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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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und zog einen dritten ernsthaft in Erwägung. Nach dem Zwischenfall mit den Kids war mein Adrenalinspiegel immer noch ziemlich hoch. Gegen die betäubende Wirkung des Drinks sprach die erhöhte Wahrscheinlichkeit, daß ich anschließend meine eigenen Alpträume bekommen würde. Ich gelangte zu dem Schluß, daß ich albern war, und genehmigte mir den Drink. Und die Alpträume.
    Am nächsten Morgen weckte mich ein Hämmern an meiner Tür. Da ich auf der Couch eingeschlafen war, war ich immer noch angezogen. Ich ging zur Tür, versuchte mich zu erinnern, ob ich die Klingel von unten, der Eingangstür des Hauses, gehört hatte. Ich war ziemlich sicher, daß nicht.
    »Wer ist da?« fragte ich durch die Tür.
    »Detective Cross. Machen Sie auf.«
    Ich erkannte ihre Stimme und schloß auf.
    Ihre Augen waren blutunterlaufen. Genau wie die von Paul O’Boy, der direkt hinter ihr stand.
    »Dürfen wir reinkommen?« fragte sie.
    »Aber sicher doch.«
    Ich führte sie ins Wohnzimmer und zeigte auf das Sofa. Der Kassettenrecorder stand immer noch auf dem Couchtisch, aber dagegen konnte ich im Moment nicht viel machen. Sie setzten sich, schienen sich allerdings so wohl zu fühlen wie ein Priester und eine Nonne bei ihrem ersten Rendezvous.
    »Ich selbst trinke das Zeug zwar nicht, aber wahrscheinlich gibt’s hier irgendwo Instant-Kaffee, falls Sie einen möchten.« Beide sagten schnell »Nein«. Komisch. Cops wollen nach langen durchwachten Nächten doch immer Kaffee.
    Ich setzte mich ihnen gegenüber auf einen Ledersessel. »Also, was verschafft mir die Ehre dieses behördenübergreifenden Besuches?«
    »Detective O’Boy?« sagte Cross, starrte auf ihre Knie.
    O’Boy schaute zu mir auf. »Ich möchte, daß Sie mich begleiten. Der Chief will mit Ihnen sprechen.«
    »Ihr Chief?«
    »Natürlich mein Chief.«
    »Über was denn?«
    O’Boy kaute auf der Lippe. »Er hat gesagt, ich sollte es Ihnen nicht sagen.«
    Cross starrte weiter auf ihre Knie. Ich ließ mich in meinen Sessel sinken. »Was, zum Teufel, ist hier überhaupt los?« wollte ich wissen.
    »Chief Wooten hat ein paar Fragen, die er Ihnen stellen möchte«, sagte Cross.
    »Soviel habe ich auch mitbekommen. Fragen über was?«
    »Jesus, Cuddy«, sagte Cross, schaute auf. »Können Sie nicht einfach mitgehen?«
    »Wieso denn? Weil er mich höflich darum bittet?«
    »Warum nicht?«
    Ich beugte mich vor. »Ich werde Ihnen verraten, warum nicht. Erstens ist es noch verdammt früh. Zweitens, O’Boy hier ruft mich nicht einfach an und sagt: >Könnten Sie heute irgendwann auf einen Sprung bei uns vorbeikommen?< Nein, er fährt zwanzig Meilen, holt sich einen Cop der Bostoner Mordkommission als Schützenhilfe und kreuzt unangemeldet vor meiner Tür auf. Was für mich auf ein ziemlich großes und drängendes Problem von O’Boys Chief hindeutet. Was wiederum in mir den Wunsch weckt, den Grund zu hören, warum ich mit ihm gehen sollte.«
    O’Boy bearbeitete seine Hände, als würde er sie mit Seife einschäumen. »Cuddy, Sie waren doch in der Army, richtig?«
    »Ja.«
    »Bei der MP«, sagte Cross.
    O’Boy sagte: »Dann verstehen Sie auch mein Dilemma. Der Chief sagt, ich soll Sie holen, Ihnen aber auf keinen Fall sagen, warum. Was soll ich tun?«
    »Ganz sicher, daß Sie keinen Kaffee wollen?« fragte ich und machte es mir auf dem Sessel bequem, als hätte ich den ganzen Tag Zeit.
    Cross verstand den Wink. »Cuddy, mit dem, was er hat, könnte er sich auch eine gerichtliche Verfügung besorgen.«
    »Haftbefehl oder Durchsuchungsbefehl?«
    Sie sagte: »Hören Sie, wieso unnötig etwas auf die Spitze treiben, das nur jemanden in Verlegenheit bringen könnte?« Womit sie Murphy meinte? Ich beobachtete sie aufmerksam. Sie war müde und kurz vorm Explodieren, versuchte aber trotzdem, eine unangenehme Aufgabe professionell zu erledigen.
    »Ich werde mit ihm gehen«, sagte ich. »Er kann mit seinem Wagen fahren, ich fahre mit meinem.«
    O’Boy sagte: »Cuddy...«
    »Oder ich kann auch seinen fahren, und er meinen.«
    O’Boy schüttelte den Kopf, mehr aus Resignation, als daß er anderer Ansicht war. »Ich werde hinter Ihnen herfahren.«
    Ich stand auf und ging zum Couchtisch. »Das Ding ist kaputt«, sagte ich, nahm den Recorder hoch, »aber ich kann die Stereoanlage anmachen, wenn Sie Musik wollen, während ich schnell dusche und mich rasiere.«
    Cross sah zu mir auf, als wünschte sie sich, jetzt eine Kettensäge aus dem Hut ziehen zu können. Ich nahm Williams Recorder mit ins

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