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Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Titel: Guten Tag, ich bin das Hausgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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entfernt. Monika hätte sie auch im Dunkeln gefunden. Aber sie leuchtete sie erst mit der Taschenlampe ab, bevor sie das Gemälde darauflegte, und zwar mit der bemalten Leinwand nach unten.
    Dann ließ sie, nur so zum Spaß, den Lichtkegel der Taschenlampe um sich kreisen und entdeckte in ihrem Schein lauter bekannte Dinge, die aber in der ungewissen Beleuchtung seltsam verändert wirkten.
    Es knackte in den alten Balken, und Monika sah zu, daß sie wieder hinunterkam.
    „Na, wie war’s?“ fragte Liane, die in der offenen Tür gewartet hatte.
    „Wie soll’s schon gewesen sein?“
    „Hast du was gesehen?“
    „Gesehen?“ Monika riß die Augen auf.
    „Ich meine... das Gespenst?“
    „Gespenst?“
    „Menschenskind, mußt du denn jedes Wort wiederholen!“ schimpfte Liane. „Du bist doch kein Trottel!“
    „Das Gespenst!“ Monika lachte los. „Stell dir vor, daß ich überhaupt nicht mehr daran gedacht habe! Hättest du mich nur erinnert, dann hätte ich mich nach deinem Gespenst umgesehen! So ein Jammer! Aber weißt du was, geh doch selber noch mal rauf und guck nach! Wenn du es findest, gibt dir Vati bestimmt ’ne Belohnung!“
    Liane knallte die Tür zu und wandte sich verächtlich ab. „Ach, rutsch mir doch den Buckel runter!“
    „Ich habe ja nur Spaß gemacht!“ rief Monika hinter ihr her; sie bereute schon, daß sie die Schwester geärgert hatte, aber sie mußte immer noch lachen.
    Als sie an diesem Abend nach einer provisorischen Wäsche — es war schwer, im Schein der Kerzen, die die Mutter vor die Spiegel gestellt hatte, sauber zu werden — in ihrem Bett lag, war sie restlos glücklich. Sie hatte endlich ein eigenes Zimmer, einen Stall, und das dazugehörige Pferd würde auch bestimmt nicht lange auf sich warten lassen.

Das Geheimnis des wandelnden Bildes

    Mitten in der Nacht gab es einen dumpfen Krach, der alle im Haus aufweckte.
    Jählings fuhr Monika im Bett hoch und wußte gar nicht, was geschehen war. Mondschein fiel in breiter Bahn in ihr gemütliches Zimmer. Sie knipste ihre Nachttischlampe an. Jedes Ding stand auf seinem Platz.
    Monika glaubte schon, schlecht geträumt zu haben. Sie stand auf, um die fröhlichen, bunt geblümten Vorhänge zuzuziehen. Da hörte sie ein dumpfes Poltern.
    Ohne sich länger zu besinnen, stürzte sie aus dem Zimmer. Fast gleichzeitig trafen sie auf der niedrigen Diele zusammen: Herr Schmidt, Frau Schmidt, Liane, Peter und Monika, und alle waren sie in mehr oder weniger aufgelöstem Zustand. Liane und Monika hatten sich nicht einmal die Zeit genommen, Pantoffeln anzuziehen.
    Peters helles Haar stand noch wilder in die verschiedensten Richtungen als gewöhnlich, und die Mutter hatte drei Lockenwickler auf dem Kopf. Der Vater hatte seinen Morgenrock verkehrt herum angezogen.
    Alle fünf sahen sie sehr komisch aus, aber keinem von ihnen war zum Lachen zumute.
    „Was war das?“ fragte Monika.
    „Habt ihr es auch gehört?“ fragte Peter.
    „Na klar, sonst wären wir doch nicht hier!“ antwortete Liane.
    „Das Geräusch kam vom Dachboden!“ stellte der Vater fest; er hatte als einziger daran gedacht, seine Taschenlampe mitzunehmen, und ging jetzt auf die Tür zum Boden zu und öffnete sie.
    Das Gemälde des weißgelockten Knaben fiel ihm entgegen. „Das Bild!“ rief er verblüfft.
    „Das ist doch nicht möglich!“ Monika war noch erstaunter. „Wie kommt das hierher? Ich habe es auf die alte Kommode gelegt, und die ist ein ganzes Stück von der Treppe entfernt!“

    „Hast du eben nicht!“ rief Peter. „Sonst könnte es doch nicht hier liegen!“
    „Habe ich doch! Ich weiß, was ich getan habe!“
    „Wahrscheinlich ist es gerutscht“, meinte die Mutter.
    „Es konnte nicht rutschen“, erklärte Monika, „ich habe es ganz sorgfältig hingelegt!“
    „Du glaubst, daß du es sorgfältig hingelegt hast“, behauptete der Vater, „aber du wirst zugeben, daß die Tatsachen dagegensprechen.“
    „Ich schwöre...“
    „Schwöre nichts“, fiel ihr die Mutter ins Wort. „Es war ja sicher dunkel da oben, und du mit deiner kleinen Taschenlampe hast dich nicht zurechtgefunden!“
    „Aber nein, Mutti, glaub mir doch...“
    „Gehn wir zusammen rauf!“ Der Vater drehte sich zu ihr um und gab ihr seine Taschenlampe. „Geh du voraus und zeig mir, wie du’s gemacht hast!“
    „Mit Vergnügen!“
    Monika kletterte vor ihrem Vater her nach oben, während die anderen, dicht beieinander, in der nur vom Mondlicht erhellten Diele

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