Guter Sex Trotz Liebe
der Verhaltensebene zu beschreiben (»Ich tue das«, »Ich mache jenes«, »Der Partner im ISS handelt so und so«). Das ISS auf der Gefühlsebene anzusiedeln ist wenig fruchtbar (»Ich möchte mich einfach wohl fühlen«, »Hauptsache, es ist geil«).
Ein beschriebenes Verhalten fordert Sie stärker heraus. Verhalten ist klarer abzugrenzen und einzuordnen als Gefühle. Darüber hinaus sind Gefühle (der Stimmigkeit, der Befriedigung) Teil der Vorgabe des ISS. Sie sollen ja die Situation schildern, die Ihnen am meisten behagt, in der Sie sich selbst am wohlsten fühlen würden. Erst wenn Sie konkret schildern, was es ist, wobei Sie sich wohl fühlen, zeigt sich das sexuelle Profil auf greifbare Weise.
Ein paar Regeln, damit das ISS für beide ein Gewinn wird
Verabreden Sie die Ausarbeitung des ISS verbindlich! Lesen Sie die gestellte Aufgabe unabhängig voneinander. Fragen Sie sich gegenseitig, ob Sie wirklich bereit sind, sich der Aufgabe zu widmen und sich für die Auswertung zu verabreden. Verbindlichkeit liegt allerdings nicht vor, wenn ein Partner zusagt, er oder sie wolle es »versuchen«. Auch eine Zustimmung mit dem Halbsatz, »wenn ich dazu komme«, ist nicht verbindlich. Solche Formulierungen zeigen vielmehr, wie hin- und hergerissen ein Partner von der Aufgabe ist. Wer sich jedoch eine Hintertür offen halten möchte, sollte an dieser Stelle auf das ISS verzichten. Vielleicht ist es noch zu früh, das erotische Profil bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt öffentlich zu machen.
Besprechen Sie ebenso verbindlich das weitere Vorgehen mit dem ISS! Das Verhandeln darüber, was mit dem ISS geschieht, ist mindestens so wichtig wie das Aufschreiben. Hier gilt die Regel, dass jeder Partner zu jedem Zeitpunkt allein entscheidet, ob er oder sie das eigene ISS offen legen möchte.
Beachten Sie, dass das ISS dem Paar die Chance auf beide Optionen wahrt: offen legen oder verschlossen halten. Es gibt keinen Zwang, das ISS offen zu legen. Als Ergebnis Ihrer Verhandlungen könnten Sie sich darauf einigen, das einer von Ihnen offen legt, der andere das ISS jedoch verschlossen hält.
3. Schritt: Auswertung des ISS
Damit Sie das ISS optimal auswerten, hier noch ein paar Hilfen vorneweg.
Das ISS ist eine Selbstaussage, kein Appell. Der Partner, der sein ISS offen legt, sagt damit etwas über sich. Es kommt jedoch vor, dass ein Partner Appelle in das ISS hinein strickt und/oder dass der zuhörende Partner einen Appell heraushört. Beide Situationen können schnell unerquicklich werden. Stellen Sie sich auf dem Appell-Ohr taub. Alles, was im ISS gesagt wird, sagt etwas über den Autor, nicht über den Zuhörer. Wenn Ihr Partner etwa schreibt: »Ich werde am ganzen Körper geküsst und geleckt«, dann heiÃt das nicht, das Sie das tun sollen. Es heiÃt lediglich, dass Ihr Partner das erregend findet. Lassen Sie seine ISS-Szene bei ihm, übernehmen Sie nicht gleich Verantwortung für das sexuelle Wohlbefinden Ihres Partners. (»Das ist sein Problem«, kommentierte in einer Therapie eine Klientin hart, aber zutreffend das ISS ihres Partners.)
Das ISS prüft, wie weit die Partner selbstbestimmte Sexualität verwirklichen. Sein »Ideales Sexuelles Szenario« offen zu legen und dasjenige des Partners kennen zu lernen, braucht Neugier, ein gewisses Maà an Selbstvertrauen und die Bereitschaft, auch einen Konflikt nicht zu scheuen. Auf der Seite des offen legenden Partners erfordert es den Mut, Farbe zu bekennen. Auf der Seite des zuhörenden Partners besteht die Kunst darin, das ISS des Partners nicht »persönlich« zu nehmen. Das ISS hat mit seinem Autor etwas zu tun, nichts mit dem Zuhörer. Gleichwohl ist es kaum zu vermeiden, dass der Zuhörer aus dem ISS des Erzählers Schlüsse für sein eigenes Verhalten zieht. Weil es das erotische Profil des Partners ist und der Unterschied zum Profil des anderen schnell ganz groà werden kann, könnten Sie daraufhin versucht sein, die zutage tretenden Unterschiede sofort wieder zu bagatellisieren. Geben Sie sich dieser Versuchung nicht hin! Auch wenn Sie den Unterschied wegerklären wollen â real bleibt er Ihnen erhalten. Beginnen Sie stattdessen, über den Unterschied zu reden. Wo können Sie sich annähern? Wo wollen Sie es überhaupt? Worüber möchten Sie gern mehr erfahren? Wo rechnen Sie damit, dass Distanz und die
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