Guten Abend, Gute Nacht
kennengelernt.« Dann senkte er seine Stimme wieder. »Floyd, der steht auf zwei Sachen. Auf Filme und das Geld, mit dem er sie sich ansehen kann.«
Wortführer sagte: »Er haßt übrigens auch zwei Dinge. Dich und deine Karre.«
Ich sah zu Big Floyd rüber. Er lächelte, holte weiter aus und verstärkte damit das Geräusch, das seine Waffe machte.
»Ist die Schneekette für mich oder den Wagen?«
»Den Wagen«, meinte Wortführer.
»Für dich«, sagte Treppenhocker.
»Vielleicht für euch beide«, sagte der dritte.
Floyd grinste gemein. Ich sagte zu ihm: »Du scheinst mir ja ein richtiger Wunderknabe zu sein, Floyd. Bezahlter Schläger für drei kleine Wichser. Was ist los mit dir, haben die Hanteln die Durchblutung deines Gehirns unterbrochen?«
Floyd lächelte nicht mehr. Er stieß sich vom Wagen ab und begann wie ein Samurai die Kette zu schwingen. Links, rechts, rauf, runter, in sich überschneidenden, aber immer anderen Mustern. Leider sah es aus, als wüßte er genau, was er machte. Er kam zwei Schritte auf mich zu und wiederholte seine Show.
»So, Floyd, du stehst also auf Kino, korrekt?« sagte ich, schob meine rechte Hand hinter den Recorder zur linken Vorderseite meines Gürtels. »Erinnerst du dich noch an Die Jäger des verlorenen Schatzes? An die Szene auf dem Marktplatz?«
»Na und?« sagte Floyd, kam noch zwei Schritte näher.
Ich zog meine Kanone und richtete sie auf seine Brust. Ihm fiel die Kinnlade runter, und er leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Er wich zurück, ich ging auf ihn zu. So gingen wir weiter, wobei er immer den gleichen Abstand hielt, während wir uns auf meinen Wagen zubewegten.
Treppenhocker erholte sich als erster. »Floyd, Mann, der hat doch nicht den Mumm, wirklich zu ballern.«
»Darum geht’s nicht, Jungs«, sagte ich, stellte den Kassettenrecorder hin, behielt aber Augen und Kanone auf den jetzt stocksteifen Floyd gerichtet. Ich schob den Schlüssel ins Schloß und öffnete die Tür. »Es geht vielmehr darum, ob Floyd den Mumm hat, es auch herauszufinden.«
Wortführer schaltete sich ein. »Der verarscht dich doch, Floyd. Wenn der dich abknallt, ist er seine Lizenz los. Der wird schon nicht schießen. Ist nicht so wie im Kino.«
»Da hast du sicher recht, mein Freund«, sagte ich, warf den Recorder vorsichtig auf den Beifahrersitz. Ich kurbelte die Seitenscheibe auf der Fahrerseite runter und stieg ein. »Es ist nicht wie im Kino. Hier draußen ist man für immer tot.«
Ich ließ den Motor an und fuhr schnell los, zog dabei meinen Kopf ein bißchen ein und warf dann einen Blick in den Rückspiegel. Als ich schon einen halben Block entfernt war, hatte sich immer noch keiner gerührt.
ZWANZIG
Ich parkte hinter dem Haus und nahm Williams Kassettenrecorder mit in die Wohnung. Ich rief meinen Auftragsdienst an und hörte den Anrufbeantworter ab. Immer noch nichts von Lainie.
Ich stellte den Recorder auf den Couchtisch und mixte mir einen starken Screwdriver. Ich trank das Glas halb aus, zog Tennis-Shorts und Pullover an. Dann spulte ich die Cassette an den Anfang zurück und hörte mir das Band ganz an, wobei ich die Lautstärke sorgfältig regulierte.
Es war tatsächlich ein mündliches Tagebuch von Williams Alpträumen. Jeder Eintrag begann mit Williams geflüsterter Feststellung von Wochentag, Datum und Uhrzeit. Dann eine Weile nur Rauschen, dann Schreie, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnten, wenn irgendwann während der Nacht das Tonband durch die Stimme in Gang gesetzt worden war. Alles in allem gab es fünf Aufnahmen, auf dreien war nach vielleicht zwei Minuten des blanken Horrors Mrs. Daniels 1 ängstliche, aber beruhigende Stimme zu erkennen. Aus Williams Schreien waren nur wenige verständliche Worte zu identifizieren. Ganz deutlich hörte ich ein paar »Nein, nein«-Passagen, und zweimal meinte ich gehört zu haben, wie er sagte: »Bitte, nicht mehr, es tut so weh, es tut so weh« oder etwas ähnliches. Abgesehen von den Schreien war das einzige gleichbleibende Thema die Tatsache, daß jeder Eintrag entweder an einem Donnerstag oder an einem Freitag aufgenommen worden war.
Ich spulte zurück und hörte mir mehrmals die Stellen an, an denen, wie ich glaubte, Worte gesprochen wurden. Danach machte ich Schluß. Es war ziemlich schauriges Zeug, und ich wußte, daß es technische Möglichkeiten gab, mehr Details herauszufiltern, sollte sich dies später als wichtig erweisen.
Ich trank den zweiten Screwdriver
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