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Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Titel: Guten Tag, ich bin das Hausgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Geld zu sparen, wollten die Schmidts den Umzug selbst durchführen. Das aber bedeutete viel Arbeit, bei der jeder aus der Familie mit anfassen mußte. Vom Porzellan mußte jedes einzelne Teil in Zeitungspapier geschlagen und so behutsam in die Kisten verstaut werden, daß nichts brechen konnte. Das große Wohnzimmer hörte bald auf, gemütlich zu sein und wirkte wie ein Lagerraum, weil es der einzige Ort war, wo die Koffer und Kisten untergestellt werden konnten. Die Möbel wurden eng zusammengerückt. Immer wieder stellte sich heraus, daß irgendein Gegenstand, den man noch dringend gebraucht hätte, schon im Umzugsgut verschwunden war. Dies alles machte den Schmidts den Abschied von München, der ja gar kein wirklicher Abschied war, noch leichter. In Gedanken lebten sie schon längst in ihrem neuen Heim und malten sich aus, wie schön es sein und wie sie alles einrichten würden.
    Am ersten Mai fuhren Herr Schmidt und Peter mit dem Transporter schon um fünf Uhr früh los, weil sie nicht in den Feiertagsverkehr kommen wollten. Zwei Stunden später hatten sie ausgeladen und kamen zurück, um die letzten großen Stücke zu holen. Jetzt sollten auch Frau Schmidt und die Mädchen im Auto, das sie auch noch vollgepackt hatten, nachfahren.
    Monika und die Mutter gingen noch einmal nach oben, um zu sehen, ob sie auch nichts vergessen hatten.
    Die leere Wohnung wirkte klein und fremd. Jetzt erst sah man, daß die Tapeten dort, wo nichts gehangen oder gestanden hatte, verblichen waren.
    „So leb denn wohl, du elendes Gemäuer!“ rief Monika übermütig und warf einen letzten Blick in das Zimmer, das sie so lange mit der älteren Schwester geteilt hatte.
    „Na, eine Elendswohnung ist es ja nun gerade nicht“, stellte die Mutter richtig.
    „Aber verglichen mit dem Haus am Teich! Ehrlich, ich versteh gar nicht mehr, wie wir es hier so lange ausgehalten haben!“
    Es war ein sonniger Morgen, ein Feiertag und ein Freitag noch dazu, und viele Autofahrer strebten wie sie nach Süden. Auf dem Mittleren Ring gerieten sie in eine Stauung, aber sie ließen sich nicht verdrießen. Als sie die Rosenheimer Landstraße erreichten, wurde es dann wirklich besser. Die meisten Erholungsuchenden, die um diese Zeit unterwegs waren, hatten ihr Ziel weiter gesteckt und benutzten die Autobahn.
    Als sie das Haus am Teich erreichten, hatten der Vater und Peter schon begonnen, abzuladen. Die Mutter und die beiden Mädchen halfen nach besten Kräften mit. Danach machten sie sich alle daran, zuerst einmal die Möbel in die verschiedenen Zimmer zu schleppen. Das war zwar körperlich anstrengend, aber zu überlegen brauchten sie dabei nicht, denn sie hatten sich die Aufteilung zu Hause schon ganz genau ausgedacht.
    Die große Wohndiele mit dem Erker sollte der Familienaufenthaltsraum werden. Hier wurde der Fernseher aufgestellt und der Eßtisch, an dem auch gespielt werden konnte. In den Erker kam der niedrige Tisch und zwei bequeme Sessel.
    Vaters Schreibtisch, der in München auch im Wohnraum gestanden hatte, schleppten sie in das Nebenzimmer mit dem Blick auf die Wiese; es sollte Herrn Schmidts persönliches Reich werden, in dem er sich ungestört aufhalten konnte, wann immer er wollte.
    Das Zimmer zum Teich hin war für die Mutter bestimmt. Aber das stellte im Augenblick überhaupt noch kein Problem dar, da für die Mutter neue Möbel angeschafft worden waren, die erst später vom Händler geliefert und aufgestellt werden würden.
    Oben richteten sich Liane und Monika nebeneinander je eines der Zimmer nach vorn heraus ein, Peters Zimmer lag nach hinten und der größte Raum oben sollte das Elternschlafzimmer werden. Das fünfte Zimmer, als Gästezimmer gedacht, wurde jetzt noch gar nicht möbliert.
    Da es zwei Bäder auf dem ersten Stock gab, hatte der Familienrat beschlossen, daß Vater und Sohn das eine, die Mutter mit den Töchtern das andere, etwas größere, benützen würden.
    Diese Einteilung war nicht so schnell und so selbstverständlich zustande gekommen, sondern es waren ihr lange Überlegungen und zum Teil Auseinandersetzungen vorausgegangen. Aber als die Schmidts das Haus am Teich bezogen, stand sie fest, und so ging das Einrichten schnell und reibungslos vor sich.
    Die meiste Arbeit machte das Wegräumen der Kleinigkeiten, des Geschirrs, des Bestecks, der Vasen, Strümpfe, Taschentücher, Bücher, Fotoalben und all des unsäglichen Krimskrams, der sich in Haushalten anzusammeln pflegt und von dem man sich doch nicht trennen

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