Guy Lacroix: Auf der Jagd nach dem Rosenkranzmörder (Clockwork Cologne) (German Edition)
Schreibtisch vorgefunden, als ich in aller Frühe das Büro betrat. Das sollten Sie sich zuerst ansehen, Herr Kommissär.«
Guy schüttete den Inhalt auf dem Schreibtisch aus und schnalzte mit der Zunge. »Sind sie identisch?«, fragte er.
Molter nickte. »Es handelt sich um haargenau das gleiche Modell. Und das Interessante daran – das können Sie im Bericht der Spurensicherung nachlesen, Herr Kommissär –, diese Rosenkränze werden ausschließlich für die Kirche hergestellt. Jeder Absolvent des Priesterseminars bekommt einen solchen Rosenkranz und«, er deutete auf das schwarze Buch, das ebenfalls in dem Umschlag steckte, »eine solche Bibel.«
»Wer hat den Umschlag in ihr Büro gebracht?«
Molter zuckte die Schultern. »Niemand hat etwas bemerkt, offenbar hat keine unbefugte Person das KKA betreten. Zumindest ist niemandem etwas aufgefallen.«
»Gute Arbeit, Molter.« Guy lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Was sagt der Obduktionsbericht, Kimura?«
»Laut Obduktionsbericht sind die beiden Opfer nicht erwürgt worden. Die Rosenkränze wurden ihnen post mortem um den Hals geschnürt.« Er blätterte in der Akte und las kurz nach. »Sie starben beide an Herzversagen. Bei Havener könnte das durch eine Überdosis Ambrosia ausgelöst worden sein, aber di Battistas Herz hörte einfach auf zu schlagen. Möglicherweise durch einen Schock, einen Schrecken. Dann hätten wir es in seinem Fall genaugenommen nicht einmal mit Mord zu tun.«
Guy hatte die Stirn in Falten gelegt und ließ die Perlen des Rosenkranzes durch die Finger gleiten. »Warum die Rosenkränze? Will der Mörder eine Verbindung zur Kirche herstellen?« Er warf den Rosenkranz auf den Schreibtisch. »Was ist mit den verbrannten Augen? Gibt es da wenigstens Erkenntnisse, die uns weiterbringen?«
»Leider auch nicht.« Kimura schüttelte den Kopf. »Die Wunden sind an den Rändern ungewöhnlich sauber, das Feuer muss sehr heiß gewesen sein, die Ärzte schließen deshalb auf Magieeinfluss, können aber die Art der Magie nicht bestimmen.«
»Quacksalber«, sagte Guy und trank einen Schluck Kaffee. »Konzentrieren wir uns darauf, was wir haben. Zwei Tote, in beiden Fällen waren Kinder involviert. Havener war vermutlich der Händler, di Battista der Käufer. Aber wo bekam Havener die Kinder her? Und vor allem, wer hat sie mathemagisch verändert? Wir sollten Professor Küpperbusch befragen. Kommen Sie, Kimura. Molter, ich möchte, dass Sie die Bibel unter die Lupe nehmen. Suchen Sie nach Hinweisen, markierten Stellen, fehlenden Seiten, was auch immer. «
Zwanzig Minuten später standen die beiden Beamten vor der Küpperbusch-Klinik und Guy konnte sich nur mit allergrößter Mühe davon abhalten, den Ackergaul zu erdrosseln. »Kühn«, zischte er durch die zusammengebissenen Zähne. »Was zur Hölle tun Sie hier?«
»Ihnen auch einen guten Morgen, Herr Kommissär. Wie Sie vielleicht vermuten könnten, gehe ich meiner Arbeit nach.« Sie presste die Handtasche an sich und atmete tief ein und aus, bevor sie fortfuhr. »Ich bitte Sie, Herr Kommissär, zum letzten Mal darum, mit mir zusammenzuarbeiten. Wir können jetzt in Ihr Büro fahren und ich lasse Sie an den Erkenntnissen meiner Arbeit teilhaben. Falls Sie es aber vorziehen, mir weiterhin mit offensichtlicher Feindseligkeit zu begegnen, werde ich Mittel und Wege haben, Sie von diesem Fall abziehen zu lassen. Und Sie wissen, dass ich als Beamtin der DMG dazu berechtigt bin.« Sie hob das Kinn und sah Guy in die Augen.
Gegen seinen Willen empfand Guy plötzlich Respekt vor der grobschlächtigen Frau, mit ihrer lächerlichen Handtasche und den blankgeputzten, abgeschabten Schuhen. Sie hatte Schneid, das musste man ihr lassen. Und so wie sie sich in den Fall hineinkniete, lag ihr offenbar auch daran, ihn aufzuklären.
»Haruki«, sagte er, ohne Frau Kühn aus den Augen zu lassen, »hol bitte den Wagen.«
Martha Kühn atmete hörbar aus. »Lassen Sie uns einfach von vorne anfangen. Einverstanden?«
Guy zündete seine Pfeife an und nickte fast unmerklich. »Was haben Sie aus Küpperbusch herausbekommen?«
»Irgendjemand versucht, männliche Primadonnen herzustellen, allerdings bezeichnet der Professor die Arbeit als stümperhaft. Der Junge aus Haveners Wohnung war wohl ein fehlgeschlagenes Experiment.«
»Und somit überflüssig geworden«, fiel ihr Guy ins Wort. »Deswegen hat Havener die Kinder verkauft.«
»Die Kinder? Was meinen Sie
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