Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
beschließen sie, beide zu erschießen. In dem Moment tritt ein weiterer Mann im schwarzen Regenmantel und mit schwarzem Regenschirm heraus, dann wieder einer und dann noch mal zehn oder zwanzig, und zuletzt ist der ganze Platz voll von Leuten mit schwarzen Regenschirmen. Das Ganze wird ziemlich surreal – wie eine endlose Vermehrung von Regenschirmen. Die Killer stehen im Regen, bis sie völlig durchweicht sind, und haben keine Ahnung, was sie tun sollen.«
    »Und wie geht es aus?«
    »Daran kann ich mich nicht mehr erinnern – ist schon so lange her. Nur das mit den Schirmen hab ich im Kopf behalten.« Sie wischte die Arbeitsplatte mit einem Schwamm ab. »Was wollte er?«
    Gurney brauchte eine Sekunde, um zu verstehen, worauf sich ihre Frage bezog. »Er hat den Benzinkanister gefunden, der normalerweise hinter der Scheune stand. Das Komische ist: Er hat ihn versteckt in einem Abwasserkanal entdeckt.«
    »Versteckt?«
    »Das hat er gesagt. Er wollte, dass ich den Kanister identifiziere. Keine Ahnung, was das bedeutet.«
    »Warum sollte er denn versteckt gewesen sein? Hat ihn der Täter vielleicht benutzt, um den Brand zu legen?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Investigator Kramden war nicht sehr kommunikativ.«
    Neugierig neigte sie den Kopf. »Der Brand wurde absichtlich gelegt, so viel steht fest. Nach dem Haufen von ›Jagen-verboten‹-Schildern vor der Tür war das kein Geheimnis mehr. Aber wozu dann extra den Kanister verstecken?«
    »Keine Ahnung. Außer der Brandstifter war so betrunken, dass er es irgendwie sinnvoll fand.«
    »Glaubst du wirklich, dass das eine Erklärung ist?«
    Er seufzte. »Eher nicht.«
    Sie bedachte ihn mit einem dieser forschenden Blicke, unter denen er sich so durchsichtig vorkam wie Glas. »Und was ist jetzt der nächste Schritt?«
    »Für Kramden kann ich nicht sprechen. Ich persönlich muss mich erst mal eine Weile mit den verfügbaren Fakten befassen, um vielleicht irgendwelche Zusammenhänge zu erkennen. Ich brauche Antworten auf ein paar grundlegende Fragen.«
    »Zum Beispiel ob du es mit einem Gegner zu tun hast oder mit zweien?«
    »Genau. Irgendwie wären mir zwei lieber.«
    »Warum?«
    »Wenn hinter den Vorfällen in Kims Apartment und diesem Anschlag hier ein und dieselbe Person steckt, dann haben wir es mit einer viel ernsteren Sache zu tun als mit einem nachtragenden Jäger.«
    Die Herduhr gab drei laute Klingeltöne von sich. Madeleine ignorierte sie. »Du meinst, es hat was mit dem Guten Hirten zu tun?«
    »Oder mit Robby Meese – den ich vielleicht unterschätzt habe.«
    Die Uhr läutete erneut.
    Madeleine reckte den Kopf zum Fenster. »Sie kommen die Straße rauf.«
    »Was?« Das Wort war weniger eine Frage als der Ausdruck seiner Irritation über den jähen Themenwechsel. Sie schenkte sich eine Antwort. Er wartete, und nach einigen Sekunden hörte auch er das Dröhnen der BSA .
    Eine Dreiviertelstunde später, nachdem sie die Omeletts verspeist und den Tisch abgeräumt hatten, saß Gurney in seinem Arbeitszimmer und ging noch einmal die E-Mail-Dokumente von Hardwick durch, um vielleicht auf etwas Bedeutsames zu stoßen, das ihm bisher entgangen war.
    Mit den Autopsiefotos wollte er warten, bis er alles andere geprüft hatte. Am liebsten hätte er sich diese wahrscheinlich nutzlose und unangenehme Übung ganz geschenkt, zumal ihm die grausigen Bilder von der ersten Durchsicht noch lebhaft im Gedächtnis waren. Doch schließlich gewann das obsessiv-zwanghafte Gen, das sich in seinem Beruf als großes Plus und in seinem Privatleben als Katastrophe erwiesen hatte, die Überhand.
    Vielleicht lag es daran, dass er sich die Fotos in einer anderen Reihenfolge vornahm, oder vielleicht war sein Geist heute einfach aufnahmefähiger – auf jeden Fall stach ihm etwas ins Auge, das er bisher nicht bemerkt hatte. Die Einschusslöcher bei zwei Köpfen befanden sich offenbar genau an der gleichen Stelle.
    Er kramte in seiner Schreibtischschublade nach einem abwischbaren Filzstift. Als er keinen fand, ging er hinüber in die Küche, wo er schließlich einen in der Anrichte aufstöberte.
    »Du siehst aus, als hättest du eine heiße Spur entdeckt«, bemerkte Kyle. Er und Kim saßen in den Sesseln am Kamin, die inzwischen ein wenig näher zusammengerückt worden waren.
    Er nickte, ohne zu antworten.
    Wieder im Arbeitszimmer malte er auf dem Computerbildschirm mit einer Kreditkarte als Lineal ein knappes Rechteck um einen der zwei Köpfe mit den übereinstimmenden Verletzungen.

Weitere Kostenlose Bücher