Guter Sex Ohne Stress
befriedigen!«, fällt ihr Mirko ins Wort. Weinend dreht sich Isabel nun zu ihrem Freund um »Befriedigen? Mensch, Mirko, du fasst mir mal kurz an die Brüste und dann willst du sofort zwischen meine Beine. Ich bin so gestresst, dass ich noch nicht mal mehr erregt bin. Und du checkst das gar nicht. Es dreht sich alles nur noch darum, wann du kommst.«
Isabel und Mirko sind ein ganz typisches Paar, bei dem der Mann zu früh kommt. Häufig ist er mit seinem Problem so auf sich und seinen Samenerguss fixiert, dass er ihre sexuellen Wünsche gar nicht mehr wahrnehmen kann. Scheinbar ist der Dreh- und Angelpunkt der beiderseitigen sexuellen Befriedigung der zeitlich unbegrenzte Geschlechtsverkehr. Und weil der nicht möglich ist, zieht er sich lieber ganz zurück und vermeidet jeden intimen Kontakt. Die Folge: Sie ist völlig verunsichert und frustriert zugleich. Einerseits will sie ihn nicht unter Druck setzen und vermeidet, ihn zu stimulieren. Andererseits kommt sie aber sexuell kaum noch auf ihre Kosten. Denn wenn sich Sex nur auf das möglichst schnelle Einführen des Penis beschränkt, lässt sie irgendwann gar keine Erregung mehr zu. Warum sollte sie auch? Die Wahrscheinlichkeit, so einen Orgasmus zu bekommen, geht gegen null. Und sollte es doch einmal passieren, dann fühlt es sich für sie eher wie eine hektische Angelegenheit anstatt wie ein sinnliches Erlebnis an.
Das Zu-schnell-Kommen ist neben der Erektionsstörung das häufigste sexuelle Problem des Mannes. Schnellkommer gibt es in jedem Alter. Aber vor allem klagen junge und unerfahrene Männer darüber. Die häufig verwendete Bezeichnung vorzeitiger Samenerguss oder fachlich ausgedrückt Ejaculatio praecox finden Sexualwissenschaftler heute unglücklich. Denn vorzeitig ist relativ und immer bezogen auf den Geschlechtsverkehr. So bemühte man sich, die Vorzeitigkeit des Samenergusses genauer zu definieren. Wissenschaftler legten dafür Folgendes fest: Die Zeit vom Einführen des Penis in die Scheide bis zum Samenerguss liegt unter zwei Minuten und die Beckenbewegungen des Mannes betragen weniger als sieben Stöße. Oder der Geschlechtsverkehr sollte so kurz sein, dass, statistisch gesehen, weniger als 50 Prozent der Frauen einen Orgasmus erreichen. Dass man mit Zählen und Messen keine Garantie für guten Sex bekommt, weiß heutzutage jeder. Und deshalb muss auch niemand die Stoppuhr neben das Bett stellen oder Bewegungsmelder installieren. Ob er zu schnell kommt und ob das ein Problem ist, entscheidet allein das Paar. Manchmal wollen Mann und Frau ganz bewusst schnellen Sex ohne großes Drum und Dran. Dann ist Zu-schnell-Kommen das Gerade-recht-Kommen. Einige Frauen sehen Geschlechtsverkehr als notwendiges Übel und sind froh, wenn sich der Mann schnell abgearbeitet hat. Letzteres kommt heute zum Glück immer seltener vor, weil Frauen sexuell aktiver und selbstbestimmter sind als früher. Und eben genau diese, in den späten 60ern gewonnene weibliche sexuelle Freiheit war es, die den Zeitpunkt des Samenergusses erst zu einem Problem für die Männer werden ließ. Bis dahin kam Mann einfach, wann er wollte – und fertig.
Obwohl ein Psychoanalytiker bereits Anfang des 20. Jahrhunderts erstmals in einer Fachzeitschrift über einen Mann mit vorzeitigem Samenerguss schrieb, wurde das zu-frühKommen erst zur Zeit der sexuellen Revolution zum Problem in den Betten erhoben. Denn Frauen wollten jetzt beim Sex lustvoll auf ihre Kosten kommen und klagten neben neuen Spielarten auch das Durchhaltevermögen ihrer Partner ein. Diese weibliche Forderung stellte Männer vor eine neue Aufgabe. Sie mussten nämlich fortan ihren Orgasmus für ein möglichst ausgiebiges Liebesspiel kontrollieren. Und eben diese Kontrolle fehlt den Schnellkommern. Deshalb sprechen Sexualwissenschaftler heutzutage lieber von mangelnder Orgasmuskontrolle des Mannes anstatt von vorzeitigem Samenerguss. Und wenn ein Mann seine Erregung bis zum Orgasmus nicht steuern kann, sind Anspannung und Angst beim Sex vorprogrammiert. Die permanente ängstliche Anspannung führt wiederum dazu, dass der Mann überhaupt nicht mehr seine körperlichen Reaktionen entspannt wahrnehmen kann und nur das Schlimmste erwartet. Statt Erregung gibt es Aufregung. Dann dreht sich die Katz um ihren eigenen Schwanz und der Mann im Angst-Erwartungs-Hamsterrad.
Orgasmuskontrolle lernen
Die Angst abbauen und negative Erwartungen aus dem Kopf verbannen, sind deshalb das A und O der Behandlung für Männer mit mangelnder
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