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Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Titel: Guten Tag, ich bin das Hausgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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kann.
    Die Schmidts liefen hin und her und her und hin, nahmen sich kaum Zeit zu einer kargen Mahlzeit und waren am Abend völlig erledigt — erledigt, aber glücklich.
    Im Kerzenschein — der Elektriker hatte die Lampen noch nicht montiert — saßen sie in der Wohndiele um den großen runden Tisch und aßen die kräftige Suppe mit Rindfleisch und Speck, die tagsüber auf dem Herd gekocht hatte. Es war nicht daran zu denken, noch im Stall nach dem Rechten zu sehen, wie Monika sich vorgenommen hatte. Nicht einmal zum Fernsehen hatte einer von ihnen noch Lust und Kraft.
    „Morgen“, vertröstete sie die Mutter, „morgen ist auch noch ein Tag!“
    Mit Taschenlampen ausgerüstet machten sich Monika, Liane und Peter auf den Weg in ihre Zimmer.
    „Au weia!“ rief Monika, als sie ihrem Vater den Gutenachtkuß gegeben hatte. „Da hängt ja noch das Bild!“ Sie hatte hinter seiner Schulter das Gemälde entdeckt, das den altmodischen Knaben mit dem weißgepuderten Haar darstellte. „Bring’s auf den Dachboden!“
    Monika betrachtete das Gemälde mit schief gestelltem Kopf. „Sollten wir’s nicht doch lieber hängenlassen?“
    „Du hast wohl Angst!“ rief Peter.
    Monika fuhr herum. „Angst? Wovor?“
    „Auf den Boden zu steigen!“
    „Du spinnst!“
    Peter spielte den Beleidigten. „Na schön, ganz wie du willst. Ich wollte dir gerade anbieten, dich zu begleiten.“
    „Sehr edel, aber durchaus nicht nötig.“ Monika nahm das Bild vom Haken. „Das ist aber leicht!“
    „Na klar“, sagte Liane, „so ein Ölbild besteht ja auch nur aus bemalter Leinwand und dem Holzrahmen.“
    Monika pustete. „Und staubig ist es auch!“
    „Hör mal, Moni“, sagte die Mutter, „du brauchst wirklich nicht wegen des Bildes hinauf auf den Boden zu steigen. Das hat Zeit bis morgen.“
    Aber Monika ließ sich nicht davon abbringen; sie fürchtete sich wirklich nicht und wollte auch nicht, daß die anderen sie für einen Angsthasen hielten. „Nein, wieso denn! Du kennst doch den weisen Spruch: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“

    Auf dem Weg in den ersten Stock ließ nur Peter seine Taschenlampe brennen, denn sie wollten die Batterien schonen. Vor Montag, das wußten sie, würde kein Elektriker kommen, und bis dahin mußten sie sich behelfen.
    Die schmale Treppe zum Dachboden führte hinter einer Tür von dem großen oberen Raum aus, in dem Peter seine elektrische Eisenbahn aufbauen wollte, was ihm aber vom Familienrat noch nicht genehmigt worden war. Monika war tagsüber schon ein paarmal unter dem Dach gewesen und kannte sich gut aus. Sie hatte Koffer und Umzugskisten, die ihnen selber gehörten, hinaufgebracht.
    Der Dachboden hatte ihr gefallen. Er war sehr geräumig und erstreckte sich über das ganze Haus. In der Mitte, wo man aufrecht stehen konnte, waren Wäscheleinen gespannt, die der letzte Mieter wohl vergessen hatte abzunehmen. An den Seiten standen Möbelstücke, die bei Gelegenheit zu untersuchen Monika sich sofort vorgenommen hatte. Wenn sie auch, wie Herr Graunke versichert hatte, nicht mehr aus dem achtzehnten Jahrhundert stammten, schienen sie doch alt genug, um interessant zu sein. Monika wußte nicht, ob sie von den Stiegelmanns oder späteren Bewohnern des Hauses stammten.
    Sie knipste ihre Taschenlampe an und begann die steile Treppe hinaufzuklettern.
    „Ich warte unten“, sagte Liane.
    Monika war drauf und dran sie auszulachen, tat es dann aber doch nicht.
    Der Dachboden wirkte nämlich von unten wie ein großes schwarzes Loch, und wenn sie sich auch nicht fürchtete — wovor denn auch? —, wurde es ihr jetzt doch ein bißchen unheimlich zumute.
    „Bin gleich wieder da!“ rief sie zurück und freute sich, daß ihre Stimme munter und unbefangen klang.
    Noch war der Mond nicht aufgegangen, draußen war es erst dämmrig, aber auf dem Dachboden, der nur durch winzige kleine Kippfenster erhellt wurde, war es wirklich sehr finster. Das Licht von Monikas Taschenlampe reichte nicht weit. Sie versuchte auch gar nicht erst, die Ecken auszuleuchten, denn sie hatte sich schon vorher ausgedacht, wohin sie das Gemälde legen konnte.
    Es gab hier oben eine Kommode aus Kirschbaumholz, die früher sehr schön gewesen sein mußte. Jetzt waren ihre Schubladen verquollen, als hätte sie einmal tagelang im Regen gestanden. Das mochte wohl auch der Grund sein, warum ihr Besitzer sie stehengelassen hatte. Diese Kommode befand sich rechts von der Treppe, etwa zehn Schritt vom Aufgang

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