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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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Sie, wir können Darlehen auf unsere Pension aufnehmen.«
    »Ziemlich gute Alternativ-Investition.«
    »Oh, ja«, sagte Murphy, leerte den Rest seines Bieres. »Mir hat William es zu verdanken, daß er das Mädchen kennenlernte, das er umgebracht hat, wie jeder behauptet. Ja, eine tolle Investition.«
    »Ich bin nicht so sicher, daß er sie umgebracht hat.«
    »Haben Sie Beweise?«
    Ich faßte die Unstimmigkeiten zusammen, auf die ich bislang gestoßen war.
    Murphy ließ sich alles durch den Kopf gehen und sagte dann: »Steckte ich nicht gefühlsmäßig in dieser Sache, würde ich sagen, Sie haben nicht das Schwarze unterm Fingernagel.«
    »Ich würde trotzdem gern weitermachen.«
    »Ich habe mit Willa darüber gesprochen, daß William Ihnen nicht helfen will. Sie hat gesagt, sie hätte schon mit ihm gesprochen und er wäre einverstanden, noch mal mit Ihnen zu reden.«
    »Ich werde ihn morgen besuchen.«
    Murphy stand auf, ging zur Tür.
    »Lieutenant?«
    »Ja?«
    »Bin ich der erste, mit dem Sie über sich und Willa gesprochen haben?«
    Murphy drehte sich halb zu mir um, machte dann die Tür auf. »Wissen Sie, was Ihr Problem ist, Cuddy? Sie stellen immer eine Frage zuviel.«
    Was mir als Antwort reichte.
     
    Ich rief Willa Daniels an und brachte sie auf den neuesten Stand meiner Ermittlungen, wobei ich allerdings Murphys Beichte ausließ. Sie bedankte sich herzlich für das bißchen Optimismus, das ich ihr schenkte.
    Als nächstes rief ich die Auskunft an und ließ mir die Nummer der einzigen Familie Wald in Marion geben. Die Frau fragte mich sogar, ob ich nicht vielleicht Wall oder Walsh meinte. Ich bedankte mich und versuchte mein Glück.
    Nach dem zweiten Klingeln meldete sich eine Frau. »Hallo?«
    »Mrs. Wald?«
    »Ja.«
    »Haben Sie eine Tochter namens Deborah Wald?«
    »Ja. Wer spricht denn da, bitte? Ist mit Debbie alles in Ordnung?«
    »Mein Name ist John Cuddy, Mrs. Wald. Ich bin Detektiv und untersuche den Mord an Debbies Zimmergenossin Jennifer Creasy.«
    Mrs. Walds Stimme senkte sich. »Ich dachte, das wäre alles vorbei.«
    »Ich fürchte, nicht.«
    »Debbie ist im Augenblick nicht hier. Sie ist mit Freunden unterwegs.« Ein anderer Ton schlich sich in ihre Stimme. »Ich glaube, daß sie der Polizei sowieso nicht viel helfen kann.« Manchmal kommt man weiter, wenn man einen falschen Eindruck nicht richtigstellt. »Trotzdem würde ich gern mit ihr sprechen, Mrs. Wald.«
    Sie schwieg. »Also, Debbie arbeitet von morgens bis mittags im Restaurant des Country Club. Sie wird morgen nach halb drei zu Hause sein.«
    »Das müßte in Ordnung gehen. Können Sie mir sagen, wie ich fahren muß?«
    Mrs. Wald diktierte eine lange Reihe von Abzweigungen, Kreisverkehren und schlecht ausgeschilderten Straßen. Sie sagte, es seien ungefähr anderthalb Autostunden von Boston. »Angesichts der Entfernung, Mrs. Wald, sind Sie wirklich sicher, daß Debbie um die Uhrzeit zu Hause sein wird?«
    »Oh, ja. Sie muß. Sie...« Ihre Stimme versagte. »Sie kommen morgen das Klavier abholen.« Sie fing an zu weinen und legte auf.
     

SIEBZEHN
     
     
     
    Nachdem ich ungewöhnlich früh zu Bett gegangen war, wachte ich am anderen Morgen auch ungewöhnlich früh auf. Um sechs Uhr war ich bereit zum Laufen.
    Ich überquerte die Beacon Street und dann die Fußgängerbrücke. Auf dem normalerweise verstopften Storrow Drive unter mir fuhren nur zwei oder drei Autos vorbei. Ich hielt mich links, flußaufwärts.
    Bei Tagesanbruch sind die Ufer des Charles River unheimlich. Der Geist eines Vollmondes, der sich scheinbar schämt, immer noch sichtbar zu sein, starrt auf obdachlose Männer und Frauen herab. Sie schlafen auf harten Holzbänken, gegen die Feuchtigkeit in schmutzige Decken eingewickelt wie in Kokons. Vier oder fünf von ihnen schieben Einkaufswagen voller Dosen und Flaschen, wühlen in Mülleimern und zurückgelassenen Papiertüten, um genug Pfandgeld für das Essen und Trinken des kommenden Tages zusammenzubekommen. Dazwischen die ernsthaft geistig Gestörten, nach der Massenentlassung der angeblich harmlosen Fälle aus den Anstalten des Bundesstaates jetzt ebenfalls ohne Bleibe. Sie schlendern entweder langsam daher und murmeln leise vor sich hin oder marschieren zackig wie SA-Männer und brüllen, von inneren, ganz persönlichen Teufeln getrieben, schier endlos Obszönitäten heraus. Dazu dann noch fünfzehn oder zwanzig fitnessbewußte Städter auf der Überholspur des Lebens, die auf den gewundenen und mit Splitt

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