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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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Sachverhalt erklären?«
    »Sicher. Sie heißen, bitte?«
    Ich sagte es ihm, und er ging zu der Tür, klopfte an und wartete. Er runzelte ungeduldig die Stirn, klopfte wieder, öffnete dann die Tür und verschwand. Einen Augenblick später tauchte er vor einer gedrungenen Frau mittleren Alters mit einem ernsten Gesichtsausdruck wieder auf.
    »Mr. Cuddy, ist das richtig?« sagte sie.
    »Ja.«
    »Treten Sie ein. Suley, stellen Sie keine Gespräche zu mir durch.«
    »Yesmam«, sagte er mit Spott in der Stimme.
    Ich trat durch die Öffnung in der Theke und ging in Ms. Smith’s Büro. Sie bot mir einen Stuhl an und ließ sich dann abrupt in ihren eigenen plumpsen. »Also, um was geht es hier?«
    Ich sagte es ihr, einschließlich aller Namen und Orte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Informationen dieser Art über Dr. Marek kann ich Ihnen leider nicht geben.«
    »Ms. Smith...«
    »Mr. Cuddy, entweder besorgen Sie sich die Genehmigung des Arztes oder aber Sie kommen mit einer gerichtlichen Verfügung wieder. Ansonsten können wir solche Informationen einfach nicht herausgeben. Alle meine Vorgesetzten in diesem Krankenhaus würden mich in diesem Standpunkt unterstützen.«
    »Sagen Sie, wird dieses sture Bestehen auf der korrekten Verfahrensweise zufällig allein durch Dr. Mareks Namen ausgelöst?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Ich meine, daß mir jedes Mal, wenn dieser Mann im Zusammenhang mit einem Krankenhaus erwähnt wird, ganz normale und vernünftige Menschen sofort mit bürokratischen Vorschriften kommen.« Ich bedauerte meine Wortwahl, noch bevor mir das letzte Wort über die Lippen gekommen war. Man nennt einen Bürokraten nicht Bürokrat und hofft dann noch auf Kooperation.
    Sie wurde zugeknöpft und stand auf. »Einen schönen Tag noch, Mr. Cuddy.«
    »Danke. Ihnen auch.«
    Ich verließ ihr Büro und marschierte auf die Öffnung in der Theke zu.
    »Ach, Mr. Cuddy«, sagte Suley, hielt mir dabei ein gefaltetes Blatt Papier hin.
    »Ja?«
    »Das hier haben Sie verloren, als Sie zu Ms. Smith hineingegangen sind.«
    Ich sah auf seine Hand. »Ich habe nichts...«
    »Doch«, sagte er, schob mir das Blatt näher hin. »Ich habe es gesehen.«
    »Danke«, sagte ich und nahm es.
    Er zog eine Augenbraue hoch, sagte: »Gern geschehen« und kehrte dann zu anderen Dokumenten auf der Rezeptionstheke zurück.
    Ich wartete, bis ich im Fahrstuhl war, bevor ich das Blatt auseinanderfaltete. In umständlicher Handschrift stand dort: »Sprechen Sie mit Agnes Zerle, irgendwo auf dem Boulevard in West New York. Sagen Sie ihr, Diana Ross hätte sie geschickt. Wenn die Smith dahinterkommt, bin ich angeschissen.«
    Ich lächelte, faltete den Zettel wieder zusammen und steckte ihn in meine Tasche.
     
    »Sie meinen New Jersey, Kumpel«, sagte der Cabbie.
    »Nein, man hat mir gesagt, West New York.«
    »Ja, aber West New York ist New Jersey. So was wie eine eigene Stadt da drüben, kapiert?«
    »Nein, nicht direkt. Wie weit ist das?«
    »Vielleicht zehn Meilen. Besser wär’s, wenn Sie einen Bus nehmen.«
    »Wo kriege ich einen?«
    »An der Port Authority. Eight und Forty-first. Wollen Sie dahin?«
    »Bitte.«
    Es war ein Katzensprung zur Port Authority. Ich fand ein Telefonbuch, in dem Ms. Zerle aufgeführt war. Niemand ging ran. Ich schrieb ihre Adresse ab und fragte erfolglos ein paar Leute, wo ich einen Bus nach West New York kriegen könnte. Nachdem ich zwei unglaublich aggressive Bettler abgewimmelt hatte, entdeckte ich einen Fahrkartenschalter der New Jersey Transit und erstand eine Rückfahrkarte mit dem 165er Bus, Abfahrt von Bahnsteig 62. Nachdem ich eine ganze Reihe verschiedener Treppen gestiegen war, fand ich schließlich Bahnsteig 62 und stieg in einen riesigen, klimatisierten Bus mit orange-, lavendelfarbenen und blauen Ralleystreifen an der Seite. Der Bus war voll, und ich setzte mich neben einen Mann mit dunklem Teint, der eine Zeitung mit, wie ich glaubte, arabischen Schriftzeichen las. Nach allem, was ich um mich herum hören konnte, sprach mindestens die Hälfte der Passagiere Spanisch.
    Wir krochen durch den Lincoln Tunnel nach New Jersey und weiter durch mehrere Labyrinthe von Über- und Unterführungen. Dann setzten wir die Fahrt auf einer hochliegenden, breiten Straße parallel zum Hudson River fort, der rechts von uns und mehrere Hundert Fuß tiefer lag. An der ersten Haltestelle bemerkte ich ein Straßenschild, auf dem BOULEVARD EAST stand. Ich verließ meinen Platz und setzte mich auf einen anderen neben

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