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Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Gute Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Gute Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Dann zeichnete er die beiden Diagonalen ein, um den Mittelpunkt zu erhalten und seinen Verdacht zu bestätigen: Die Linien überkreuzten sich genau über dem Zentrum des Einschusslochs. Hastig wischte er den Monitor mit dem Hemdsärmel ab und wiederholte das Ganze bei dem anderen Foto – mit dem gleichen Ergebnis.
    Er rief Hardwick an und hinterließ eine Nachricht. »Hier Gurney. Muss dir schnell eine Frage zu den Autopsiebildern stellen. Danke.«
    Anschließend untersuchte er nacheinander sorgfältig die übrigen vier Fotos. Als er gerade beim letzten war, rief Hardwick zurück.
    »Hallo Kumpel, was ist los?«
    »Ich hab da so eine Idee. In mindestens zwei Fällen kann ich verifizieren, dass die Eintrittswunde sich exakt in der Mitte des Profils befindet. Bei den anderen vier bin ich mir nicht sicher, weil sich die Köpfe im Augenblick des Einschlags wahrscheinlich gerade zum Seitenfenster gedreht haben. Auch dort liegen die Eintrittswunden im Verhältnis zur Schussrichtung möglicherweise genau im Zentrum. Aber eindeutig lässt sich das nicht feststellen, weil Schusswinkel und Kamerawinkel nicht übereinstimmen.«
    »Da kann ich dir nicht ganz folgen.«
    »Ich überlege gerade, ob die zuständigen Rechtsmediziner noch andere Aufnahmen und Messungen zur Wundposition gemacht haben, die nicht in den mir vorliegenden Zusammenfassungen enthalten sind. Weil nämlich …«
    Hardwick unterbrach ihn. »Langsam, immer schön langsam. Bitte denk daran, mein Junge, dass diese Daten auf verborgenen Wegen in deinen Besitz gelangt sind. Ich würde mich strafbar machen, wenn ich dir offizielle Dokumente aus den Akten über den Guten Hirten schicken würde. Haben wir uns da verstanden?«
    »Selbstverständlich. Jetzt lass mich ausreden. Ich suche nach Zahlen, die die Position der Eintrittswunde im Verhältnis zur Position des jeweiligen Gesichts zum Seitenfenster im Moment des Einschlags belegen.«
    »Warum?«
    »Weil zwei Fotos Wunden zeigen, die vom Schützen aus gesehen genau in der Mitte des Profils liegen. Wäre der Kopf des Opfers eine Papierzielscheibe gewesen, hätte der Schuss in beiden Fällen exakt ins Schwarze getroffen. Und damit meine ich wirklich exakt. Unter schlechten Bedingungen, aus einem fahrenden Wagen auf einen anderen, praktisch ohne Sicht.«
    »Und welche Schlüsse ziehst du daraus?«
    »Damit möchte ich lieber noch warten, bis ich über die anderen vier Bescheid weiß. Ich dachte, du hast vielleicht Zugang zu den kompletten Autopsiedaten oder kennst jemanden, der Zugang hat, vielleicht sogar einen der Rechtsmediziner.«
    »Ich soll mich also abstrampeln, um was für dich rauszufinden, bevor du mir erklärst, worauf du überhaupt hinauswillst? Ich schlage vor, du rückst jetzt mit der Sprache raus, sonst muss ich ernsthaft über ein Leck mich als Antwort nachdenken.«
    Gurney war mit Hardwicks Manieren vertraut und ließ sich davon nicht beeindrucken, wenn ihm etwas wirklich wichtig war. »Ich kann dir schon sagen, worauf ich hinauswill: Eine derartige Treffsicherheit bei Schüssen aus dem Fenster eines fahrenden Autos auf ein nur minimal vom Armaturenlicht beleuchtetes Opfer setzt voraus – vor allem wenn der Schütze das in allen sechs Fällen geschafft hat –, dass er eine gute Nachtsichtbrille benutzt, dass er eine äußerst sichere Hand hat und ausgesprochen kaltblütig ist.«
    »Na und? An Nachtsichtgeräte kommt jeder ran, der das möchte. Im Internet gibt es Hunderte von Seiten mit entsprechenden Angeboten.«
    »Das meine ich nicht. Mein Problem ist, dass das Bild vom Guten Hirten immer unklarer wird, je mehr Daten ich über ihn habe. Was ist das für ein Typ, verdammt? Ein Meisterschütze, der eine Karikatur von einer Handfeuerwaffe benutzt. In seinem Manifest wimmelt es von feurigen biblischen Tiraden, aber bei der Planung und Ausführung seiner Taten ist er kühl bis ans Herz. Er scheint erfüllt von seiner Aufgabe, alle gierigen Menschen dieser Welt zu töten, doch nach sechs Morden hört er auf. Sein erklärtes Ziel ist verrückt, und trotzdem wirkt er höchst intelligent, logisch und risikoscheu.«
    »Risikoscheu?« Hardwicks Krächzen wurde noch eine Spur skeptischer als sonst. »Jemand, der nachts auf unbeleuchteten Straßen rumfährt und auf Leute schießt, kommt mir nicht besonders risikoscheu vor.«
    »Dafür spricht wiederum, dass er jeden Schuss in einer Kurve abgegeben hat, die ein möglichst geringes Zusammenstoßrisiko aufweist, dass er den Anschlag immer ungefähr in der Mitte

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