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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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ein bißchen leichter.«
    Ihre Miene wurde eine Idee gefaßter, die Tränen blieben erst mal, wo sie waren. »Ist schon komisch. Merkwürdig, meine ich. Ich wollte drüber reden. Mit ihm, mit meiner Mutter, aber sie... Mein Vater hat die Lager überlebt. In Deutschland, die Konzentrationslager. Er war damals noch ein Baby, aber er hat’s überlebt und ist in dieses Land gekommen, als er sieben war. Er hat Pharmazie studiert, und er hat hier seine eigene Apotheke aufgemacht. Ich war dreizehn, dreizehn Jahre, als ich zum ersten Mal davon erfuhr, daß er in den Lagern gewesen war. Und da auch nur, weil eines Tages ein Mann vorbeigekommen ist und Geld für eine Gedenkfeier für die Opfer des Holocaust sammeln wollte. Mein Vater hat nie darüber gesprochen. Aber ich habe angefangen, mich für Judaismus zu interessieren, also, für meine Wurzeln, verstehen Sie, und auf dem Goreham gibt es einen ausgezeichneten theologischen Lehrstuhl, und außerdem war David ja auch schon dort.«
    »David?«
    Ihre Miene verfinsterte sich. »Ach, das ist so ein Junge, den ich von hier kannte. In dieser Stadt gibt es nicht viele Juden. Auf der High School bin ich mal mit ihm gegangen. Jetzt ist er in seinem vorletzten Semester auf dem Goreham.«
    Ich versuchte mich an meinen Besuch bei McCatty und an etwas zu erinnern, das Mrs. Creasy angedeutet hatte. »Die Prüfungen sind vorbei?«
    »Entschuldigen Sie. Was?«
    »Die Prüfungen. Auf dem College. Ich dachte, die Prüfungen liefen noch, aber Ihre Mutter hat gesagt, Sie haben einen Job hier irgendwo in der Nähe.«
    »Ich, äh, mußte das College verlassen. Nach dem Tod meines Vaters und... allem.«
    »Und allem was?«
    »Hören Sie, ich will nicht unhöflich sein, aber das sind meine Privatangelegenheiten, und ich sehe immer noch nicht ein, was das mit William zu tun hat.«
    »Wenn >und alles< nichts mit Jennifer zu tun hat, können wir es überspringen.«
    Sie verschränkte die Arme, wippte mit dem Fuß in meine Richtung. »Jennifer und ich sind zusammen mit unseren Freunden ausgegangen. Sie mit Dick McCatty, der Typ ist mir irgendwie unheimlich, und ich mit David. Das war ungefähr zwei Wochen, bevor... bevor wir das mit meinem Dad erfahren haben.«
    »Ich habe McCatty kennengelernt.«
    »Jedenfalls, ich dachte, es würde ganz gut laufen. Jennifer schien mit David klarzukommen, und ich war froh. Ich meine, sie war meine Zimmerkameradin, und er war mein fester Freund, und, Sie wissen schon, ich war eben einfach froh, daß sie sich verstanden. Tja, dann habe ich das von meinem Dad erfahren, und ich brauchte jemanden, mit dem ich reden konnte. Unbedingt. Aber Jennifer war nicht in unserem Zimmer, und das einzige andere Mädchen im Wohnheim, das ich gut genug kannte, war irgendwo im Unterricht, also bin ich zu Davids Wohnung rübergelaufen — er hat ein eigenes Apartment direkt neben dem Campus. Ich komme da an und stürme die Treppe rauf und fange an zu heulen, ich meine, die Nachricht über meinen Dad, das wurde mir allmählich erst so richtig klar, also habe ich gegen seine Tür gehämmert, und keiner macht auf. Ich hämmere weiter und weiter. Schließlich höre ich ihn durch die Tür, er flucht, kommt aber wenigstens, und er macht die Tür einen Spaltbreit auf, und ich schiebe mich irgendwie an ihm vorbei. Und da sehe ich, daß er nur ein Handtuch um die Hüften hat, und die Tür zu seinem Schlafzimmer steht auf, und da liegt Jennifer ausgestreckt auf seinem Bett, und... Tja, ich bin dann einfach wieder rausgerannt. Er hat noch versucht, mich festzuhalten, und irgendwas gesagt, aber ich habe mich losgerissen und bin da raus und einfach weggerannt und habe geweint und...«
    Deborah fing an zu weinen, tief und regelmäßig zu schluchzen, so als liefe sie immer noch wie an diesem Tag und weinte und müßte richtig atmen, um beides gleichzeitig tun zu können. Ich entdeckte eine Schachtel Kleenex auf einem Beistelltisch neben der Couch und brachte sie ihr. Sie griff danach, drückte ein paar Tücher auf Augen und Nase. Nach ungefähr einer Minute hörte sie auf, schniefte noch ein paarmal und knüllte die Papiertücher in ihrer Faust zusammen.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Schon okay... Es ist nur, daß selbst danach, ich meine, sie haben nichts von meinem Dad gewußt, und David ist nicht mein Privateigentum, aber als ich darauf gewartet habe, daß Jennifer irgendwas zu mir sagte, daß sie mir wenigstens was erklärte, wenn sie sich schon nicht entschuldigte... sie hat’s nie getan. Sie

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