Guten Tag, ich bin das Hausgespenst
zusammenblieben.
„Von hier bin ich nach rechts gegangen“, erklärte Monika, „etwa zehn Schritte...“ Sie zählte. „So, und hier ist die Kommode. Da habe ich das Bild draufgelegt.“ Sie nahm es ihrem Vater aus der Hand und zeigte ihm, wie sie es gemacht hatte. „So!“
„Das kann nicht sein!“
„Aber ich lüge doch nicht!“
„Du mußt dich geirrt haben!“
„Nein!“
„Monika!“ Der Vater schlug einen anderen Ton an. „Du fühlst dich im Recht, das ist mir ganz klar, aber dennoch solltest du die Sache nicht auf die Spitze treiben. Es kommt nicht immer darauf an, recht zu behalten. Denk doch mal nach, Moni! Wie könnte das Bild, wenn du es wirklich hierhergelegt hast, die Speichertreppe hinunter gekommen sein?“
„Das weiß ich doch nicht!“
„Niemand weiß es, Monika, es wäre unerklärlich, und gerade deshalb solltest du nicht auf deinem Standpunkt beharren. Du würdest die anderen unnötig beunruhigen.“
„Ich bin selber beunruhigt.“
Herr Schmidt lächelte. „Wie ich dich kenne, kann dir ein bißchen Beunruhigung sicher nichts Schaden. Also... sind wir uns einig?“
„Ich soll so tun als ob?“
„Das verlangt niemand von dir. Es genügt völlig, wenn du den Schnabel hältst.“
„Na, bitte. Wenn dir so viel daran liegt.“ Monika schlug in die ausgestreckte Hand des Vaters ein. „Und außerdem, wenn ich’s mir recht überlege... ich muß mich ja geirrt haben, denn wie käme das Bild denn sonst die Treppe runter.“
„Richtig, Moni, so gefällst du mir.“ Als sie wieder in der Diele waren, sagte Herr Schmidt zu den anderen: „Monika gibt zu, daß sie es wahrscheinlich doch nicht ordentlich hingelegt hat!“
„Na, wer sagt’s denn?“ riefen Liane und Peter. „Warum nicht gleich so?“
Die Mutter gab Monika einen Kuß. „Jedenfalls hast du uns einen schönen Schrecken eingejagt, aber es sei dir verziehen!“
Alle gingen wieder in ihre Zimmer zurück.
Aber Monika lag noch lange wach im Bett und grübelte. Sie war doch fest überzeugt gewesen, das Bild auf die Kommode gelegt zu haben. Konnte sie sich denn so geirrt haben? Und wenn nicht, wie hatte es geschehen können, daß das Bild die Treppe heruntergepurzelt war? Daß ein Bild von allein losmarschierte, das konnte es doch gar nicht geben.
Also mußte sie sich doch geirrt haben. Als sie zu diesem Schluß gekommen war, schlief sie endlich friedlich ein.
Am nächsten Morgen sprach niemand mehr von dem nächtlichen Ereignis. Monika hatte gehofft, daß der Vater sich sogleich mit dem Stall beschäftigen würde, aber sie wurde enttäuscht. Es gab noch viel zuviel im Haus zu tun, und das Heim für die Familie, so meinten jedenfalls die Eltern, war wichtiger als der Stall für Bodo.
„Du mußt dich schon bis zu den Pfingstferien gedulden“, vertröstete sie Herr Schmidt, „ich nehme dann Urlaub.“
Das war ein guter Trost, denn bis zu Beginn dieser Ferien waren es nur noch knappe zwei Wochen.
Auch Peters Kahn mußte warten, und dafür gab es noch einen anderen Grund. Als sie die Betten auslegte, entdeckte die Mutter, daß sich fast zwei Drittel der Wasseroberfläche mit glänzend grünen tellergroßen Blättern bedeckt hatte.
„Seht doch mal!“ rief sie. „Max, bitte... Liane, Peter, Monika, kommt her! Seht euch das an!“
Alle stürzten ins Elternschlafzimmer und drängten sich an die Fenster.
„Was ist das?“ fragte Monika.
„Seerosen!“ erklärte Herr Schmidt.
„Wirklich?“ fragte Liane erfreut. „Werden sie auch blühen?“
„Wir wollen es hoffen.“ Herr Schmidt drehte sich zu Peter hin um und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Tut mir leid für dich, Peter. Mit dem Kahnfahren wird wohl nicht viel werden. Wir wollen doch die Seerosen nicht kaputtmachen.“
„Schade.“ Peter runzelte die Stirn.
„Stehn die nicht unter Naturschutz?“ fragte Liane.
„Ja, wenn es weiße sind. Die gelben sind in Europa häufiger, ein bißchen plumper, aber genauso hübsch. Wir werden das im Sommer sehen, wenn sie blühen. Zerstören wollen wir sie aber auf keinen Fall, egal, ob sie nun unter Naturschutz stehen oder nicht. Ich nehme doch an, daß wir uns darin einig sind?“
Alle stimmten zu.
Peter allerdings nur zögernd. „Vielleicht verschwinden sie ja ganz von selber wieder.“
Liane lachte. „Hast du gedacht!“
„Na, als wir das erste Mal hier waren, waren sie ja auch noch nicht da!“ verteidigte Peter seine Hoffnung.
„Seerosen“, erklärte Herr Schmidt, „schwimmen nicht
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