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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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an mir vorbeikam, brummte er: »Scheiß College. Hat nicht mal genug Verstand...«
    Den Rest bekam ich nicht mehr mit, da Jimmy sagte: »Erste Sahne, Onkel Vin«, und dem schweren Mann den Weg hinunter folgte.
    Zum ersten Mal sah mich das Mädchen jetzt an. »Sie kommen zu spät. Wir haben das Klavier schon verkauft.«
    Ich zeigte auf das verschwindende Gespann. »Vielleicht nicht.«
    Sie seufzte und starrte die Tür an. »Was ist, wenn die sie nicht wieder richtig einhängen können?«
    »Wenn sie sie rauskriegen, dann kriegen sie sie auch wieder rein. Solange sie nichts verbiegen oder kaputt machen.«
    Sie drehte sich wieder zu mir um, sah mich schief an. »Sie sind nicht wegen dem Klavier hier, stimmt’s?«
    »Nein, mein Name ist John Cuddy. Ich bin...«
    »Sie haben gestern abend angerufen. Wegen Jennifer.«
    »Richtig. Ihre Mutter...«
    »Können Sie mir bitte einen Ausweis oder so was zeigen?« Aufgewecktes Mädchen. Ich erfüllte ihren Wunsch. Sie musterte den Ausweis und sagte dann: »Mom hat gesagt, Sie wären von der Polizei. Davon steht hier aber nichts.«
    »Ich habe Ihrer Mutter gesagt, ich wäre ein Detektiv, der Jennifers Tod untersucht. Da muß sie wohl angenommen haben...«
    »Was Sie sie annehmen lassen wollten.« Deborah lächelte mich schief an. »Kommen Sie trotzdem rein.«
    Als sie vor mir ins Haus ging, sah ich, was Jimmy so bewundert hatte. Sie trug verwaschene, abgeschnittene Jeans-Shorts und hatte makellose Beine, deren Schönheit lediglich durch zwei Krampfadern auf ihren Waden gemindert wurde. Außerdem sah ich, warum Onkel Vin sauer auf sie war. Der Stutzflügel nahm in dem alten Cottage mindestens das halbe Wohnzimmer in Beschlag.
    Sie deutete auf einen gepolsterten Lehnstuhl und setzte sich auf das Gegenstück mir gegenüber. »So. Wie kommt es, daß Sie den Fall immer noch untersuchen, wo sie William doch längst haben?«
    »Ich arbeite für Williams’ Anwalt. Es gibt eine Menge Ungereimtheiten, was den Ablauf der Ereignisse betrifft. Ich hoffe, Sie werden mir das eine oder andere sagen können, das mir weiterhilft.«
    »Sie meinen, William aus der Klemme hilft.«
    »Hilft, denjenigen zu finden, der wirklich verantwortlich ist.«
    »Erwarten Sie keine Wunder.«
    »Das werde ich nicht.«
    »Okay. Was wollen Sie wissen?«
    »Soweit ich weiß, hat William Jennifer auf dem Goreham kennengelernt. Im Wohnheim.«
    »Richtig. Ihr damals aktueller Lover hat ihn angemacht oder so, und sie hat ihn sich aufgerissen. Wenigstens hat sie’s so erzählt. «
    »Ich nehme an, wenn Sie >damals aktueller Lover< sagen, meinen Sie, daß sie ziemlich populär war?«
    Deborah unterdrückte ein Lachen. »Ja, sie war >populär<. Oder vielleicht sollte ich besser >kopulär< sagen, falls es das Wort gibt. Denn genau das war es, was sie am besten konnte.«
    »Ich dachte, Sie beide wären Zimmergenossinnen gewesen.«
    »Waren wir, ja.«
    »Klingt nicht so, als wären Sie besonders gut befreundet gewesen.«
    Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, tat als wäre sie völlig locker. »Wir sind nicht besonders miteinander ausgekommen. «
    »Wie meinen Sie das?«
    Sie rutschte weiter. »Hören Sie, ich verstehe wirklich nicht, was Sie das interessieren könnte. Im Zusammenhang mit William, meine ich.«
    »Ich muß alles wissen, was ich über Jennifer herausfinden kann. Ich habe sie nicht gekannt, und wenn William sie nicht umgebracht hat, dann...«
    »Also... Mein Dad ist an Krebs gestorben. Vor drei Monaten, okay? Ich hab’s erfahren... er hat kurz vor Thanksgiving erfahren, daß er es hatte. Und Jennifer hat sich damals einfach beschissen verhalten, absolut beschissen. Ich meine, ich habe da in meinem Zimmer gehockt und geheult, verdammt, und sie hat den Kopf durch die Tür gesteckt und versucht, mich zu überreden, eine Weile zu verschwinden, weil sie einen Typen bei sich hatte. Aber mit mir essen gehen oder reden oder mir einfach nur zuhören wollte sie nicht. Kapiert?«
    »Ja.«
    »Nein, tun Sie nicht.« Tränen traten ihr in die Augen. »Sie können das nicht verstehen, wenn Sie nicht wie ich schon mal jemanden an Krebs verloren haben. Jemanden, den Sie geliebt haben.«
    »Doch, ich verstehe.«
    Sie stand kurz davor zu weinen, unterdrückte dann ihre Tränen, fixierte mich scharf. »Einer Ihrer Eltern?«
    »Meine Frau.«
    »Mein Gott«, sagte sie. »Aber Sie sind so... ich... Tut mir leid, ich wollte nicht...«
    »Ist schon okay. Ist schon eine Weile her. Heute kann ich drüber reden. Mit der Zeit wird’s

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