Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
Vom Netzwerk:
schrecklicher Verdacht in Dirk. Zehn Jahre Knast, zehn Jahre ohne Frau, zehn Jahre unter Männern - Tony war schwul geworden. Darüber bestand kein Zweifel. Und jetzt hatte er es auf Dirk abgesehen.
    Darüber bestand auch kein Zweifel.
    Als Gwen herkam, um nach ihrem Verlobten zu sehen, fasste Dirk sie erleichtert um die Taille und schob sie zwischen sich und Tony.
    Gwen gefiel diese Position - eingekeilt zwischen zwei Männern - wohl nicht besonders, denn sie zwängte sich raus und stellte sich neben Tony. Der überhäufte Dirk weiter mit Komplimenten und ignorierte seine Verlobte. Aber die naive Gwen checkte es offenbar nicht, sondern schenkte ihm weiter ihr süßes, glückliches Lächeln.
    Ian und der Doc kamen vorbei und drückten Dirk und Tony je ein Glas Guinness in die Hand. Dirk nutzte die Gelegenheit, um aufzustehen und sich hinter Gwen zu stellen. Das machte den weiteren Smalltalk erträglicher.
    Nach dem Guinness schaute Dirk demonstrativ auf seine Armbanduhr und sagte, dass er sich jetzt verabschieden musste. Tony zeigte sich darüber enttäuscht und lud ihn ein, ihn unbedingt wieder zu besuchen. Widerstrebend drückte Dirk ihm die Hand, die seine länger als nötig festhielt, und verabschiedete sich von den anderen. Er bedankte sich für den Imbiss, nahm Gwens Arm und zog sie mit sich zum Ausgang.
    Sie wühlte in der überfüllten Garderobe n eben der Tür, holte Dirks Lederjacke vor und reichte sie ihm. An die hatte er tatsächlich nicht mehr gedacht in seiner Eile, von Tony endlich wegzukommen.
    Er bedankte sich, indem er seinen Zeigefinger auf ihre Nase stupste. Dann gingen sie die Treppe runter, raus auf die Straße und rüber zu Dirks Leihwagen.
    Tief durchatmend nahm er Gwens schmale Schu ltern in seine beiden Hände und überlegte, wie er es ihr so sensibel wie möglich beibringen konnte. „Gwennie, was du jetzt erfährst, wird dir bestimmt sehr wehtun. Aber du musst es wissen.“
    „Da bin ich aber gespannt “, meinte sie, noch immer strahlend.
    Dirk hasste es, dass ausgerechnet er es sein würde, der ihr diesen unvermeidlichen Schmerz z ufügte. Aber andererseits fühlte er auch so was wie eine perverse Genugtuung über das, was er ihr jetzt sagte: „Dein Tony ist schwul!“
    Gwen antwortete: „Na und? Stört dich das etwa? Das sieht dir ähnlich, Vorurteile gegen Homosexuelle zu haben!“
    Dirk merkte, wie ihm die Luft wegblieb. Um sich irritiert durch die Haare fahren zu können, ließ er Gwen los. Entweder sie ist durchgeknallt oder ich, dachte er. Wohl eher sie! „Willst du damit andeuten, du hast selber gemerkt, dass er im Knast schwul geworden ist, UND ES STÖRT DICH NICHT!“
    „Tony ist nicht erst im Gefängnis homosexuell g eworden. Er war es schon immer. Erinnerst du dich an den irischen Freiheitskämpfer, der getötet wurde, als du bei uns daheim in Donegal warst?“
    Dirk verständnislos: „Der von dem Zeitungsartikel, wegen dem du übereilt nach Belfast gefa hren bist. Kevin Brendan oder so ähnlich?“
    „Ja, Kevin Brennan. Ich habe ihn nicht pers önlich gekannt, doch er war Tonys Liebster. Außer mir wusste das niemand. Deswegen musste ich so schnell wie möglich zu Tony. Ich hatte Angst, er würde sich vor Trauer zu unüberlegten Aktionen hinreißen lassen und damit seine Haftentlassung gefährden, die ja nur noch Tage bevorstand. Doch glücklicherweise war sein Kopf schon so voll mit Ideen, was er alles nach seiner Entlassung tun wollte, dass er nicht vorhatte, das alles aufs Spiel zu setzten.“
    „Willst du mir damit sagen“, Dirk checkte noch i mmer nichts, „dass du damals um den schwulen Lover deines Verlobten getrauert hast?“
    „Ich wusste, dass du das nicht verstehen würdest.“
    „Da hab ich allerdings meine Schwierigkeiten . Warum klärst du mich nicht auf?“
    „Das ist eine lange Geschichte.“
    „Ein bisschen Zeit hab ich noch. Ich muss allerdings bald weg, weil ich morgen in die Staaten fliegen muss.“
    „Um deine wasservergiftende Dreckschleuder von Firma so schnell wie möglich wieder in Gang zu setzen?“
    „Ja.“
    „Wann geht deine Maschine oder Fähre?“
    „Ich bin mit dem Privatvogel hier .“
    „Ein Flugzeug musste wieder extra wegen dir nach Irland fliegen? Was für eine sinnlose Verschwendung von Ressourcen, was für eine bodenlose Umweltverschmutzung!“
    Lächelnd fasste er sie um die Taille, zog sie sanft an sich und flüsterte: „Verdammte kleine Ne rvensäge!“
    „ Verdammter großer Umweltverschmutzer!“, flüsterte sie

Weitere Kostenlose Bücher