Gute Nacht: Thriller (German Edition)
Ein Tag nach dem anderen.«
Trout setzte ein mechanisches, unechtes Lächeln auf. »Ich bin kein Philosoph, Lieutenant. Nur ein Realist, der darauf hinweist, wie es mit dem Fall weitergehen wird. Das können Sie natürlich ignorieren, bis es so weit ist. Trotzdem müssen wir ein paar Grundregeln und Nachrichtenwege festlegen, und zwar jetzt gleich.«
Bullard warf einen Blick auf ihre Uhr. » Jetzt gleich beginnt eine kurze Mittagspause. Punkt zwölf. Ich schlage vor, wir kommen um 12.45 Uhr wieder zusammen, um über die Grundregeln und Nachrichtenwege zu reden. Damit wir uns endlich an die Arbeit machen können – falls es die Grundregeln erlauben.« Sie schwächte ihren Sarkasmus mit einem Lächeln ab. »Der Kaffee und die Snackautomaten hier im Haus sind ziemlich schauderhaft. Darf ich den Herrschaften aus Albany ein Lokal im Ort empfehlen?«
»Nicht nötig. Wir kommen zurecht«, antwortete Trout.
Holdenfield wirkte nachdenklich und unruhig.
Daker sah aus, als würde er gar nichts empfinden – außer den allgemeinen Wunsch vielleicht, alle Quertreiber dieser Welt nacheinander qualvoll zu liquidieren.
Bullard und Gurney saßen auf einer hufeisenförmigen Bank in einem kleinen italienischen Restaurant mit einer Bar und dem unvermeidlichen Fernseher.
Sie aßen beide eine kleine Portion Antipasti und teilten sich eine Pizza. Clegg war auf dem Revier geblieben, um den Fortschritt der angelaufenen Maßnahmen zu überwachen. Seit der Ankunft war Bullard schweigsam. Sorgfältig klaubte sie die Peperoni aus ihrem Salat und legte sie auf den Tellerrand. Als sie die letzte entdeckt und aussortiert hatte, hob sie den Blick zu Gurney. »Also, Dave. Erzählen Sie mir, was Sie vorhaben.«
»Wenn Sie sich genauer ausdrücken, geb ich Ihnen gern eine Antwort.«
Sie wandte sich dem Salat zu und spießte eine Peperoni mit der Gabel auf. Dann schob sie sie in den Mund, kaute kurz und schluckte, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich spüre eine Menge Energie in Ihrem Engagement. Eine Menge. Hier geht es um mehr als nur um eine Gefälligkeit für eine Nachwuchsjournalistin mit einer heißen Idee. Also? Raus damit.«
Er lächelte. »Hat Ihnen Daker zufällig verraten, dass ich für RAM eine Sendung machen soll, in der gescheiterte Polizeiuntersuchungen kritisch unter die Lupe genommen werden?«
»So was in der Richtung.«
»Ich hab nicht die geringste Lust darauf.«
Lange ruhte ihr Blick prüfend auf ihm. »Okay. Verfolgen Sie andere finanzielle oder berufliche Interessen in der aktuellen Situation, von denen Sie mir nichts erzählt haben?«
»Nein.«
»Schön. Was ist es dann? Was zieht Sie an der Sache an?«
»Das Loch in diesem Fall ist so groß, dass man mit einem Lastwagen durchfahren könnte. Und so groß, dass ich nachts wach liege. Und es sind merkwürdige Sachen passiert, die meiner Meinung nach darauf abzielen, Kim von ihrem Projekt und mich von meiner Teilnahme abzubringen. Auf solche Tricks reagiere ich mit Widerstand. Wenn mich jemand zur Tür drängt, möchte ich partout im Zimmer bleiben.«
»So was Ähnliches habe ich vorhin über mich erzählt.« Ihre Worte klangen so monoton, dass schwer zu erkennen war, ob sie damit ihre Solidarität bekunden oder ihn vor einem Manipulationsversuch warnen wollte. Ehe er zu einer Entscheidung gelangen konnte, fuhr sie fort. »Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass da noch was anderes ist. Hab ich recht?«
Er überlegte, wie offen er ihr gegenüber sein durfte. »Ja, da ist noch was. Es fällt mir schwer, es auszusprechen, weil ich dadurch … kleinlich und nachtragend wirke.«
Bullard zuckte die Achseln. »Eine der grundlegenden Wahlmöglichkeiten im Leben. Wir können uns cool und hip geben. Oder wir erzählen die Wahrheit.«
»Als ich anfing, mich für Kim Corazon mit dem Fall des Guten Hirten zu beschäftigen, habe ich Holdenfield gefragt, ob sie es für denkbar hält, dass sich Agent Trout meine Ansichten zu dem Fall anhört.«
»Und sie hat geantwortet, dass das nicht infrage kommt, weil Sie nicht mehr aktiv im Polizeidienst stehen?«
»Schlimmer: ›Das soll wohl ein Witz sein.‹ So hat sie sich ausgedrückt. Nur eine kleine Bemerkung. Eine abfällige kleine Bemerkung. Kommt Ihnen bestimmt verrückt vor, dass ich mich aus diesem Grund an das Ganze klammere und nicht mehr loslasse.«
»Natürlich ist es verrückt. Aber wenigstens weiß ich jetzt, was hinter dieser Hartnäckigkeit steckt.« Sie verspeiste eine zweite Peperoni. »Kommen wir auf dieses
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