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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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erwähnt.«
    Die Augenlider des Mannes zuckten. Vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass seine Stimme so leicht wiederzuerkennen war. »Die direkte Strecke ist um diese Zeit unbefahrbar.«
    Gurney lächelte in sich hinein. Er folgte dem Mann zu dem Geländewagen und glitt auf den Beifahrersitz. »Wissen Sie, was mich wirklich reizen würde, wenn ich hier oben eine Hütte hätte? Ich würde ab und zu einem meiner Gäste einen kleinen Streich spielen. Damit er glaubt, dass er sich verfahren hat, dass er eine falsche Abzweigung genommen hat – um zu sehen, ob er in Panik gerät hier draußen in der Pampa, wo kein Handy funktioniert. Denn wenn er sich auf dem Hinweg verfahren hat, findet er auch nicht mehr raus. Ist ja klar. Immer spannend, festzustellen, wer in solchen Situationen die Nerven verliert und wer nicht. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Die Kiefer des Mannes mahlten. »Könnte ich nicht behaupten.«
    »Natürlich nicht. Wie denn auch? Um sich in so eine Vorstellung hineinzuversetzen, müsste man ein echter Kontrollfreak sein.«
    Drei Minuten später – achthundert Meter Gerüttel auf einem steinigen, rutschigen Weg, den der Mann keine Sekunde aus den zornig blickenden Augen ließ – erreichten sie einen Maschendrahtzaun mit einem Schiebetor, das sich bereits öffnete.
    Dahinter verlor sich der Weg in einem breiten Bett aus Kiefernnadeln. Dann blitzte zwischen den Bäumen plötzlich eine Hütte vor ihnen auf. Ein Bau mit Erd- und Obergeschoss im modifizierten Schweizer Sennerstil, der in einigen Adirondack-Camps üblich war: rustikale Balken mit zurückgesetzter Veranda, grüne Tür- und Fensterrahmen und ein grünes Schindeldach. Die Fassade war so dunkel und der Schatten auf der Veranda so tief, dass Gurney Agent Trout erst erkannte, als der Geländewagen vor der Eingangstreppe stoppte. Die Füße in selbstbewusster Besitzergeste breit hingestellt, erwartete er ihn auf der winzigen Veranda. An einer kurzen schwarzen Leine hielt er einen großen Dobermann. Ob Zufall oder Absicht, die arrogante Pose und der imposante Wachhund erinnerten Gurney an den Kommandanten eines Gefangenenlagers.
    »Willkommen am Lake Sorrow.« In der emotionslosen Bürokratenstimme lag nicht ein Hauch von Willkommen. »Ich bin Matthew Trout.«
    Die wenigen Sonnenstrahlen, die durch die hohen Kiefern drangen, waren dünn und kalt wie Eiszapfen. Starker Nadelduft hing in der Luft. Aus der Richtung eines Nebengebäudes ein gutes Stück rechts von der Hütte drang das leise, kontinuierliche Brummen eines Verbrennungsmotors.
    »Nettes Fleckchen hier.«
    »Ja. Bitte kommen Sie rein.« Trout stieß einen lauten Befehl aus, und der Dobermann drehte sich um. Zusammen gingen sie vor Gurney ins Haus.
    Die Eingangstür führte direkt in ein geräumiges, von einem Steinkamin beherrschtes Wohnzimmer. Mitten auf dem roh behauenen Sims stand, flankiert von zwei sprungbereiten Rotluchsen, ein ausgestopfter Raubvogel mit wütenden gelben Augen und ausgestreckten Krallen.
    »Sie kommen zurück«, meinte Trout bedeutungsvoll. »Jede Woche neue Sichtungen in den Bergen hier.«
    Gurney folgte dem Blick des Mannes. »Rotluchse?«
    »Erstaunliche Tiere. Zwanzig Kilo geballte Muskeln. Klauen wie aus Stahl.« In seinen Augen blitzte echte Begeisterung auf, als er die ausgestopften Monster auf dem Kaminsims betrachtete.
    Erst jetzt fiel Gurney auf, dass Trout klein war, höchstens eins fünfundsechzig. Dennoch hatte er die breiten Schultern eines Bodybuilders.
    Er beugte sich vor und löste die Leine des Dobermanns, der nach einem kehligen Befehl still hinter ein Ledersofa trottete. Mit einer knappen Geste forderte der Agent Gurney auf, dort Platz zu nehmen.
    Ohne zu zögern, setzte sich Gurney. Er fand Trouts durchsichtige Einschüchterungsversuche albern, doch er fragte sich auch, was wohl noch auf ihn wartete.
    »Sie begreifen hoffentlich, dass das alles ganz inoffiziell ist.« Trout stand nach wie vor.
    Gurney tat, als hätte er ihn missverstanden. »Ganz artifiziell …?«
    »Nein, inoffiziell.«
    »Pardon. Leichter Tinnitus. Hab eine Kugel in den Kopf gekriegt.«
    »Davon habe ich gehört.« Er beäugte Gurneys Kopf mit der Besorgnis, die man bei der Prüfung einer leicht schadhaften Melone an den Tag legen würde. »Wie läuft’s mit der Genesung?«
    »Wer hat Ihnen davon erzählt?«
    »Wovon erzählt?«
    »Von meiner Kopfverletzung. Sie sagen, Sie haben davon gehört.«
    Aus Trouts Hemdtasche drang das leise Klingeln eines Handys. Er nahm es

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