Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Guten Abend, Gute Nacht

Guten Abend, Gute Nacht

Titel: Guten Abend, Gute Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremiah Healy
Vom Netzwerk:
Tagen, an denen er im Zentrum der Gruppentherapie stehen sollte. Ich wette, es wird so was wie ein kleiner Schock für Sie gewesen sein, als Sie das erste Mal die Waffe bei ihm fanden, aber seine Erklärung dafür konnten Sie nicht verstehen, daß nämlich die Kids zu Hause in Roxbury starke Argumente brauchten, um ihren sozial aufsteigenden Nachbarn in Ruhe zu lassen. Vielleicht machte der Revolver für Sie alles noch einen Tick intensiver. Der Straßenjunge auf dem Weg nach oben, Goreham mit einem Spritzer Waffenöl? Toller Nervenkitzel, herzlich wenig Risiko, und selbst das noch minimierbar? Denn immerhin, Sie sind schließlich sein Psychiater, richtig? Die Person, zu der er kommen würde, falls irgend etwas doch an die Oberfläche seines Bewußtseins durchbrechen sollte. Sie verstehen, was ich meine, ja?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ach, kommen Sie, Doktor. Sicher hat William Ihnen von seinen Alpträumen erzählt.«
    Keine Reaktion.
    »Sie erinnern sich. Die Gespenster dessen, zu was Sie ihn gezwungen haben. Die Visionen, die Sie durch die Hypnose von seinem Bewußtsein ausgesperrt haben. Irgendwann und irgendwo mußten sie allerdings an die Oberfläche kommen. Professor Kirby — er ist an der BU — wir hatten ein nettes kleines Gespräch über all diese Dinge...«
    Marek beugte sich ruckartig vor, als hätte jemand von hinten gegen seinen Stuhl getreten. »Was fällt Ihnen ein...«
    »Oh, natürlich alles nur rein hypothetisch. Er und ich haben nur darüber gesprochen, wie solch eine verdrängte Erinnerung wieder hochkommt, wenn der Unterdrückungszustand — hier das Wachsein — abgelöst wird durch Schlaf. Das war wirklich nett von Ihnen, Doc, wissen Sie das? Dem Jungen den Frieden des Schlafes zu stehlen, das einzige Mal, daß er all die Dinge vergessen konnte, die ihn wahnsinnig machten.«
    »Das ist doch alles Quatsch. Sie haben keinerlei Beweise.«
    »Haben Sie noch etwas Geduld mit mir, Doktor, haben Sie noch etwas Geduld. Sie haben Ihre Spuren recht gut verwischt, aber von Williams Kassetten konnten Sie nichts wissen. Es sei denn...«
    Marek sagte: »Welche Kas-«, dann bremste er sich.
    »Seine Kassetten. William hat seine Alpträume aufgenommen. Wirklich sehr interessantes Zeug auf diesen Kassetten. Aber es gab auch noch weitere Beweise für das, was Sie mit William gemacht haben. Jennifer hat sich einigen Leuten anvertraut. Sie ließ durchblicken, daß William der Hengst mit seinen Leistungen im Bett nachließ. Nicht weiter erstaunlich, wo Sie ihn doch donnerstags am frühen Abend schon ausgepowert hatten. Wahrscheinlich die einzigen Abende, an denen die beiden allein sein konnten. Meine Vermutung ist nun, daß sie sich Gedanken über den Grund gemacht hat. Glauben Sie, sie hatte mitbekommen, daß William donnerstags immer vor allen anderen hier war? Oder hat sie vielleicht nur gedacht, wenn sie einige Zeit vor der Gruppe zu Ihnen kommen und Ihnen von Williams Problem erzählen würde, daß das Gerede über sexuelle Potenz Sie vielleicht anturnen könnte? Jennifer war ein Mädchen, das selbst gern experimentierte, ein Mädchen, das gewohnt war zu bekommen, was sie haben wollte. An diesem bewußten Donnerstagabend ist Jennifer dann recht früh aufgetaucht, nicht wahr, Doktor?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was...«
    »Sie ist mit dem Fahrstuhl hochgefahren, ist in Ihre Praxis marschiert und wollte an Ihre Bürotür klopfen. Aber vielleicht hat sie ja zuerst vor der Tür gelauscht. Und hat komische Geräusche gehört, die sie erkannte. Sie ist reingekommen und hat Sie überrascht. Sie hat angefangen zu lachen, hat Sie beschimpft, vielleicht auch beides. Ihre Vergangenheit schoß Ihnen durch den Kopf — New York, Philly, Chicago — , aber das waren alles nur kleinere Zusammenstöße mit den Behörden. Mit dem Bumsen von Straßen-Kids ungeschoren davonzukommen, war eine Sache. Aber William, er war der Lover eines eigensinnigen Mädchens aus einer einflußreichen Familie, eines Mädchens, das wußte, wie sie sich an Liebhabern, besonders älteren Liebhabern, rächen konnte, die sie verschmähten. Sie wußte, wie sie Sie fertigmachen konnte. Meine Vermutung ist, daß Ihnen Williams Kanone wieder eingefallen ist, daß sie Sie ausgelacht hat, während Sie noch versuchten, Ihre Hose hochzuziehen, und nach dem Ding wühlten, wo auch immer sie es aufbewahrten, wenn William hier war. Dann hat Jennifer die Kanone gesehen, und wahrscheinlich auch den Ausdruck auf Ihrem Gesicht. Sie schoß wie der Blitz aus der

Weitere Kostenlose Bücher