäre er in eine geschlossene Abteilung gebracht worden. Aber er hatte eindeutig diese … Schwere. So was Dunkles, Hoffnungsloses.«
    Gurney seufzte. »Leider spielt es keine Rolle, wenn wir uns Sorgen um die Absichten von Leuten machen. Wichtig wird es erst, wenn sie diese Absichten offen zum Ausdruck bringen.« Er hielt kurz inne. »Eines würde ich allerdings gern rausfinden. Nur zu meiner Beruhigung.« Er nahm sein Handy von der Anrichte und gab Hardwicks Nummer ein. Die Mailbox sprang an.
    »Jack, ich muss meinen Schuldenberg erhöhen und dich noch mal um einen kleinen Gefallen bitten. In Orange County sitzt ein Steuerberater namens Paul Mellani. Der Sohn von Bruno Mellani, dem ersten Opfer des Guten Hirten. Ich möchte wissen, ob auf seinen Namen Schusswaffen eingetragen sind. Ich mache mir Sorgen um ihn, und ich würde gern erfahren, ob ich Grund dazu habe. Danke.«
    Er setzte sich wieder an den Tisch und kippte sich zerstreut einen dritten Löffel Zucker in den Kaffee.
    »Je süßer, desto besser?« Um Madeleines Lippen spielte ein leises Lächeln.
    Er zuckte die Achseln und rührte langsam um.
    Sie neigte den Kopf und fixierte ihn auf eine Weise, die ihn früher verunsichert hatte. Doch seit einigen Jahren liebte er diesen Blick – nicht weil er verstand, was sie dachte oder zu welchen Schlüssen sie über ihn gelangte, sondern weil er einen Ausdruck der Zuneigung darin erkannte. Hätte er sie gefragt, was in ihr vorging, hätte er sie genauso gut bitten können, ihre Beziehung zu definieren. Und das Kostbarste an einer Beziehung war nicht unbedingt etwas, das sich auf Knopfdruck beschreiben ließ.
    Mit beiden Händen hob sie die Tasse zum Mund und nippte daraus, ehe sie sie sanft abstellte. »Möchtest du mir vielleicht ein wenig mehr über die ganze Sache erzählen?«
    Die Frage überraschte ihn. »Interessiert dich das wirklich?«
    »Natürlich.«
    »Es ist ziemlich viel.«
    »Ich hör dir gern zu.«
    »Okay. Aber denk daran, du hast es so gewollt.« Er lehnte sich im Stuhl zurück und redete fünfundzwanzig Minuten lang fast ununterbrochen. Er erzählte alles, was ihm einfiel – von Roberta Rotkers Schießstand bis zum Skelett vor Max Clinters Tor –, ohne den Versuch zu machen, etwas zu sortieren oder zu kürzen. Während er berichtete, wurde ihm klar, wie viele undurchschaubare Menschen, seltsame Möglichkeiten und unheimliche Verwicklungen es in der Affäre gab. »Und dann noch«, schloss er, »die Sache mit der Scheune.«
    »Ja, die Scheune.« Madeleines Gesicht wurde hart. »Meinst du, da besteht ein Zusammenhang mit allem anderen?«
    »Ich glaube schon.«
    »Und was hast du jetzt vor?«
    Ihre Frage kam ihm nicht gelegen, weil sie ihn zu der Einsicht zwang, dass er alles andere als konkrete Pläne hatte. »Mit einem Stock im Nebel rumstochern und sehen, ob jemand schreit. Vielleicht kann ich irgendwen aus seinem Versteck aufscheuchen.«
    »Lässt sich das vielleicht auch genauer ausdrücken?«
    »Ich möchte rausfinden, ob die offiziellen Ermittler tatsächlich über belastbare Fakten verfügen oder ob die allgemein favorisierte Theorie über den Guten Hirten so brüchig ist, wie ich befürchte.«
    »Das machst du morgen mit diesem FBI -Menschen?«
    »Ja. Agent Trout. In seiner Hütte in den Adirondacks. Am Lake Sorrow.«
    In diesem Moment traten Kyle und Kim durch die Seitentür und brachten einen Schwall kalter Luft mit hinein.

28
    Ein Lagerkommandant
    Im Morgengrauen saß Gurney mit seinem ersten Kaffee des Tages wieder am Tisch. Durch die Glastür beobachtete er, wie ein Weberknecht einen gefangenen Ohrwurm über den Rand der Terrasse schleppte. Das Insekt wehrte sich noch immer.
    Kurz war Gurney versucht einzugreifen, doch dann wurde ihm klar, dass dieser Impuls nicht seinem Mitgefühl entsprang. Es war nur der Wunsch, den Kampf um Leben und Tod nicht mit ansehen zu müssen.
    »Was hast du denn?« Madeleines Stimme.
    Erschrocken fuhr er hoch und bemerkte, dass sie frisch geduscht in rosafarbenem T-Shirt und grünen Madras-Shorts vor ihm stand. »Ich verfolge bloß die Schrecken der Natur.«
    Sie schaute hinaus zum östlichen Himmel. »Es wird ein schöner Tag.«
    Er nickte, ohne ihr zugehört zu haben. Ein neuer Gedanke durchfuhr ihn. »Vor dem Schlafengehen gestern Abend hat Kyle erwähnt, dass er heute früh zurück nach Manhattan fährt. Weißt du noch, wann er aufbrechen will?«
    »Sie sind vor einer Stunde

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