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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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meine Frau belästigt haben. In meinem Wagen.« Er drehte sich um, marschierte zu seinem Mercedes zurück und stieg ein.
    Ich rührte mich nicht.
    Er machte die Tür wieder auf, schob seinen Oberkörper heraus, brüllte mich an: »Ich warte.«
    Ich gab ihm keine Antwort.
    Er stieg aus, knallte die Tür diesmal noch fester zu. Auf halbem Weg geriet sein energischer Schritt ins Stocken. Die letzten paar Meter ging er sehr langsam.
    »Wir... meine Frau und ich haben die letzten Wochen unter erheblichem Streß gestanden. Wir...«
    »Hören Sie, Mr. Creasy, ich hatte nichts mit diesem Streß zu tun, aber Sie haben mich aus Ihrem Haus entfernen und hierher schleifen lassen. So, wenn Sie reden wollen, okay, dann reden wir. Wieso fahren Sie Ihren Wagen nicht aus dem Weg und steigen in meinen? Ich fahre uns eine Weile spazieren.«
     

FÜNFZEHN
     
     
     
    »Und woher wußten Sie, daß ich es war?« fragte ich.
    Vom Beifahrersitz starrte Creasy mich ausdruckslos an.
    »Da hinten auf dem Parkplatz. Woher wußten Sie, daß ich es war, dem Sie den Weg versperrten?«
    »Oh, Pina — unser Hausmädchen — hat Sie und... und Ihren Wagen beschrieben.«
    Ich bog links auf eine hübsche Landstraße ein und hoffte, daß die aufgeplatzten Nähte der alten Sitzpolster des Fiat seinen Anzug nicht ruinierten.
    »Mr. Creasy, der Tod Ihrer Tochter tut mir aufrichtig leid...«
    »Wieso können Sie uns nicht einfach in Ruhe lassen?«
    »Weil ich beauftragt worden bin, den Mord an ihr zu untersuchen.«
    »Was gibt es da noch groß zu untersuchen? Er hatte die Tatwaffe, er hat vor Zeugen gestanden. Er hat sie umgebracht, und dafür sollte er hängen.« In Creasys Stimme lag nur die Andeutung eines Akzentes aus dem Südwesten.
    »Stammen Sie aus der Gegend hier?«
    »Was?«
    »Sind Sie hier aufgewachsen?«
    »Nein, nein. In Texas. Mein Vater hatte eine Ranch in der Nähe von Fort Worth. Ich bin wegen meiner Ausbildung in den Osten gekommen, um hier aufs College zu gehen.«
    »Wo Sie dann Ihre Frau kennengelernt haben?«
    »Genau. Auf dem Wellesley College haben sie früher an Samstagnachmittagen immer Eiscreme-Parties veranstaltet und dazu Harvard-Studenten eingeladen...«
    Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, doch er fuhr nicht fort. »Was haben Sie?«
    »Normalerweise bin ich nicht so gesprächig. Wo haben Sie Ihre Verhörtechnik gelernt?«
    »Eine Zeitlang Militärpolizei, danach als Versicherungsdetek-tiv.«
    » Kampferfahrung ?«
    »Ein bißchen.«
    »Vietnam?«
    »Für Korea war ich noch etwas zu jung.«
    »Ich war in der Dominikanischen Republik. Bei den Marines, OCS Navy Programm.«
    »Wollen Sie jetzt aus mir was rauslocken, Mr. Creasy?« Beinahe ein Lächeln. »Nein. Ich mußte nur gerade daran denken, wie sehr Tynes Familie dagegen war, daß ich zu den Marines ging. Führer eines Infanterie-Zuges statt Manager.« Er atmete tief aus. »Damals waren die Zeiten einfacher. In vieler Hinsicht.«
    »Je älter man wird, desto komplizierter wird das Leben.«
    »Nein, es lag an der Zeit. Damals waren die Alternativen viel einfacher. Klarer, eher wie zur Zeit meines Vaters. Wenn er einen Mann dabei erwischte, wie er eins von unseren Rindern klemmte — oh, Entschuldigung, Sie würden >klauen< sagen, vermute ich — , gab’s keinen unnötig in die Länge gezogenen Rechtsstreit. Die Viehzüchter kümmerten sich einfach darum.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, es war Krieg — der zweite Weltkrieg — , daher waren die meisten jüngeren Männer beim Militär, und es gab sowieso nie besonders viel Polizei bei uns, daher haben die Rancher solche Dinge einfach selbst gelöst. Wenn der betreffende Mann gestohlen hatte, um seine Familie zu ernähren, mußte er es auf der Ranch, die er bestohlen hatte, abarbeiten.«
    »Was, wenn er nur zu seinem persönlichen Vorteil gestohlen hatte?«
    »Dann passierte was anderes.«
    »Etwas Ernsteres?«
    »Erheblich ernster. Sie waren im Kampfeinsatz. Sie erwischen irgendso einen kleinen Scheißkerl, von dem Sie genau wissen, daß er einen Ihrer Leute erledigt hat, aber für den Geheimdienst ist er keinen Pfifferling wert... Ich meine, Sie konnten ihm einfach in die Augen sehen und wußten sofort, daß ihm kein Mensch ein größeres Geheimnis anvertrauen würde, als wie man den Sicherungsstift von einer Handgranate abzieht. Füttert, wäscht und begleitet ihn der Zug und bringt ihn dann auch noch von der Front zurück in die Etappe?«
    Mit gefielen die Erinnerungen nicht, die Creasy in mir weckte. Die Landstraße

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