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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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jeder behauptet.«
    »Wenn Sie unbedingt den Blödmann spielen wollen, okay, ist allein Ihre Sache. Stellen Sie Ihre Fragen.«
    »Wie haben Sie Jennifer kennengelernt?«
    William verzog das Gesicht, antwortete aber trotzdem. »Als ich aufs College gekommen bin — nach Goreham, meine ich — , bin ich ihr eines Tages im Wohnheim über den Weg gelaufen.«
    »In Richard McCattys Zimmer?«
    »Ja. Er und ein paar von seinen bescheuerten Freunden waren auch da.«
    »McCatty hat Ihnen das Leben schwer gemacht?«
    »Oh, nein«, sagte William, sprach die Worte übertrieben gekünstelt aus. »Er hat mir keine Schwierigkeiten gemacht. Er ist die Rassenintegration leibhaftig, dieses Arschloch.«
    »Wann haben Sie angefangen, sich regelmäßig mit Jennifer zu treffen?«
    »Sie ist rausgekommen, um sich für McCatty zu entschuldigen. Sie war wirklich unheimlich nett, hat mich auf einen Kaffee eingeladen.«
    »Und Sie haben angenommen?«
    »Ja. Wir sind ins Studentenzentrum gegangen und haben geredet.«
    »Wie lange?«
    »Paar Stunden. Was zum Teufel hat das mit allem zu tun?«
    »Wahrscheinlich nichts, aber ich muß ein Gefühl dafür bekommen, wie sich alles entwickelt hat.«
    »>Wie sich alles entwickelt hat?< Was zum Teufel soll sich denn Ihrer Meinung nach groß entwickelt haben?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie hat’s mit mir gemacht, Mann. Sie hat mich nach dem Kaffee und allem mit auf ihr Zimmer genommen, und da hat sie’s mit mir gemacht.«
    »Sex.«
    »Nein, Arschloch. Körpermalerei. Scheiße, natürlich Sex. Hat mir einen geblasen. Hat gesagt, sie hätte ihre Tage.«
    Einen Moment lang sagte ich nichts mehr. William sah mich vorwurfsvoll an. Er sagte: »Mehr Fragen haben Sie nicht?«
    »Doch. Ich habe nur gerade nachgedacht.«
    »Über was?«
    »Nur, daß jeder, mit dem ich bisher geredet habe, angedeutet hat, daß es zwischen Ihnen und ihr ernst war. Ernst wie in einer fester Beziehung.«
    William lachte. Ich ließ es drauf ankommen. »William, Sie sind der erste, der durchblicken läßt, daß man sie leicht flachlegen konnte.«
    Er wurde wütend, versuchte es dann schnell zu überspielen. »Die Leute haben doch keinen Schimmer, von was sie überhaupt quatschen. Das müßten Sie doch eigentlich inzwischen auch schon mitgekriegt haben.«
    »Hat Jennifer auch noch andere Typen getroffen, während sie mit Ihnen zusammen war?«
    »Sie meinen, ob sie mit anderen gebumst hat, oder was?«
    »Genau das meine ich.«
    »Wahrscheinlich. Ja, ganz bestimmt. Sie hat gerne gebumst.«
    »Wen?«
    »Wen sie gebumst hat?«
    »Ja.«
    »Keine Ahnung.« Er lachte wieder, kurz und bitter. »Ich sag Ihnen was — bringen Sie mir ein Studentenverzeichnis, vielleicht auch noch eine Liste der Dozenten, und ich unterstreiche Ihnen dann die sicheren Fälle und mache Häkchen hinter die heißen Kandidaten.«
    »Sprechen wir über Dr. Marek. Wie kam es, daß Sie zu ihm gegangen sind?«
    »Jennifers Idee. Sie war in seiner Gruppe, meinte, es wäre vielleicht ganz gut für mich.«
    »Und, war’s das?«
    »Ja, Wahnsinn«, sagte er, übertrieb wieder und deutete heftig mit dem Kopf auf seine Umgebung. »Hat mir eine völlig neue Perspektive aufs Leben eröffnet.«
    »Hat es Ihnen denn geholfen, bevor Jennifer ermordet wurde?« William atmete aus, strich sich schnell mit der Hand über die Augen. »Hören Sie, ich war total fertig. Ich hab bis über beide Ohren in der Scheiße gesteckt, verstehen Sie? Ich bin praktisch im Handumdrehen aus der Gosse über die U Mass in die feine Gesellschaft aufgestiegen. Ich weiß, daß es auf dem Kalender Jahre sind, aber für mich nicht. Mir war ganz schwindlig, Mann. Sie haben ja keinen Schimmer. Es war, als hockte man sein ganzes Leben lang vor der Glotze, auf alles neidisch, was man da zu sehen kriegt, und dann ist man auf einmal Star seiner eigenen Show. Alle Leute konzentrieren sich plötzlich auf einen, beurteilen einen, ohne daß man weiß, welchen Maßstab sie dabei anlegen. Wissen Sie eigentlich, wie das ist, wenn einem die Leute auf der U Mass erzählen, man wäre ein Scheiß-Genie, und dann landet man in einem Laden wie Go-reham, und plötzlich wird einem klar, daß ein Genie zu sein, wirklich eine verdammt relative Kiste ist?«
    »Und hat Marek Ihnen bei diesen Problemen helfen können?«
    »Keine Ahnung. Das Hypnose-Zeug, ja, ich glaube schon, daß mir das irgendwie geholfen hat. Wenigstens am Anfang. Und dann...«
    »Ja?«
    »Ach, vergiß es, Mann.«
    »William, was wollten Sie gerade...«
    »Ich

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