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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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Schlafzimmer und beeilte mich.
    O’Boy fuhr Cross zu ihrer Wohnung im South End, ließ sich dann von mir aus diesem Straßenlabyrinth hinaus auf die Mass Pike lotsen. Wir brauchten knapp fünfunddreißig Minuten nach Calem. Nachdem wir die Wagen geparkt hatten, gingen wir Seite an Seite ins Revier.
    O’Boy steckte mich in den Raum, dessen Bekanntschaft ich bereits gemacht hatte. Zehn Minuten später kehrte er mit einem schlanken Mann mit Bürstenschnitt und türkisfarbenem, kurzärmeligen Sporthemd zurück. Auf dem rechten Unterarm des Mannes bemerkte ich eine verblassende Navy-Tätowierung, in seinem Mundwinkel steckte eine nicht angezündete, filterlose Zigarette.
    O’Boy sagte: »Chief Wooten, John Cuddy.«
    »Chief«, begrüßte ich ihn.
    Wooten drehte sich zu O’Boy um. »Sie haben ihn gefilzt und über seine Rechte informiert?«
    O’Boy wurde rot. »Nein, Chief.«
    »Dann tun Sie’s jetzt.«
    O’Boy tat mir leid, daher stellte ich mich ohne Protest vor die Wand. O’Boy klopfte mich flüchtig ab und leierte die aktuelle Interpretation meiner Rechte herunter. Ich setzte mich wieder. »Wo waren Sie gestern ab vier Uhr nachmittags?« sagte Wooten.
    »Ich will meinen Anwalt«, sagte ich.
    Wooten funkelte O’Boy wütend an. »Sie haben doch gesagt, er würde kooperieren.«
    »Das hätte ich auch«, sagte ich.
    »Was meinen Sie damit?« fragte Wooten.
    »Genau das, was ich gesagt habe. Ich hätte auch.«
    »Und wieso tun Sie’s dann nicht?« sagte Wooten.
    »Weil mir der plötzliche Ausbruch des Bjorkman-Syndroms bei Ihnen nicht gefällt, Chief. Sagen Sie, erinnert der alte Georgie Sie an Ihr jüngeres Selbst?«
    O’Boy wußte nicht, wohin er seinen Blick richten sollte, daher kniff er die Augen einfach fest zu. Das bißchen Haut in Wootens Gesicht spannte sich. »Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, Mister?«
    »Ein Privatdetektiv, der zweimal, ohne Schwierigkeiten zu machen, auf Ihr Revier gekommen ist. Ich vermute, Sie stehen kurz vor einem größeren Herzinfarkt, da Sie beim letzten Mal wollten, daß ich mich nie wieder blicken lasse, und dieses Mal wollen Sie mich noch vor dem Frühstück sehen. So, und wenn Sie jetzt endlich aufhören, mich wie einen Schwerverbrecher zu behandeln, werde ich mich freuen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Okay?«
    »Chief«, sagte O’Boy, »können wir nicht Klartext mit ihm reden?«
    Wooten funkelte mich nur wütend an.
    »Chief?« sagte O’Boy wieder.
    Es bereitete Wooten große Mühe, etwas herauszubringen. »Lainie Bishop wurde vergangene Nacht tot aufgefunden, Cuddy. Sie haben eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen, wollten sich mit ihr treffen. Und jetzt sagen Sie uns, wo Sie gewesen sind. Ohne irgendeine Scheiße zu erzählen.«
    Ich ging mein Programm ab vier Uhr nachmittags durch: Ma-riah Lopez’ Büro, Abendessen im Amrbein’s, Mrs. Feeneys Geschäft, Beth’s Grab, Mrs. Daniels. Die Kids und Williams Kassettenrecorder ließ ich aus.
    »Sie denken, das deckt bis etwa neun Uhr alles ab«, sagte Wooten.
    »Eher bis halb zehn, würde ich sagen.«
    »Das Wort der Mutter eines Mordverdächtigen ist nicht direkt das Evangelium.«
    Also erzählte ich ihnen auch noch von den Kids. Sie würden meine Ankunft und Abfahrt bestätigen können. Den Recorder erwähnte ich auch jetzt nicht. »Wann ist sie ermordet worden?«
    Wooten verzog angeekelt das Gesicht und setzte sich. O’Boy sagte: »Der Gerichtsmediziner wird die genaue Todeszeit noch bestimmen, aber wir haben einen ihrer Kunden, der sie um halb fünf noch lebend gesehen hat. Jemand, mit dem sie eine Verabredung hatte, entdeckte gegen halb neun, daß der Hintereingang aufgebrochen worden war, und fand sie tot im Haus.«
    »In ihrem Haus?«
    »Ja.«
    »Einbruch?«
    Wooten sagte: »Sieht im Augenblick ganz danach aus.«
    »Chief«, sagte ich, »nur weil ich ein Alibi habe, muß es nicht automatisch ein Einbrecher gewesen sein, der in Panik geraten ist.«
    Wooten brauste wieder auf. »Man hat ihr mit einem Schürhaken den Schädel eingeschlagen. Die Glasschiebetür auf die Terrasse ist aufgebrochen worden. Daniels sitzt im Knast, der Bekannte, der dann auftauchte, hat kein Motiv. Während der letzten drei Monate sind vier andere Häuser auf ähnliche Weise heimgesucht worden. Wie reimt sich das alles für Sie zusammen?«
    »Kam es bei diesen anderen Einbrüchen ebenfalls zu Gewalttätigkeiten?«
    »Nein«, sagte Wooten.
    »Die gleiche Uhrzeit?«
    »Nein.«
    »Der Modus operandi der anderen

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