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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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endete an einer Weggabelung, und ich bog nach rechts ab.
    »Wie sind Sie zum Fernsehen gekommen?« sagte ich.
    »Tynes Vater hatte Anfang der Fünfziger eine Lizenz für einen der ersten Sender hier. Er hatte einen Manager, der ungefähr fünfzehn Jahre den Laden schmiß. Als ich aus der Army entlassen wurde, kam mir das wie ein guter Ausgangspunkt vor. Der Manager starb nach einem Jahr, und ich übernahm den Laden.«
    »Sind Sie glücklich?«
    Creasy lachte. »Verzeihung, aber Ihre Frage erinnert mich an ein Vorstellungsgespräch, das ich in meinem letzten Studienjahr in Harvard hatte. Tyne und ich waren verlobt, und ich hatte mich bereits bei den Marines verpflichtet. Aber Tynes Vater bestand darauf, daß ich mich bei dieser Firma vorstellte, die einem seiner Freunde gehörte. Damit ich >Optionen< hatte, wenn ich entlassen wurde. Tynes Vater hatte es immer mit Optionen. Ich traf mich mit einem leitenden Angestellten dieser Firma, und das Unheimliche an der Sache war, daß er mir tatsächlich irgendwie ähnlich war. Beide trugen wir natürlich Anzüge, aber ich meine seine Gesichtszüge, seine Haarfarbe, seine Statur — alles wie eine zehn Jahre ältere Ausgabe von mir. Nach fünfzehn Minuten war klar, daß ich den Kerl nicht ausstehen konnte. Er trug eine Fliege und konnte über nichts anderes reden als nur die Firma, seine Aufgaben und die vielen Überstunden. Vermutlich habe ich ihm auch nicht besonders gefallen. An einem Punkt, wir mochten uns schon eine Viertelstunde unterhalten haben, schaute er auf die Uhr, tippte mit dem Zeigefinger der anderen Hand darauf, und fragte, ob ich noch weitere Fragen hätte. Ich sagte: >Nur eine. Sind Sie glücklich?< Einfach so. >Sind Sie glücklich?< Tja, er hat mich angestarrt, und ich war ziemlich sicher, daß er versuchte dahinterzukommen, welche >relevante< Frage ich gestellt haben könnte, die sich wie >Sind Sie glücklich?< angehört hatte. Dann hat er sich geräuspert, gesagt, ja, er wäre glücklich, und wir sind aufgestanden und haben uns wie zwei echte Männer die Hände geschüttelt. Ich mußte den ganzen Weg nach Hause lachen.«
    »Und ich erinnere Sie an diesen Burschen?«
    »Nein, nein. Ich dachte nur gerade, daß ich glücklich bin. Im Sender, meine ich. Es ist ein verantwortungsvoller Job, der mich ausfüllt. Ich weiß, es klingt kitschig, aber Tatsache ist, daß ich die Dinge machen kann, die ich machen will, die Art von Programm, die ich für wichtig halte. Das ist der Grund, warum die Erneuerung der Lizenz so... Tut mir leid, das ist nicht Ihr Problem. Einerlei, der Sender, die Arbeit, macht alles übrige... macht das alles einigermaßen erträglich.«
    Während Creasy sprach, versuchte ich ihn so gut wie möglich im Auge zu behalten, ohne mit dem Wagen einen Unfall zu bauen. Nach der Szene auf dem Polizeiparkplatz war ich soweit, ihn zu verachten, aber er hatte etwas, das geradlinig und aufrichtig war. Wie die Rollen, die Gregory Peck früher immer gespielt hat.
    »Mr. Creasy, tut mir leid, Sie wieder auf den Tod Ihrer Tochter bringen zu müssen, aber gibt es jemanden, der sie haßte oder dem ihr Tod auf irgendeine Weise genützt hätte?«
    Er antwortete nicht sofort. »Sie tun wirklich Ihren Job, Mr. Cuddy, was?«
    »Ich fänd’s angenehmer, wenn Sie mich einfach John nennen würden.«
    »Und Sie nennen mich Sam.« Er streckte die Hand aus. Ich schüttelte sie.
    »Gibt es jemanden?«
    »Schwer zu sagen. Jennifer hat ihr eigenes Leben gelebt. Ein bißchen zu verrückt, selbst in der heutigen Welt. Auf dem College gab’s einen Jungen, dem hat sie wegen diesem Daniels den Laufpaß gegeben.«
    »Richard McCatty.«
    »Ja. Soweit ich weiß, hat er deswegen sowohl Jennifer als auch Daniels gehaßt. Genau wie George Bjorkman. Zufällig war das der Grund, warum ich zum Polizeirevier gekommen bin. Um den Chief zur Rede zu stellen, wieso er ausgerechnet Bjorkman in mein Haus schickt. Dann habe ich Sie gesehen und bin abgelenkt worden.«
    »Wieso hat Sie das verärgert? Bjorkman, meine ich.«
    »Als Bjorkman auf dem College war, wollte er mit Jennifer auf seinen Abschlußball. Sie war gerade im ersten Jahr auf der High School, um Himmels willen, daher konnte ich es einfach nicht erlauben. Natürlich wollte sie auch hin, allerdings nicht wegen Bjorkman, sondern einfach um zu sehen, wie das so war. Sie hat immer gern... experimentiert, unsere Jennifer. Nun, Bjorkman hat sich jedenfalls weiter bei uns herumgetrieben, und schließlich habe ich ihn rausgeworfen.«
    »

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