Gute Nacht: Thriller (German Edition)
Clarke?«
»Bin mir nicht sicher. Warum?«
»Du bist dir nicht sicher? Du kennst sie womöglich, aber festlegen möchtest du dich nicht? Das kapier ich nicht ganz.«
»Der Name kommt mir bekannt vor, das ist alles.«
»Aha, verstehe. Fällt dir vielleicht mehr dazu ein, wenn ich dir verrate, dass ihre Tochter Kim Corazon heißt?«
Meese blinzelte schnell. »Wer sind Sie, verdammt? Worum geht es?«
»Kann ich reinkommen, Mr. Montague? So persönliche Sachen wollen wir doch nicht zwischen Tür und Angel besprechen.«
»Nein, können Sie nicht.« Er verlagerte ein wenig das Gewicht, die linke Hand immer noch verborgen. »Kommen Sie zur Sache.«
Seufzend und ein wenig zerstreut kratzte sich Gurney an der Schulter und fixierte Robby Meese mit gelangweiltem Blick. »Die Sache ist die, man hat mich gefragt, ob ich als Personenschützer für Ms. Corazon arbeiten will, und ich bin mir noch nicht klar, wie viel ich dafür berechnen
soll.«
»Berechnen? Woher soll ich … Ich meine …, ich verstehe nicht, was …«
»Ich möchte fair sein. Wenn ich eigentlich gar nichts machen muss – wenn ich nur Präsenz zeigen und die Augen offen halten soll, falls sich was ergibt –, dann bewegt sich das Honorar in einer bestimmten Größenordnung. Aber wenn die Situation erfordert, dass ich, sagen wir, präventiv tätig werde, dann kommen wir in eine andere Dimension. Hab ich mich klar ausgedrückt, Robby?«
Das Lidzucken wurde schlimmer. »Wollen Sie mir drohen?«
»Dir drohen ? Warum sollte ich? Das wäre ein Gesetzesverstoß, und als pensionierter Polizeibeamter habe ich größten Respekt vor dem Gesetz. Einige meiner besten Freunde sind bei der Polizei. Manche von ihnen wohnen sogar hier in Syracuse. Jimmy Schiff zum Beispiel. Den kennst du vielleicht. Jedenfalls mache ich immer gern eine Situationsanalyse, bevor ich mich auf einen Job einlasse. Das verstehst du doch, oder? Also noch mal meine Frage: Ist dir ein Grund bekannt, warum ich für meine Dienste als Personenschützer von Ms. Corazon mehr als mein übliches Honorar berechnen sollte?«
Meeses Blick fing an zu flackern. »Wieso sollte ich irgendwas über Kims Sicherheitsprobleme wissen? Was hat das alles mit mir zu tun, verdammt?«
»Da ist schon was dran, Robby. Du bist ein netter junger Mann, attraktiv und alles, und möchtest bestimmt niemandem Scherereien machen. Das seh ich richtig, oder?«
»Ich mach keine Scherereien.«
Gurney nickte bedächtig und wartete. Er konnte spüren, wie der Wind allmählich drehte.
Meese biss sich auf die Unterlippe. »Wir hatten eine großartige Beziehung. Ich wollte nicht, dass es so endet. Diese blöden Vorwürfe. Falsche Anschuldigungen. Lügen. Rufmord. Grundlose Anzeigen bei der Polizei. Jetzt auch noch Sie. Ich begreif nicht mal, wozu Sie hier sind.«
»Das hab ich dir doch erklärt.«
»Aber das ist total sinnlos. Sie sollten nicht mich belästigen. Gehen Sie lieber zu den Drecksäcken, mit denen sie sich eingelassen hat. Wenn Kim ein Sicherheitsproblem hat, dann wegen dieser Typen!«
»Und wer sollen diese Drecksäcke sein?«
Meese stieß ein wildes, theatralisches Lachen aus. »Wussten Sie, dass sie ihren Professor fickt, ihren sogenannten akademischen Betreuer? Wussten Sie, dass sie jeden fickt, der ihr bei ihrer Schrottkarriere nützlich sein könnte? Wussten Sie, dass sie Rudy Getz fickt, den größten Drecksack auf der ganzen beschissenen Welt? Wussten Sie, dass sie komplett verrückt ist? Wussten Sie das?« Es schien, als würden bei Meese gleich sämtliche Sicherungen durchbrennen.
Gurney versuchte ihn weiter aus der Fassung zu bringen. »Nein, das wusste ich alles nicht. Aber ich bin dankbar für die Informationen, Robert. Mir war nicht klar, dass sie verrückt ist. So was kann sich ziemlich drastisch auf meine Honorarvorstellungen auswirken. Eine Verrückte zu beschützen kann einem schwer auf den Geist gehen. Wie verrückt ist sie deiner Meinung nach?«
Meese schüttelte den Kopf. »Das werden Sie schon rausfinden. Ich sag kein Wort mehr. Wissen Sie, wo ich heute Nachmittag war? Bei meinem Anwalt. Wir gehen gerichtlich gegen die Schlampe vor. Ich kann Ihnen bloß raten, machen Sie lieber einen Bogen um sie. Einen weiten Bogen.« Krachend warf er die Tür zu. Unmittelbar darauf rasteten zwei Schlösser laut ein.
Vielleicht alles nur gespielt, dachte Gurney, aber auf jeden Fall äußerst interessant.
15
Eskalation
Als Gurney den Anweisungen seines GPS zurück zur Interstate folgte, spiegelte sich
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