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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Junge.«
    »Und ihr habt hier wirklich Rotluchse?«
    »Einen oder zwei. Manchmal läuft mir einer durchs Scheinwerferlicht, wenn ich den Berg rauffahre.«
    »Wow. Ganz schön wild. Hab noch nie einen echten Rotluchs gesehen.« Er schwieg eine Weile. Gerade als ihn Gurney fragen wollte, was ihn beschäftigte, fuhr er fort: »Glaubst du wirklich, dass sich hinter dem Hirten-Fall mehr verbirgt, als die Leute meinen?«
    »Könnte schon sein.«
    »Am Telefon hast du ziemlich sicher geklungen. Das hat Kim wahrscheinlich so zu schaffen gemacht.«
    »Na ja …«
    »Und was haben die anderen deiner Ansicht nach übersehen?«
    »Was weißt du über den Fall?«
    »Wie gesagt, so ziemlich alles. Zumindest alles, was im Fernsehen kam.«
    Gurney schüttelte den Kopf. »Komisch, ich kann mich gar nicht erinnern, dass dich das damals so interessiert hat.«
    »Doch, es hat mich total interessiert. Und eigentlich klar, dass du dich nicht erinnern kannst. Ich meine, du warst ja nur selten da.«
    »An den Wochenenden schon, wenn du zu Besuch warst. Zumindest am Sonntag.«
    »Körperlich warst du anwesend, sicher, aber es war immer … Ich weiß nicht, als wärst du im Kopf mit was Wichtigem beschäftigt.«
    Gurney fand nur zögernd eine Erwiderung. »Und … als du mit Stacey Marx zusammen warst, bist du auch nicht mehr jedes Wochenende gekommen.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Bist du mit ihr in Kontakt geblieben, nachdem ihr euch getrennt habt?«
    »Hab ich dir nie davon erzählt?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Stacey ist voll abgestürzt. Eine Entziehungskur nach der anderen. Total fertig. Hab sie bei der Hochzeit von Eddie Burke gesehen. Kannst du dich noch an Eddie Burke erinnern?«
    »Vage. So ein Rotschopf?«
    »Nein, das war sein Bruder Jimmy. Egal, jedenfalls ist Stacey fertig.«
    Langes Schweigen trat ein. Gurney fühlte sich leer im Kopf, fahrig, beklommen.
    »Irgendwie kühl hier unten«, sagte Kyle schließlich. »Wollen wir zurück zum Haus?«
    »Ja. Ich komme in einer Minute.«
    Keiner von beiden bewegte sich.
    »Also …, du hast mir noch nicht erklärt, was dich an dem Fall so stört. Anscheinend bist du der Einzige, der da ein Problem hat.«
    »Vielleicht ist das ja das Problem.«
    »Zen-Weisheiten hab ich noch nie verstanden.«
    Gurney stieß ein jähes Lachen aus. »Das Problem ist ein eklatanter Mangel an kritischem Denken. Das ganze Paket ist viel zu sorgfältig geschnürt, zu einfach und viel zu nützlich für einen Haufen Leute. Da hat niemand Zweifel geäußert, diskutiert, getestet und Argumente zerpflückt, weil zu viele Experten mit zu viel Macht und Einfluss mit dem Ergebnis zufrieden waren: eine Mordserie von einem Psychopathen wie aus dem Lehrbuch.«
    Kyle zögerte kurz. »Du klingst richtig angefressen.«
    »Hast du schon mal jemanden gesehen, der ein Hohlspitzgeschoss Kaliber .50 von der Seite in den Kopf gekriegt hat?«
    »Bestimmt kein schöner Anblick.«
    »Was Grauenvolleres kann man sich kaum vorstellen. Das hat der sogenannte Gute Hirte mit sechs Leuten gemacht. Er hat sie nicht bloß umgebracht – er hat sie verstümmelt und ihnen jede Würde geraubt.« Stumm starrte Gurney in die Dunkelheit, ehe er weiterredete. »Diese Menschen haben mehr verdient. Sie verdienen eine ernsthaftere Debatte. Sie verdienen Fragen .«
    »Und was hast du jetzt vor? Willst du lose Fäden finden und daran ziehen?«
    »Wenn möglich.«
    »Na, das kannst du doch, oder?«
    »Früher konnte ich es zumindest. Mal sehen.«
    »Du schaffst das bestimmt. Bisher hast du noch jeden Fall geknackt.«
    »Natürlich nicht.«
    Wieder entstand Stille, die Kyle durchbrach. »Was sind das für Fragen?«
    »Hm?« Gurneys Gedanken waren abgedriftet, beschäftigten sich mit dem Morast seiner Schwächen.
    »Mich würde interessieren, was für Fragen dir vorschweben.«
    »Ach, keine Ahnung. Ein paar große, noch gestaltlose Fragen nach der Persönlichkeit, die hinter der Sprache des Manifests, der Anschlagslogistik und der Wahl der Waffe stecken könnte. Und ein Haufen kleinere Fragen, warum zum Beispiel alle Autos von derselben Marke waren …«
    »Oder warum sie alle aus Sindelfingen kamen?«
    »Warum sie was?«
    »Alle sechs Autos wurden im Mercedes-Werk in Sindelfingen bei Stuttgart gebaut. Hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten. Nur eine merkwürdige kleine Randnotiz.«
    »Wie kommst du dazu, so was zu wissen?«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass mich das damals sehr fasziniert hat.«
    »Das mit Sindelfingen kam in den

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