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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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Ramelli und Lainie Bishop hätten auf William und Jennifer gewartet, als er hereingeplatzt kam. Stimmt das?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Waren Sie da bereits alle im Therapiezimmer?«
    »Ja.«
    »Ist irgend etwas Ungewöhnliches passiert, bevor William hereinkam?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Hat sich einer von Ihnen ungewöhnlich verhalten?«
    Homer rümpfte die Nase. »Jeder einzelne da drinnen war ungewöhnlich. Deshalb waren sie doch überhaupt erst da, wissen Sie?«
    »Ich meine, hat irgendwer, einer von Ihnen vieren, irgend etwas anders als sonst gemacht?«
    »Nein. Also, es war schon ungewöhnlich, daß jemand zu spät kam, das war so eine Art Regel. Andernfalls würden wir alle um das bißchen von unserer Zeit betrogen, unserer Zeit bei Marek, meine ich.
    Und ganz besonders merkwürdig war, daß ausgerechnet William zu spät kam.«
    »Wieso?«
    »Tja, also erstens war er praktisch immer der erste. Ich vermute, weil er den weitesten Weg von uns allen hatte.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Also, weil es quasi gegen die Spielregeln war, wenn man zu spät kam, und weil er ja so einen weiten Weg hatte, habe ich immer gedacht, er käme so früh, damit er uns andere nicht aufhielt, wenn er in irgendeinem Bus festsaß oder so.«
    »Sie haben gesagt, erstens?«
    »Wie?«
    »Sie haben gesagt, das wäre ein Grund, warum er nicht zu spät kommen würde. Gab es noch einen anderen?«
    »Oh, ja. Er war an diesem Abend an der Reihe, hypnotisiert zu werden.
    Deshalb hat er vor allem sich selbst betrogen, indem er nicht pünktlich da war.«
    »Hat einer dazu etwas gesagt?«
    »Gesagt?« Linden nahm die beiden Enden des Handtuches in die Hände und zog abwechselnd daran, so als melke er eine Kuh in Zeitlupe. »Mal nachdenken. Ramelli hat sich beschwert, daß er ein Endrundenspiel der Celtics verpassen würde — er kriegt irgendso einen komischen Sportkanal über Kabel rein. Lainie hat ausgesehen wie immer, irgendwie verträumt wegen... Jesus, Lainie, tut mir leid. Ist wirklich nicht nötig, jetzt noch so über dich zu reden.«
    »Verträumt wegen wem?«
    »Marek. Sie war... sie fand ihn attraktiv.«
    »Hat sich jemals etwas daraus entwickelt?«
    »Glaub ich eigentlich nicht, aber bei solchen Sachen bin ich nicht besonders gut. Sie hat sich nie anmerken lassen, ob sie was miteinander hatten, und ich glaube, man hätte es merken können, wenn es so gewesen wäre. Einfach durch die Art, wie sie redete oder schaute.«
    »Sie haben gesagt, sie hätte Marek einen >verträumten< Blick zugeworfen.«
    »Ja, aber das war, ich weiß auch nicht, mehr so was wie ein >Ich will dich< als ein >War’s nicht toll<-Blick. Sie dürfen nicht vergessen, Lainie hat mit solchen Sachen normalerweise nicht gerade hinter dem Berg gehalten.«
    »Was heißen soll?«
    »Was heißen soll, daß Lainie meiner Meinung nach wirklich etwas für ihn empfunden hat. Mehr als nur rein körperlich.«
    »Jennifer auch?«
    »Was, Sie meinen für Marek?«
    »Ja.«
    Homer dachte kurz nach, bevor er antwortete. »Nicht direkt. Ich würde sagen, Jennifer hat ihn eher mit — wie hat Jimmy Carter das noch gleich genannt — mit >Wollust im Herzen< angesehen.«
    Ich erinnerte mich, daß der Hausmeister in Mareks Haus Jennifer geraume Zeit vor Beginn der Gruppensitzung gesehen hatte. »Haben Sie irgendwelche Beweise dafür?«
    Homer dachte wieder nach, kratzte sich am Kopf. »Nein.«
    »Zurück zu dem Abend, bevor William gekommen ist. Hat Marek irgendwas gesagt?«
    »Ich glaube, er hat höchstens gesagt, vielleicht sollten wir schon mal anfangen. Und, oh, ja, er hat gesagt, Lainie sollte sich woandershin setzen.«
    »Lainie sollte sich woandershin setzen?«
    »Ja. Das lag daran, wie wir saßen. Wir hatten in jeder Sitzung feste Plätze. Um so was wie eine vertraute, beruhigende Umgebung für denjenigen zu schaffen, der hypnotisiert wird. Nun, Marek hat vorgeschlagen, Lainie sollte sich woandershin setzen, weil zwischen Marek und Lainie zwei Stühle frei waren, da Jennifer und William nicht da waren.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Linden stand auf. »Ich zeig’s Ihnen.« Er ging zu einem kleinen vollgepackten Schreibtisch in der Ecke und kämpfte sich durch Stapel Sportmagazine und Zeit-Tabellen, bis er schließlich Papier und Stift gefunden hatte. Er kehrte zurück und setzte sich neben mich. Obwohl er wahrscheinlich trainiert hatte, als ich gekommen war, roch er überhaupt nicht nach Schweiß.
    »Hier«, sagte er und zeichnete, »hat Marek immer gesessen. Am

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