Guter Sex Trotz Liebe
auszudrücken.
3. »Nicht offen legen als positive Entscheidung«, Lea und Erich
Das Beispiel ist aus einer Therapie. Die beiden haben ihre Entscheidung also nicht ganz allein getroffen. Ich bringe es aber, weil es schön deutlich macht, dass die Nichtoffenlegung auch eine gute und vorwärts weisende Entscheidung sein kann.
Lea ist schon lange damit unzufrieden, dass Erich wenig Interesse an ihrer Sexualität hat. Beide schlafen zwar miteinander, Lea klagt, ihr sei das zu fade, Erich reagiert darauf nicht. Die partnerschaftliche Lage hat sich verschärft, nachdem Erich von ihr erfahren hat, dass sie ihn mit einem Kollegen betrogen hatte. Er reagiert gekränkt und depressiv, zieht sich sexuell vollends zurück. Er will sich nicht von ihr trennen, will sich aber auch sexuell nicht wieder auf sie einlassen. Lea möchte mit ihm »einen neuen Anfang machen«. Aber der Neuanfang geht für sie nur, wenn sie auch Sexualität miteinschlieÃt. Lea möchte »diese dumme Geschichte« hinter sich lassen. Erich ist zögernd, möchte einerseits aus seiner Kränkung herauskommen, hat andererseits durchaus etwas davon, dass Lea aus ihrem Schuldgefühl heraus immer wieder auf ihn zugeht .
Nachdem beide das ISS aufgeschrieben haben, kommt Erich zu dem Ergebnis, dass er ihr ISS nicht wissen möchte. Er geht davon aus, dass ohnehin ihr Kollege darin vorkomme. Das wolle er sich nicht zumuten. In einer längeren Auseinandersetzung, die sich anschlieÃt, bleibt erdabei, entwickelt aber eine ärgerliche Abgrenzung gegen »diesen Typ«. Er entscheidet sich, sein ISS zu zeigen und sich mit dem seiner Frau nicht zu beschäftigen .
In diesem Beispiel besteht der Selbstbestimmungsakt von Erich darin, sich nicht mehr von der befürchteten Sexualität seiner Frau beeindrucken zu lassen und sich stattdessen seiner eigenen Sexualität zuzuwenden. So entgeht er der Befürchtung, in ihrem ISS nur zweite Wahl zu sein, sondern er konzentriert sich auf seine eigene Sexualität. Indem er es nicht wissen will, setzt er sich nicht ihrer Fantasie aus, sondern bleibt bei sich.
Die Entscheidung von Erich ist dadurch stark, dass er sich nicht von ihr abhängig macht, sondern sich selbst wieder zum Mann seiner Frau macht. Und das wirkt sich bei beiden entsprechend aus. Sie kommen aus der Krise, indem Erich wieder die Handlungsinitiative ergreift.
4. »Die neue Erkenntnis«, Rita und Peter
Peter hat sich wegen seiner gelegentlich auftretenden Erektionsschwierigkeiten sexuell von Rita zurückgezogen. Es ist ihm peinlich, vor ihr nicht »bestehen« zu können. Rita fühlt sich als Frau missachtet und nicht begehrt. Beide schieben die gegenseitige Vermeidung vor sich her .
Bei ihrem ISS beschreibt Rita eine Szene, in der sie sich in einem Liebesraum eingerichtet hat. In der Mitte des ansonsten leeren Raums ein groÃes Bett, alles lichtdurchflutet und in hellen Farben. Sie hat ihren Liebhaber (Peter!) dorthin zu einem bestimmten Zeitpunkt eingeladen und empfängt ihn. Ihr ISS hört an dieser Stelle auf. Als sie ihr ISS vorgelesen hat, fragt Peter. »Und dann?« Rita: »Dann ist es egal. Wichtig ist, dass mein Liebster in meinen Raum kommt und ich nicht auf ihn warten muss.« Zu Peters Erstaunen kommt es Rita in ihrem ISS nicht auf sexuelle Details an. Sie hat ihren erotischen Kick in der Empfangsszenerie. Peter merkt, dass er damit nicht in der sexuellen Bringschuld ist, in die er sich immer hineingedacht hatte. Er steigt darauf ein: »Das sollten wir mal so verabreden.«
Für Rita und Peter brachte das ISS eine entscheidende Wende. Peter sah Licht am Ende des sexuellen Tunnels. Das ISS lieferte den entscheidenden AnstoÃ.
Sam:
Das ISS zu machen ist eine ernste Entscheidung. Tue es für dich und nicht für deinen Partner.
Ãberlege es dir gut und bespreche es vorher mit deinem Partner.
Dass ISS wirkt nicht, wenn du nur für deinen Partner sexuell nett sein willst oder wenn du ihm bloà Vorwürfe machen willst.
Es wirkt, wenn ihr euch gegenseitig sagt, wer ihr als sexuelle Personen seid. Auch wenn es der Partner nicht gleich toll findet.
Fallen und Problemmuster
Es gibt eine Falle, in die Paare oft hineingeraten: Sie versuchen, ihre sexuellen Probleme durch ernsthafte Anstrengungen »in den Griff« zu bekommen. Das ist auf den ersten Blick auch plausibel. Die Probleme sind ernst entstanden, also sind sie auch ernst zu
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