Guten Abend, Gute Nacht
wirklichen Leben so passiert, in dem wirklichen Leben, das man rückblickend untersucht. Da William nun mal ein Geständnis abgelegt hat und am Tatort war und die Tatwaffe hatte, hat sich die Polizei natürlich nicht genötigt gesehen, in zu viele Ecken zu schauen. Und um den Cops gegenüber fair zu sein, die meisten Dinge, die ich herausgefunden habe, schaden William mehr, als daß sie ihm nützen.«
Und was wirst du jetzt tun?
»Am Ball bleiben. Mit ein paar Leuten reden, mit ein paar anderen, die ich bereits getroffen habe, nochmal sprechen.«
Hast du deine Meinung geändert, ob er es nun gewesen ist oder nicht ?
Ich antwortete nicht. Im Hafen unter uns kreuzten und wendeten die Segelboote. Es erinnerte an die merkwürdigen Darstellungen auf alten griechischen Vasen, auf denen die Figuren sich gegenseitig jagten. Ich fühlte mich genauso, streckte meine Hand nach etwas aus, das ich jedoch nicht fassen konnte. John?
»Ich kann immer noch nicht beweisen, daß er sie nicht umgebracht hat.«
Hast du mal aus dem anderen Blickwinkel darüber nachgedacht?
»Du meinst, wenn er’s nicht getan hat, muß es jemand anderes gewesen sein?«
Ja.
»Ja, ich habe darüber nachgedacht. Aber diejenigen, die ein Motiv haben und auch etwas über Hypnose wissen, wie Mc-Catty oder Bjorkman, sind nicht clever genug, um es so zu drehen. Und diejenigen mit dem Wissen und dem Mumm, es zu tun, wie Marek und vielleicht noch Homer Linden, haben kein Motiv.«
Soweit du weißt.
»Du hast recht. Ich werde weitergraben.« Ich wollte schon gehen, drehte mich dann aber noch einmal um. »Ach, übrigens. Das tote Mädchen, Jennifer...«
Ich habe sie hier noch nicht gesehen.
»Das überrascht mich nicht.«
Ich bog in die Millrose Street ein und fand vier Türen vor Mrs. Daniels Haus einen freien Parkplatz. Als ich aus dem Wagen stieg, glaubte ich zu sehen, wie Treppenhocker, der zweite schwarze Junge von meinem letzten Besuch, schnell von irgendeiner Treppe aufsprang und in einer Gasse zwischen zwei ausgebrannten Hausruinen verschwand. Wahrscheinlich nicht aus Angst vor mir.
Mrs. Daniels öffnete so schnell die Tür, daß ich glaubte, sie müßte direkt dahinter gestanden und auf mich gewartet haben. Wieder bot sie mir Tee an, aber ich lehnte ab. Genau wie bei meinem ersten Besuch saßen wir im Wohnzimmer.
»Hat William Ihnen heute mehr geholfen?«
»Ja, viel mehr.« Sie fühlte sich vielleicht besser, wenn ich es etwas schönte. »Mrs. Daniels, ich wollte Sie heute sehen, um Ihnen zu sagen, daß ich immer noch keine Beweise für Williams Unschuld gefunden habe, aber ich glaube trotzdem nicht, daß er es getan hat.«
Tränen stiegen ihr in die Augen. Mit der Spitze des rechten Zeigefingers wischte sie sie fort. »Sie wissen nicht...« Sie fing sich wieder. »Sie wissen nicht, wie schön es ist, das zu hören. Sie sind der erste... Oh, Mr. Rothenberg, sein Anwalt, ist sehr nett, und ich weiß auch, daß er sich für William sehr anstrengt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß er nicht wirklich von Williams Unschuld überzeugt ist.«
»Mrs. Daniels, wenn William es nicht getan hat, dann hat sich jemand anderer verdammt viel Mühe gegeben, es so aussehen zu lassen, als hätte er es getan. Kennen Sie jemanden, der William genug gehaßt haben könnte, um so etwas zu tun?«
»Nein. Ich meine, ich habe zumindest niemanden kennengelernt. Aber das Mädchen war vor William auf dem College mit einem anderen Jungen zusammen.«
»Richard McCatty. Aus einer ganzen Reihe von Gründen bezweifle ich aber, daß er als Täter in Frage kommt.«
Sie schwieg einen Moment. »Sonst fällt mir wirklich niemand ein. Ich meine, die Kids von hier, die würden bestimmt nie dort hinaus fahren, um was anzustellen.« Sie sah bekümmert aus. »Die haben Sie heute abend doch nicht wieder belästigt?«
»Nein, haben sie nicht. Mrs. Daniels, es gibt fast niemanden mehr, mit dem ich noch sprechen könnte. Wären Sie einverstanden, wenn ich mich mal in Williams Zimmer umschaue?«
»Sie meinen, Sie wollen sich seine Papiere und alles ansehen?«
»Ja.«
»Das hat die Polizei bereits gemacht, wissen Sie. Mit einem Durchsuchungsbefehl und allem, vor Wochen schon.«
»Haben Sie gesehen, was sie mitgenommen haben?«
»Ja. Nur ein paar Fotos von William mit dem Mädchen und ein paar von dem Mädchen allein. Ich mußte sogar dafür unterschreiben, so was wie eine Quittung. Haben mir allerdings nie eine Kopie der Quittung geschickt, wie sie gesagt haben. Spielt
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