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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Hände aus der Hose, und in jeder hält er eine blitzblanke SIG .38.« Hardwick legte eine dramatische Pause ein. »Wie findest du das?«
    Natürlich fiel Gurney sofort seine eigene versteckte Beretta ein.
    Dann dachte er über Clinter nach. Der Mann war eindeutig ein Zocker und hatte wahrscheinlich auch eine Schraube locker, aber er wusste, wie man eine vielschichtige Tarngeschichte schuf und sie unter Druck gestaltete. Er wusste, wie man bösartige und impulsive Leute manipulierte und sie zu den gewünschten Schlussfolgerungen bewegte. Für einen verdeckten Ermittler – wie auch für einen Magier – waren das die wertvollsten Fähigkeiten überhaupt. Doch nach dem bisherigen Verlauf ahnte Gurney, dass die Geschichte ein hässliches Ende genommen
hatte.
    Hardwick sprach weiter. »Was dann genau passiert ist, war Gegenstand einer umfassenden Untersuchung durch das Bureau of Criminal Investigation. Letztlich hatte man nur Maxies Wort. Er fühlte sich unmittelbar bedroht, so seine Aussage, und musste deshalb rasch und entschlossen handeln – unter Anwendung von Gewalt, wie es für die Situation angemessen war. Am Ende hat er fünf tote Mafiosi in diesem Büro zurückgelassen und ist ohne einen Kratzer rausmarschiert. Ab da hatte Max Clinter eine Aura von Unbesiegbarkeit – bis zu dem Tag, an dem er alles im Klo runterspülte.«
    »Weißt du, was er jetzt macht, wie er seinen Lebensunterhalt verdient?«
    Hardwick grinste. »Ja. Er handelt mit Waffen. Mit ungewöhnlichen Waffen. Sammlerstücken. Verrückter Militärscheiß. Vielleicht sogar Desert Eagles.«

8
    Kim Corazons kompliziertes Projekt
    Als Gurney nach seinem Besuch bei Hardwick um 11.15 Uhr zu Hause ankam, parkte neben der Seitentür Kim in ihrem roten Miata. Er stoppte neben ihr, und sie legte ihr Telefon weg und ließ die Scheibe nach unten fahren. »Gerade wollte ich dich anrufen. Ich hab an die Tür geklopft, aber niemand hat aufgemacht.«
    »Du bist zu früh dran.«
    »Ich komm immer zu früh. Unpünktlichkeit kann ich nicht leiden. Fast eine Phobie bei mir. Wir können sofort zu Rudy Getz fahren, außer du hast noch was Dringendes zu erledigen.«
    »Dauert nur eine Minute.« Er trat ins Haus, um schnell auf die Toilette zu gehen. Keine Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Die eingegangenen E-Mails auf dem Notebook waren alle für Madeleine.
    Als er wieder nach draußen kam, fiel ihm erneut der starke Geruch nach feuchter Erde auf. Dieser wiederum beschwor das Bild des Pfeils im Blumenbeet herauf – rote Federn, schwarzer Schaft, vergraben im dunkelbraunen Boden. Unruhig richtete er den Blick auf die Stelle.
    Doch da war nichts.
    Natürlich nicht. Wieso sollte es? Was ist bloß los mit mir?
    Er ging hinüber zum Miata und ließ sich auf den Beifahrersitz des niedrigen Roadsters fallen. Holpernd lenkte Kim den Wagen über die Wiese, vorbei an der Scheune und dem Weiher, zu der Schotterstraße, die dem Bach bergab folgte. Als sie auf dem County-Highway Richtung Osten fuhren, fragte Gurney: »Irgendwelche neuen Probleme seit gestern?«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich bin einfach zu angespannt. Die Psychologen nennen so was Hyperwachsamkeit, glaube ich.«
    »Du meinst, wenn man ständig nach Gefahren Ausschau hält?«
    »Nicht nur ständig, sondern zudem so besessen, dass alles nach einer Bedrohung aussieht. Wie ein Rauchmelder, der bereits Alarm auslöst, wenn man den Toaster einschaltet. Oder Fragen wie: Hab ich den Bleistift wirklich auf dem Tisch liegen lassen? Hatte ich die Gabel nicht schon abgespült? Stand die Pflanze nicht fünf Zentimeter weiter links? So in der Richtung. Gestern Abend zum Beispiel war ich eine Stunde weg, und als ich zurückkam, war im Bad das Licht an.«
    »Bist du sicher, dass du es ausgemacht hattest?«
    »Ich mach es immer aus. Aber das ist noch nicht alles. Ich dachte, ich rieche Robbys schreckliches Rasierwasser. Nur so einen Hauch. Also renne ich in der ganzen Wohnung rum und schnuppere, und dann glaube ich auf einmal, ich rieche es wieder.« Sie seufzte aufgebracht. »Verstehst du, was ich meine? Ich dreh allmählich durch. Manche Leute fangen an, Sachen zu sehen. Ich rieche welche.« Mehrere Kilometer fuhr sie schweigend weiter. Wieder war Nebel aufgekommen, und sie schaltete die Scheibenwischer an. Am Ende jedes Bogens gaben sie ein scharfes Quietschen von sich. Sie schien es nicht zu bemerken.
    Gurney musterte sie unauffällig. Sie trug gepflegte, dezente Kleidung. Ihre Züge waren regelmäßig, die Augen dunkel,

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