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Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
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Tür, rannte instinktiv die Treppe hinunter, statt das Risiko einzugehen, auf den Fahrstuhl zu warten. Ein bißchen spät für die Zahnärzte und alles, und noch ein bißchen zu früh, daß die anderen Gruppenmitglieder eintrudelten. Sie sind ihr die Treppe hinunter nachgejagt. Das muß ein Anblick gewesen sein, was, Doc?«
    Marek biß die Zähne zusammen.
    »Wie auch immer, sie ist es gewohnt, den Fahrstuhl zu nehmen, nicht die Treppe, und daher rennt sie auf ihrer Flucht auch am Erdgeschoß vorbei und erkennt erst viel zu spät, daß sie ganz unten, im Keller angekommen ist. Sie gerät in Panik und stürmt durch die einzige Tür, die sich öffnen läßt, die Tür in den Heizungsraum. Dort treiben Sie sie in die Enge. Sie geht auf Sie los, versucht, Sie mit Drohungen einzuschüchtern. Oder fängt sie wieder an, sich über Sie lustig zu machen, darüber, was Sie sind?«
    Marek schloß seine Augen.
    »Vielleicht wollten Sie sie ja nicht töten. Vielleicht war Ihnen ja nicht einmal bewußt, daß die Kanone losging. Aber plötzlich wurde es Ihnen klar, vielleicht nach dem zweiten Schuß, vielleicht erst nach dem dritten. Aber auf jeden Fall: Da lag sie nun. Glücklicherweise hatten Sie nicht die ganze Trommel auf sie abgefeuert. Aber was jetzt? Und viel Zeit blieb Ihnen auch nicht. Dann fiel Ihnen William wieder ein. Sagen Sie, Marek, als Sie wieder raufgekommen sind, befand sich William da immer noch in derselben Stellung? Hat er immer noch auf Sie gewartet? So als wären Sie nur mal kurz fort gewesen, um die Schallplatte zu wechseln, statt das Mädchen umzubringen, das er ganz offensichtlich, wenn auch dummerweise, liebte?«
    »Was wissen Sie denn schon?«
    Seine Augen waren immer noch geschlossen, aber seine Fassade begann zu bröckeln. Ich hoffte, da würde noch mehr kommen. »Also kehren Sie zu William zurück und sagen ihm, er solle sich anziehen. Sie bringen ihn runter in den Heizungsraum, drücken ihm die Kanone in die Hand, die Sie bereits abgewischt haben. Sie sagen ihm, er soll auf die Wand schießen, oder vielleicht sagen Sie ihm auch, ein paar ziemlich üble Typen, Typen wie die Kids in seinem Viertel, wären bewaffnet und griffen ihn an, sagen ihm, er sollte sie töten, bevor sie ihn töteten. Wie auch immer, William schießt, dann befehlen Sie ihm, er soll die Kanone in seine Tasche stecken, dann sagen Sie ihm, daß er gerade eben Jennifer erschossen hat. Sie fragen, wie er so etwas nur tun konnte. Er wird erregt, ist ganz außer sich. Sie sagen ihm, es gäbe nur eine einzige Möglichkeit, wie er sich jemals wieder besser fühlen könnte, und die wäre, der Gruppe zu erzählen, daß er sie erschossen hätte. Alles andere, was passiert ist, könnte er vergessen, wenn er das erst einmal gemacht hätte. All den Schmerz, all das Entsetzen, das alles würde fort sein, wenn er der Gruppe alles erzählt und ihnen die Waffe gezeigt hätte. Sie sagen ihm, er soll dort unten warten, eine Weile vielleicht, vielleicht bis zu einer bestimmten Uhrzeit. Dann lassen Sie ihn dort allein zurück, im Keller, wo er Jennifers Leiche anstarrt und innerlich zerbricht.«
    »Ich denke«, sagte Marek mit müder Stimme, »daß Sie jetzt weit genug gegangen sind, auch wenn es nur eine Wahnvorstellung ist.«
    »Eine Wahnvorstellung für William, leider, aber ich bin noch nicht fertig. An diesem Abend sind Sie in Ihre Praxis zurückgegangen und haben auf die anderen Gruppenmitglieder gewartet. Als sie eintrafen, haben Sie sie begrüßt, als wäre nichts geschehen, als wäre der einzige Verdruß auf dieser Welt das gedankenlose Zuspätkommen von Jennifer und William. Dann ist Ihnen allerdings etwas klar geworden. Sie haben William auf die Wand schießen lassen, damit die Cops später Schmauchspuren an seinen Händen fanden. Aber Sie würden auch nach Drogen suchen, was bedeutete, sowohl in seinem Blut als auch für das Auge sichtbare. Also würden sie zum Beispiel auf seinen Armen nach Einstichstellen suchen. Was Sie vor ein Problem stellte, nicht wahr? Sie hatten ihm ja bereits eine Injektion gegeben, vor der Zeit zum Spielen. Wenn Sie ihm während der Sitzung eine weitere Injektion gaben, würden sich zwei Einstichpunkte auf seinem Arm und ein zu hoher Anteil des Medikamentes in seinem Kreislauf befinden. Daher haben Sie Lainie gebeten, sich auf einen anderen Platz zu setzen, ihren Stuhl zu tauschen, damit Sie die übliche Therapie-Injektion nur vortäuschen konnten.«
    Plötzlich wirkte Marek beinahe erleichtert. »Cuddy, das ist

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