Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
gefahren.«
    »Was?«
    »Sie sind vor einer Stunde gefahren. Du hast noch fest geschlafen. Sie wollten dich nicht wecken.«
    »Sie?«
    Madeleine bedachte ihn mit einem erstaunten Blick. »Kim muss heute Nachmittag in der Stadt sein, um etwas für die Mordwaisen aufzunehmen. Kyle hat vorgeschlagen, schon früh aufzubrechen, damit sie noch gemeinsam was unternehmen können. Er musste sie nicht lange überreden. Wenn ich es richtig verstanden habe, will sie sogar heute Abend bei ihm übernachten. Hast du das wirklich nicht kommen sehen?«
    »Vielleicht schon, aber nicht so schnell.«
    Madeleine trat zur Kaffeemaschine auf der Kücheninsel und schenkte sich eine Tasse ein. »Bereitet dir das Sorgen?«
    »Unbekannte Faktoren machen mir Sorgen. Überraschungen machen mir Sorgen.«
    Sie nahm einen Schluck und kehrte an den Tisch zurück. »Dummerweise ist das Leben voll davon.«
    »Das hab ich auch schon festgestellt.«
    Sie spähte durch das hintere Fenster auf den breiter werdenden Lichtstreifen über dem Bergkamm. »Und Kim – sorgst du dich um sie?«
    »Gewissermaßen. Dieser Robby Meese geht mir nicht aus dem Kopf. Ich meine, der Typ ist ziemlich daneben, und sie hat ihn bei sich einziehen lassen. Das kommt mir irgendwie schräg vor.«
    »Mir auch, aber vielleicht nicht auf die gleiche Weise. Viele Leute und vor allem Frauen fühlen sich von gestörten Menschen angezogen. Je größer der Schaden, desto besser. Sie lassen sich auf Kriminelle ein, auf Drogensüchtige. Sie wollen jemanden heilen . Eine grauenhafte Grundlage für eine Beziehung, allerdings nicht ungewöhnlich. In der Klinik begegnet mir das jeden Tag. Vielleicht ist das auch zwischen Kim und Robby Meese so gelaufen – bis sie irgendwann die Kraft gefunden hat, ihn loszuwerden.«
    Mit der genauen Wegbeschreibung in der Hand machte sich Gurney kurz nach Sonnenaufgang auf den Weg zum Lake Sorrow. Die Fahrt durch die Ausläufer der Catskills und das hügelige Farmland von Schoharie hinauf in die Adirondacks erwies sich als Reise in eine Welt trüber Erinnerungen. Erinnerungen an Urlaube seiner Kindheit am Brant Lake mit seiner Mutter, die sich zu diesem Zeitpunkt emotional bereits völlig von seinem Vater entfremdet hatte. Was sie bedürftig und ängstlich machte und dazu bewog, sich umso stärker an ihren Sohn zu klammern. Selbst jetzt, vierzig Jahre später, legten sich diese alten Eindrücke wie eine schwere Last auf ihn.
    Je weiter er nach Norden gelangte, umso steiler wurden die Berge, umso enger die Täler und umso tiefer die Schatten. Nach der Beschreibung von Trouts Assistenten hieß die letzte benannte Straße, die er nehmen musste, Shutter Spur. Danach musste er sich auf seinen Kilometerzähler verlassen, um in einem Gewirr alter Holzstraßen die richtigen Abzweigungen zu finden. Der Wald gehörte zu einem riesigen privaten Landbesitz, in dem es keine Läden, Tankstellen und Menschen gab, nur einige wenige Blockhütten und große Löcher im Funknetz.
    Der Allradantrieb des Outback war dem Gelände kaum gewachsen. Nach der fünften Abzweigung, die ihn laut Beschreibung eigentlich direkt zu Trouts Hütte hätte bringen müssen, landete er auf einer kleinen Lichtung.
    Er stieg aus und drehte eine Runde. Vier ausgefahrene Wege führten von der Lichtung in verschiedenen Richtungen in den Wald, doch es war nicht zu erkennen, welchen davon er nehmen musste. Es war 8.58 Uhr – zwei Minuten vor seiner angekündigten Ankunftszeit.
    Er war sich sicher, alle Anweisungen genau befolgt zu haben, und zumindest einigermaßen sicher, dass dem pedantisch klingenden Mann am Telefon kein Fehler unterlaufen war. Damit blieben ihm zwei Möglichkeiten, aber nur eine, die er für gangbar hielt: Warten.
    Also stieg er wieder ins Auto, öffnete das Seitenfenster, um frische Luft hereinzulassen, stellte den Sitz ganz nach hinten und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. Hin und wieder sah er auf die Uhr. Um Viertel nach neun hörte er den Motor eines näher kommenden Fahrzeugs. Unweit von ihm stoppte es.
    Als er das erwartete Klopfen hörte, öffnete er gähnend die Augen, stellte den Sitz nach vorn und ließ das Fenster nach unten.
    Der Mann vor ihm wirkte mager und sehnig. Er hatte stechende braune Augen und kurz geschorenes schwarzes Haar. »Sind Sie David Gurney?«
    »Erwarten Sie noch jemand anders?«
    »Sie müssen Ihr Auto hier stehen lassen und mit mir kommen.« Er deutete auf einen Kawasaki Mule mit Tarnanstrich.
    »Das haben Sie aber am Telefon nicht

Weitere Kostenlose Bücher