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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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der Mund wirklich hübsch. Ihr Haar leuchtete braun. Ihre makellose Haut hatte einen Hauch mediterranen Teint. Eine attraktive junge Frau – voller Ideen und Ehrgeiz, ohne von sich eingenommen zu sein. Und sie war klug. Das gefiel Gurney am besten an ihr. Umso erstaunlicher fand er, dass sich eine so intelligente Person auf jemanden wie Robby eingelassen hatte.
    »Erzähl mir ein bisschen mehr über diesen Meese.«
    Er glaubte schon, sie hätte ihn nicht gehört, so lange dauerte es, bis sie antwortete. »Ich hab dir schon gesagt, dass er aus einer zerrütteten Familie stammt und danach bei mehreren Pflegefamilien war. Manche kommen da vielleicht heil heraus, aber die meisten eher nicht. Einzelheiten hab ich nie erfahren. Er war bloß irgendwie anders. Undurchdringlich. Vielleicht sogar ein wenig gefährlich.« Sie zögerte. »Das andere, was ihn attraktiv machte, war die Tatsache, dass Connie ihn furchtbar fand.«
    »Deswegen hast du ihn gemocht?«
    »Ihre Ablehnung und meine Sympathie hatten wahrscheinlich den gleichen Grund: Er erinnerte uns beide an meinen Dad. Er war irgendwie unberechenbar und hatte eine verrückte Vergangenheit.«
    Mein Dad. Von Zeit zu Zeit lösten diese Worte eine Welle der Trauer in Gurney aus. Seine Gefühle für seinen Vater waren gespalten und lagen zum größten Teil unter der Oberfläche. Genauso wie die Gefühle für sich selbst als Vater – Vater zweier Söhne, einer am Leben, der andere tot. Als die Welle wieder abebbte, versuchte er, ihren Rückzug dadurch zu beschleunigen, dass er sich abrupt einem anderen interessanten Aspekt von Kims Projekt zu-
wandte.
    »Am Telefon hast du deinen Kontakt zu Max Clinter erwähnt und gesagt, dass du ihn seltsam findest. Ich glaube, das Wort hast du verwendet.«
    »Sehr … intensiv. Jenseits von intensiv sogar.«
    »Wie weit jenseits?«
    »Ziemlich weit. Er klang paranoid.«
    »Was hat dich auf diese Idee gebracht?«
    »Dieser Blick: Ich weiß schreckliche Geheimnisse. So was in der Richtung jedenfalls. Ständig hat er wiederholt, dass ich nicht weiß, worauf ich mich da einlasse, dass ich mein Leben aufs Spiel setze, dass der Gute Hirte abgrundtief böse ist.«
    »Das ist dir anscheinend unter die Haut gegangen.«
    »Allerdings. Abgrundtief böse ist doch eigentlich das reinste Klischee. Aber bei ihm klang es echt.«
    Nach einigen Kilometern wurden sie von Kims GPS an der Ausfahrt Boiceville von der Route 28 dirigiert. Neben einem von der Schneeschmelze angeschwollenen, wild dahinschießenden Bach ging es bis zum Mountainside Drive, einer steil aufsteigenden Serpentinenstraße durch einen Nadelwald. Schließlich gelangten sie zur Falcon’s Nest Lane. Die Einfahrten führten weit nach hinten zu Häusern, die durch immergrüne Pflanzen oder hohe Mauern vor Blicken geschützt waren. Nach Gurneys Schätzung betrug der Abstand zwischen den Zufahrten mindestens vierhundert Meter. Die letzte Hausnummer zwölf war in kursiver Schrift auf eine Messingtafel geätzt, die an einer von zwei Feldsteinsäulen zu beiden Seiten der Einfahrt hing. Ganz oben auf den Säulen ruhten runde Steine in der Größe von Basketbällen, auf denen wiederum Steinskulpturen eines Adlers mit aggressiv ausgebreiteten Flügeln und ausgestreckten Krallen saßen.
    Kim bog in die elegante, backsteingepflasterte Einfahrt und steuerte langsam durch eine Art Tunnel aus dichten Rhododendronsträuchern. Schließlich wichen die hohen Büsche zurück, und die Auffahrt wurde breiter – sie näherten sich Rudy Getz’ Heim, einem eckigen Kasten aus Glas und Beton, der nicht besonders heimelig wirkte.
    »Das ist es.« Nervöse Aufregung schwang in Kims Stimme mit, als sie vor der frei schwebenden Betontreppe stoppten, die hinauf zu einer Metalltür führte.
    Sie stiegen aus und kletterten die Stufen hinauf. Als sie gerade klopfen wollten, öffnete sich die Tür. Der Mann, der sie begrüßte, war klein und stämmig mit blasser Haut, schütterem grauem Haar und schwerlidrigen Augen. Er trug schwarze Jeans, ein schwarzes T-Shirt und ein weißgraues Sportjackett aus Leinen. In einer Hand hielt er ein kurzes, breites Glas mit einer klaren Flüssigkeit. Gurney fühlte sich an einen Pornofilmproduzenten erinnert.
    Mit der Herzlichkeit einer schläfrigen Echse wandte er sich an Kim. »Hi, schön, Sie zu sehen.« Sein Mund verzog sich zu einem emotionslosen Lächeln, als er Gurney beäugte. »Sie müssen der berühmte Detective sein, der sie berät. Freut mich. Kommen Sie rein.« Er trat zurück

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