Guter Sex Trotz Liebe
lösen.
Beide Partner bemühen sich. Sie sprechen, grübeln, analysieren. Dabei kommen unvermeidlich Fragen nach den Ursachen auf: »Wie ist es zu deiner Lustlosigkeit gekommen?« »Was habe ich falsch gemacht?« Keine schlechten Fragen. Eigentlich. Aber die Partner kreisen ständig um das Problem, verbohren sich in die Suche nach den Ursachen und nach der Bedeutung, die das Problem für die Beziehung hat. Die Partner merken, dass sie mit viel Energieund Zeitaufwand auf der Stelle treten. Die erotische Langeweile wird nicht kleiner. Das Begehren hebt nicht ab wie gewünscht. Die alten Vorwürfe können bald schon als Refrain gesungen werden: »Du bist zu wenig aufmerksam!«, »Du bist zu wenig rücksichtsvoll!«, »Du bist Neuem gegenüber zu wenig aufgeschlossen!«.
Die »Problemhypnose«
Dabei geraten die Partner leicht in etwas, was Therapeuten eine Problemhypnose nennen. Das Problem erzeugt einen Benebelungszustand. Auch wenn sich hier und da eine kleine Erleuchtung zeigt â es breitet sich ein Zustand der Lähmung oder auch der Gereiztheit aus. Wie in einem tranceartigen Zustand können die Partner an kaum etwas anderes mehr denken als an »ihr« Problem. Die grüblerischen Ãberlegungen wiederholen sich, die gegenseitigen Vorwürfe auch. Sie haben nicht nur das Problem â im Gegenteil: Das Problem hat sie. Es ist, als ob »das Problem« das Gespräch bestimmt und nicht mehr die Partner.
Wie kann das passieren? Es gehört zu den interessantesten Fragen von Partnerschaften, wie es funktioniert, dass zwei Partner mit bester Absicht ein Problem lösen wollen und es dabei noch schlimmer machen. Um das zu verstehen, muss man zweierlei auseinander halten:
den Auslöser für das Problem, der lange zurückliegen kann
den Mechanismus, wie das Problem aufrecht erhalten wird
Meist spielt der erste Punkt kaum noch eine Rolle, höchstens als Grund, den Partner zu beschuldigen (»Du hast angefangen!«). Viel wichtiger ist der zweite: die Art und Weise, wie Partner ein Problem am Leben halten, obwohl sie es eigentlich loswerden wollen.
Fallbeispiel
Hans möchte gern öfter Sex mit Elvira haben als sie mit ihm. Das ist noch kein Problem, sondern zunächst einfach ein Unterschied. Nun fühlt sich Hans aber abgelehnt, wenn er die Initiative ergreift und Elvira umwirbt, sie aber nicht darauf eingeht. Hans versucht deshalb verstärkt, Elvira zu gewinnen. Elvira empfindet das erst recht als bedrängend und reagiert auf Hansâ verstärktes Bemühen mit verstärkter Ablehnung. Diese verstärkte Ablehnung ist für Hans wiederum der AnstoÃ, sich noch mehr zu bemühen. So wird unversehens das, was Hans für eine »Lösung« hält â nämlich Elvira durch verstärktes Umwerben doch herumzukriegen â, für Elvira zum Problem. Und umgekehrt wird das, was Elvira für eine Lösung hält â nämlich Hans auf ihre zurückhaltenderen Bedürfnisse hinzuweisen â, für Hans zum Problem. Und so schaukeln sich die beiden hoch: Je mehr Hans drängt, desto mehr weist Elvira ihn zurück â und umgekehrt. Die Lösung des einen ist das Problem des anderen .
Das nennt man ein Problemmuster. Ein Problem wird dadurch am Leben erhalten, dass das Verhalten zweier Partner sich gegenseitig hochschaukelt.
Solche Problemmuster sind jedem geläufig, der sich schon einmal in einem langen Streit verzettelt hat. Das Problem liegt nicht an Hans, weil seine Wünsche zu übertrieben sind. Es liegt auch nicht an Elvira, weil sie zu wenig Lust hat. Und es liegt auch nicht einfach daran, dass sie nicht zusammenpassen. Das Problemmuster entsteht durch den Versuch, etwas zu verändern.
Es ist dabei zum Verständnis des Problemmusters ziemlich belanglos, wie das Ganze angefangen hat. Ob Hans vor vier Jahren einmal angetrunken zu weit gegangen ist. Ob Elvira ihn vor fünf Jahren einmal beleidigt hat. Ob sie sich mit ihrer Figur und ihrer Körperlichkeit schwer tut oder ob er ein Problem damit hat, allein zu sein. Solche Fragen nach den tieferen Ursachen erklären nicht, warum das Problem und der Streit der Partner so lange bestehen bleiben.
Das Verrückte dabei ist, dass das Problem irgendwann von selbst funktioniert â und keiner der Beteiligten hat es gewollt.
Problemmuster
Von Problemmustern spricht man, wenn die unerwünschten
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