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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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besonders wenn es um etwas gehen könnte, das niemand an die große Glocke hängen wollte. Er sagte, ich benötigte eine ganze Menge rechtlich abgesicherter Papiere, bevor ein Richter in Chicago eine Anordnung erlassen würde, daß man mit mir sprechen müsse. Ich bedankte mich und sagte, ich würde eventuell noch einmal auf ihn zurückkommen, was ich allerdings bezweifelte. Er fragte, ob er mir an diesem Abend mehr von der Stadt zeigen könnte, doch ich sagte, daß ich leider wieder abreisen müßte. Er versprach, daß ich mich revanchieren dürfte, falls er je nach Boston kommen sollte. Außerdem sagte er noch, daß er Karen ausrichten würde, mich wegen dieser Angelegenheit anzurufen, wenn sie von ihrem Kongreß zurück war.
    Ich nahm ein Taxi ins Hotel. Meinen Innereien war noch nicht nach Mittagessen. Ich rief die United an und ließ mein Ticket auf einen früheren Flug umbuchen. Ich packte, checkte aus und wurde von jemandem zum O’Hare gefahren, der keiner Berühmtheit ähnlich sah. Um drei Uhr nachmittags Ea-stern Time landete ich in Philadelphia, und um vier Uhr stand ich vor dem Philadelphia Lutheran Hospital an der City Line Avenue.
    Ich hätte in Chicago bleiben sollen.
    Der Verwaltungsdirektor war in Urlaub. Seine Sekretärin, eine blonde junge Frau mit dem Teint und der Figur einer großen saftigen Birne, unterrichtete mich, daß die von mir gewünschten Informationen ohne die Erlaubnis der betreffenden Person oder der Anweisung ihres abwesenden Vorgesetzten nicht erteilt werden könnten. Als ich den Namen Clifford Marek fallenließ, bewirkte dies ein Räuspern und ein schiefes Lächeln — erheblich mehr Reaktion, fand ich, als der Name auf einer rosafarbenen Telefonnotiz hätte hervorrufen sollen. Ich versuchte, ihr auf dieser Grundlage mehr Informationen zu entlocken, doch die Sekretärin verstand nicht nur etwas von ihrem Job, sondern erkannte auch einen Schwindel, wenn sie einen sah. Ich verließ sie und ging wieder nach unten.
    Ich dachte dann daran, in New York weiterzumachen, doch während ich mich durch Mareks berufliche Laufbahn zurückarbeitete, hatte ich zunehmend an Boden und gleichzeitig an Mut verloren. Statt dessen nahm ich ein Zimmer in einem preiswerten Motel in der Nähe des Krankenhauses und direkt neben einem kleinen Supermarkt auf der City Line. Dank der Nacht mit Jim bestand mein Abendessen aus einem nichtssagenden Sandwich, zwei Stücken Sandkuchen und einem Viertelliter Milch.
     

SECHSUNDZWANZIG
     
     
     
    Wenn man Zeit, Aufwand und Entfernung zu den jeweiligen Flughäfen berücksichtigt, ist es oft einfacher, mit dem Zug von Philadelphia nach New York zu reisen statt mit dem Flugzeug. Um halb neun morgens stieg ich im Bahnhof an der Thirtieth Street in den Amtrak Narragansett und fuhr um zwanzig nach zehn im Bahnhof Penn Station ein. Eingedenk meines bisherigen Glücks ließ ich meinen Pilotenkoffer in einem Schließfach und nahm ein Taxi zum New York Central Hospital.
    Getreu seinem Namen liegt das Krankenhaus in einer Seitenstraße der Central Park South. Von außen sah es so schmuddelig aus wie alle Gebäude im Big Apple bis auf die erst kürzlich fertiggestellten. Das Innere, sich abschälender Linoleumboden und dazu passender Anstrich, war auch nicht viel besser. Der Hinweistafel entnahm ich, daß ich die Psychiatrische Station auf der achten Etage finden würde. Unmittelbar hinter den Fahrstühlen befand sich eine Rezeption. Das Personal dahinter trug keine besondere Uniform. Ein etwa dreißigjähriger Schwarzer mit knapp sitzender Hose und einem affektierten Lispeln fragte, ob er mir helfen könne.
    »Ich bin Privatdetektiv aus Boston, und ich hätte gern einige Informationen über einen Arzt, der mal hier gearbeitet hat.«
    »Oh, jeder, der einen so weiten Weg auf sich genommen hat, sollte auch alle Hilfe bekommen, die ich ihm geben kann. Wie lautet der Name des Arztes?«
    »Clifford Marek.«
    Der Mann erstarrte, verschränkte dann seine Arme. »Ich arbeite seit elf Jahren in diesem Büro, und eine solche Information ist ohne Genehmigung des betreffenden Arztes oder Ms. Smith’s Einverständnis nicht erhältlich.«
    »Wer ist Ms. Smith?«
    Er drehte sich um, deutete auf ein fast unleserliches Schild an einer geschlossenen Tür hinter der Theke. »Der Boss.«
    »Hören Sie, ich will mich hier wirklich nicht als Klugscheißer aufführen, aber ich bin jetzt schon ein paar tausend Meilen hinter dieser Sache her. Könnte ich mit Ms. Smith sprechen und ihr den

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