Guten Abend, Gute Nacht
aus.
»Noch eins?«
Er lehnte ab. »Da habe ich Willa kennengelernt. Sie hat damals bei einer Versicherungsagentur gearbeitet. Jemand in der Versicherungszentrale meinte, der Agent frisiere eventuell Leistungsansprüche für einen seiner Kunden, der eine Menge kostspieliger Einbrüche zu haben schien. Ich trug damals noch Uniform, aber für einen Morgen haben sie mich in Zivil gesteckt und ans Raubdezernat ausgeliehen, um die schwarze Sekretärin des Burschen zu vernehmen. So wurde das damals gemacht.«
»Dann hat sie geheiratet?«
»Ja, aber ihr Mann war schon da ein Stück Scheiße. Hat das Geld für die Miete bei Hunderennen verloren, und das, was er gewonnen hatte, gab er für Alkohol und weiße Nutten aus. Aber Willa hielt nichts von Scheidung.«
»Scheidung? So ernst war es Ihnen?«
Murphy sah mich verwirrt an, sprach dann schneller. »Nein, nein. Ich habe nicht Scheidung gemeint, damit sie mich heiraten konnte. Zwischen Gayle und mir, es war einfach... nun, es war einfach wie eine Zeit, in der es irgendwie nicht richtig lief, nachdem es drei Jahre ganz toll gewesen war. Ich konnte einfach nicht über diese Phase hinaussehen, die wir damals durchmachten. Es kam mir vor, als würde es für immer und ewig so weitergehen.«
»Damals haben Sie dann angefangen, sich mit Willa zu treffen?«
»Ja, wahrscheinlich.« Er zuckte mit den Achseln. »Zuerst haben wir nur zusammen zu Mittag gegessen. Ich habe mir irgendwelche Ausreden einfallen lassen, daß ich mich mit einem Typen wegen diesem oder jenem Fall treffen müßte. Willa wartete dann in irgendeinem Restaurant auf mich. Sie hatte Angst, daß ihr Chef — der, wie sich übrigens herausstellte, keine krummen Dinger gedreht hatte; wir haben ihn nicht festgenommen — , daß ihr Chef mißtrauisch würde, wenn ich zu ihr ins Büro kam. Willas Mann hatte eine lockere Hand, und bei einem Mittagessen hatte sie ein blaues Auge. Ich hab mit diesem kleinen Arschloch geredet, nachdem er das bißchen Arbeit verlor, das er machte. Danach hat er sie in Ruhe gelassen. Ganz und gar in Ruhe gelassen.«
Murphy spielte mit seinem Krug. »Ich nehme das andere Bier, wenn das Angebot noch steht.«
Ich ging zum Kühlschrank und machte ihm eine weitere Flasche auf. Meins hatte ich kaum angerührt. Ich ging ins Wohnzimmer zurück und gab ihm das Bier.
»Danke.« Er schenkte sich ein und trank die Hälfte sofort aus.
»Wie auch immer«, sagte er. »Willa war damals eine verdammt attraktive Frau, und ihr Mann war ein Bastard, und ich fühlte mich, ich weiß auch nicht, vielleicht als wollte ich mich wieder verlieben. Na ja, und so hat’s eben angefangen.«
»Und wie lang hat’s gedauert?«
»Zwei, zweieinhalb Monate. Eigentlich war’s eher eine Therapie als eine Liebesgeschichte. Wir mußten alles immer genau planen, genau wie Gayle und ich, nur... nur daß es irgendwie anders war. Wir haben uns wirklich gegenseitig geholfen, glaube ich. Erwachsen zu werden.«
»Und warum hat’s aufgehört?«
»Willa. Willa wurde schwanger, meine ich. Sie und ich, wir waren immer sehr vorsichtig. So vorsichtig, wie man damals nur sein konnte. Aber eines Abends ist ihr Mann betrunken nach Hause gekommen. Irgendeine Nutte hatte ihn übers Ohr gehauen, und, na ja, er... hat’s dann an Willa ausgelassen, ohne in irgendeiner Weise zu verhüten. Ich weiß nicht, ob er’s war oder ich. Aber Willa wollte von Abtreibung nichts wissen, wollte nichts davon hören. Und als sie schwanger war, änderte sich das, was zwischen uns war.« Murphy trank wieder einen Schluck von seinem Bier. »Also haben wir uns nicht mehr gesehen. Dann kam William auf die Welt, und ihr Mann wurde noch beschissener, und schließlich ist er verschwunden. Ich konnte ihr nicht viel helfen. Ihre Eltern haben sie dann ziemlich unter ihre Fittiche genommen. Und dann, wie bei vielen anderen Dingen im Leben, habe ich sie und William irgendwie aus den Augen verloren.«
Ich trank etwas von meinem Bier. Es wurde langsam warm, aber ich wollte etwas zu tun haben.
Murphy unterbrach sich, schenkte den Rest seiner zweiten Flasche in den Krug. »So, jetzt wissen Sie’s.«
»Dr. Lopez, Williams Beraterin auf der U Mass, und Willa haben davon gesprochen, daß William ein Stipendium für das Goreham bekommen hat. Haben Sie da ein bißchen nachgeholfen?«
»Ein bißchen. William wollte im Wohnheim leben, wie ein echtes College-Kid, nicht wie einer, der nur tagsüber dort war. Willa war ein bißchen knapp bei Kasse, daher habe ich... Wissen
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