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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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hat gesagt, der Grund, warum er nicht über das Lager sprach, wäre, daß er nur eine gute Sache damit verbände, und das wäre die Musik. Also hat er jeden Abend hier gespielt. War so was wie ein Vermächtnis, nehme ich an.«
    »Aber Sie wollen den Flügel raus haben?«
    »Ja«, sagte sie und stand auf. Ich erhob mich ebenfalls. »Meine Mutter kann ihn nicht ansehen, ohne sofort zu weinen, und in diesem Zimmer hier ist er irgendwie schwer zu übersehen.«
    Sie klopften wieder. »Okay, okay«, rief sie.
    Ich sagte zu ihr: »Vielen Dank für Ihre Zeit.«
    »Schon in Ordnung.« Sie wechselte wieder auf die sanftere Stimme. »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Sicher.«
    »Vorhin, als Sie mir von Ihrer Frau erzählt haben. Das haben Sie doch nicht nur gemacht, um mich zum Reden zu bringen, oder?«
    »Ich hoffe, nicht.«
    Sie lächelte, und wir gingen zur Tür. Onkel Vin stand dort, Jimmy in seinem Schatten.
    »Und?« fragte Onkel Vin.
    »Sie können die Tür aushängen«, sagte Deborah.
    »Gott sei Dank«, meinte Onkel Vin erleichtert, als er rein- und ich rausging.
    »Erste Sahne«, flüsterte Jimmy.
     

NEUNZEHN
     
     
     
    Als ich das Viertel der Walds verließ, entdeckte ich das Café, das Onkel Vin erwähnt hatte. Direkt daneben befand sich ein Münztelefon in einem dieser gläsernen Särge. Ich hielt davor an. Glücklicherweise ein Tastentelefon, daher konnte ich relativ problemlos meine Kreditkarte benutzen. Zuerst rief ich meinen Auftragsdienst an. Sie hatten zwei Nachrichten für mich, eine von Lieutenant Murphy und eine von Mrs. Daniels, beide wollten aktuelle Lageberichte. Ich versuchte es zuerst bei Murphy und sprach mit einer jungen Beamtin der Mordkommission namens Cross, die ich bei Murphy kennengelernt hatte. Sie sagte, der Lieutenant sei nicht im Hause, sie würde ihm aber meine Nachricht weitergeben.
    Dann besorgte ich mir von der Auskunft Lainie Bishops Telefonnummer. Sie hatte zwei Anschlüsse, einen geschäftlichen und einen privaten. Ich wählte die Nummer vom Büro und erhielt nach viermaligem Klingeln einen geplagten Auftragsdienst. Meine Mitteilung wurde notiert und mir versichert, daß Ms. Bishop mich zurückrufen würde. Ich versuchte mein Glück auch bei Lainies Privatanschluß und hörte nach zweimal Klingeln Lainies Stimme auf dem Anrufbeantworter. Nachdem ich brav den Piepton abgewartet hatte, hinterließ ich eine Nachricht, daß ich sie an diesem Abend noch sprechen wollte, auch bei ihr zu Hause, falls ihr das lieber wäre.
    Dann war Mariah Lopez an der Reihe. Ich störte sie in einer Sitzung mit einem Studenten, aber sie sagte, um halb fünf hätte sie eine halbe Stunde Zeit für mich, falls ich dann da sein könnte. Ich sah auf meine Uhr und sagte, daß ich käme.
    Als letzte erreichte ich Mrs. Daniels im Büro. Ich sagte ihr, daß ich gern noch an diesem Abend bei ihr vorbeischauen würde. Sie schlug halb acht vor, und ich war einverstanden.
    Für die Rückfahrt nach Boston hielt ich mich nach Osten und nahm die Route 3A, die sogenannte Küstenstrecke, nach Norden. Die Route 3A war früher langsamer, aber auch landschaftlich reizvoller als die Route 3, die Verlängerung des Southeast Expressway. Man braucht auf der 3A immer noch länger, aber die schöne Landschaft ist inzwischen durch endlos aneinander gereihte Fast Food-Restaurants und kleine Einkaufszentren, wie man sie im Mittleren Westen findet, verdrängt worden.
    Ungefähr um Viertel nach vier erreichte ich die U Mass und war pünktlich um halb fünf zu meiner Verabredung bei Dr. Lopez.
    »Und«, sagte sie, »haben Sie schon etwas herausgefunden, das William helfen könnte?«
    »Ein bißchen, aber auch einiges, das ihm eher schadet.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich weiß nicht genau. Ich würde Ihnen gern ein paar meiner Eindrücke schildern und sehen, was Sie davon halten.«
    »In Ordnung.«
    »Anscheinend war Williams Beziehung zu dem toten Mädchen nicht gerade eine Bilderbuch-Liebesgeschichte.«
    »Das gibt es heute kaum noch.«
    »Ich will mich nicht vulgär ausdrücken, aber...«
    »Mr. Cuddy, ich habe in diesem Job wirklich schon fast alles gehört, was mich irgendwie schockieren könnte, und bislang habe ich mich noch nicht ins Kloster geflüchtet.«
    Ich lachte höflich und sagte: »Ich habe bestätigt bekommen, daß Jennifer mit jedem geschlafen hat. Mit vielen. Außerdem sieht es aus, als hätte William taub und blind sein müssen, wenn er davon nichts mitgekriegt hätte.«
    »Ich habe Ihnen bereits

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