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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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dich draußen verirrt?«, fragte Gurney.
    »Nein, hab mich bloß ein bisschen umgeschaut.«
    »Im Dunkeln?«
    »Hab Sterne beobachtet. Und die frische Landluft eingeatmet.« Sie klang unsicher.
    »Keine gute Nacht für Sterne.«
    »Nein, nicht besonders. Eigentlich sogar ziemlich unheimlich da draußen.« Sie zögerte. »Hör mal … Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich dich vorhin so angefahren habe.«
    »Nicht nötig. Im Gegenteil, ich muss mich entschuldigen, weil ich dich beunruhigt habe. Mir ist natürlich klar, was für eine wichtige Sache das für dich ist.«
    »Trotzdem hätte ich das nicht sagen dürfen.« Verlegen schüttelte sie den Kopf. »Manchmal such ich mir einfach den falschen Zeitpunkt aus.«
    Er begriff nicht, was sie damit meinte, doch er stellte keine Fragen, um eine Fortsetzung des peinlichen Austauschs von Entschuldigungen zu vermeiden. »Ich glaube, ich brauche jetzt eine Tasse Kaffee. Willst du auch welchen?«
    »Klar.« Sie wirkte erleichtert. »Gute Idee.«
    »Ihr könnt euch schon mal hinsetzen.« Mit entschiedener Geste deutete Madeleine zum Tisch. »Ich mach genug für alle.«
    Sie nahmen Platz. Madeleine schaltete die Kaffeemaschine ein. Zwei Sekunden später ging das Küchenlicht aus.
    »Verdammt, was ist los?«, entfuhr es Gurney.
    Weder Madeleine noch Kim antworteten.
    »Ist die Sicherung ausgefallen?«
    Er wollte aufstehen, aber Madeleine hielt ihn zurück. »Das war keine Sicherung.«
    »Was soll es denn sonst …?«
    Aus dem Gang zur Treppe drang ein schwaches, flackerndes Licht.
    Es wurde stetig heller. Dann hörte er Kyle singen, und unmittelbar darauf kam sein Sohn durch den Türbogen. Er trug einen Kuchen mit brennenden Kerzen, und seine Stimme wurde mit jedem Wort deutlicher.
    »Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday, lieber Da-ad, happy birthday to you.«
    »O Gott …« Gurney blinzelte verwirrt. »Ist heute wirklich …?«
    »Alles Gute zum Geburtstag«, sagte Madeleine leise.
    »Alles Gute auch von mir«, rief Kim voll nervöser Begeisterung. »Jetzt weißt du, warum ich mir wie eine totale Idiotin vorgekommen bin. Ausgerechnet heute Abend musste ich mich so danebenbenehmen.«
    »Meine Güte.« Gurney schüttelte den Kopf. »Ziemliche Überraschung.«
    Mit breitem Grinsen stellte Kyle den Kuchen vorsichtig in die Mitte des Tischs. »Ich war immer stinksauer, wenn er meinen Geburtstag vergessen hat. Aber dann hab ich gemerkt, dass er sich nicht mal an seinen eigenen erinnert, und da war es nicht mehr so schlimm.«
    Kim lachte.
    »Wünsch dir was und blas sie aus.« Kyle strahlte ihn an.
    »Okay.« Still dachte er sich seinen Wunsch: Gott steh mir bei, dass ich nichts Falsches sage. Er holte so tief Atem wie nur irgend möglich und blies ungefähr zwei Drittel der Kerzen aus. Mit einem zweiten Atemstoß war die Sache erledigt.
    »Du hast es geschafft!« Kyle ging hinaus in den Flur und legte den Hauptschalter für die Küchenbeleuchtung wieder um.
    »Ich dachte, ich muss sie auf einmal ausblasen«, meinte Gurney.
    »Nicht bei so vielen. Niemand kann neunundvierzig Kerzen mit einem einzigen Versuch ausblasen. Die Regel besagt, dass man bei über fünfundzwanzig eine zweite Chance bekommt.«
    Voller Verwunderung schaute Gurney seinen Sohn und die rauchenden Kerzen an und spürte abermals, wie seine Augen feucht wurden. »Danke.«
    Die Kaffeemaschine gab sprudelnde Geräusche von sich. Madeleine kümmerte sich darum.
    »Weißt du, du siehst überhaupt nicht aus wie neunundvierzig.« Kims Augen leuchteten. »Ich hätte dich vielleicht auf neununddreißig geschätzt.«
    »Dann wäre ich bei Kyles Geburt dreizehn gewesen«, lachte Gurney. »Und elf, als ich seine Mutter geheiratet habe.«
    »Hey, das hätte ich ja fast vergessen.« Kyle griff unter seinen Stuhl und zog eine Geschenkschachtel hervor. Sie hatte die richtige Größe für ein Hemd oder einen Schal und war in glänzendes türkisfarbenes Papier verpackt. Unter einem weißen Band steckte ein Umschlag.
    »Meine Güte.« Verlegen nahm Gurney das Geschenk in Empfang. Er und Kyle hatten sich schon seit Ewigkeiten nichts mehr zum Geburtstag geschenkt.
    Kyle beobachtete ihn gespannt. »Nur eine Kleinigkeit, von der ich mir dachte, die musst du haben.«
    Gurney löste das Band.
    »Die Karte zuerst«, mahnte Kyle.
    Gurney öffnete den Umschlag und zog die Karte heraus.
    Vorne stand in fröhlicher Kursivschrift: Eine Geburtstagsmelodie nur für Dich.
    In der Mitte spürte er eine Verdickung –

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