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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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ndert seitdem. Die eingeworfenen Fensterscheiben, die rußgeschwärzten Hauswände, die verblassten „Brits-out!“-Graffitis, der Müll auf der Straße - alles war wie beim letzten Mal.
    Sie gingen in das Haus, in dem Gwen damals verschwunden war, eine enge Treppe hoch und rein in eine winzige Wohnung. Die war schon gerammelt voll mit Leuten, die Tony begeistert umjubelten. Dirk wunderte sich, wie die Insassen des VW-Busses und seines BMWs wohl dort noch reinpassen sollten, aber irgendwie quetschten sich alle rein.
    Dirk ließ sich von der Menge mitschieben, bekam eine Flasche Harp-Bier und ein Sandwich in die Hand gedrückt und fand einen Sitzplatz auf der Fensterbank. Gwen drängelte sich zu ihm durch und stellte ihm einige Leute aus Tonys Familie und Freundeskreis vor, darunter auch Tonys Mutter, eine weißhaarige Lady, die gar nicht aufhören konnte zu heulen. Gwens zukünftige Schwiegermutter?
    N icht wenn Dirk es verhindern konnte!
    Ein paar junge Frauen kamen näher und na hmen Gwen mit in die andere Ecke des Raums, wo sie sich kichernd unterhielten.
    Verwundert beobachtete Dirk abwechselnd Gwen und Tony. Ab und zu kam Tony bei ihr vorbei oder umgekehrt, sie tauschten ein paar Worte, ein paar vertraute Gesten, ein Lächeln - aber damit hatte es sich.
    Unwillkürlich stellte Dirk sich vor, was wohl wäre, wenn er als Gwens Verlobter nach zehn Jahren aus dem Knast entlassen worden wäre. Klar, er würde seine Kumpels begrüßen. Klar, er würde ein paar Worte mit ihnen wechseln und ein Bier und was zu beißen mit ihnen verdrücken. Aber nach kurzer Zeit würde er sie alle rausschmeißen, für genügend Proviant sorgen und sich dann erst mal mit Gwennie eine Woche lang im Bett austoben.
    Tony machte dazu keine Anstalte n. Nicht mal ansatzweise. Stattdessen quatschte er hitzig mit seinen Freunden. Dann löste er sich von seinen Kumpels, setzte sich neben Dirk auf die Fensterbank und unterhielt sich mit ihm. Offenbar hatte er mitgekriegt, dass Dirk sich langweilte. Tony erkundigte sich nach Dirks Firma und den Ausgang des Prozesses und erzählte, dass Gwen ihm bei ihrem letzten Knastbesuch davon berichtet hatte.
    Als Dirk ihm mitteilte, dass Gwen den Prozess gewonnen hatte, überraschte es Tony o ffenbar nicht. Er erkundigte sich nach Dirks Zukunftsplänen. Dirk erzählte ihm knapp, dass er vorhatte, in den USA eine neue Firma aufzubauen, und Tony hörte dabei so interessiert zu, als gäbe es nichts Wichtigeres als Dirks berufliche Ambitionen.
    Dirk wechselte das Thema und - schließlich hatte er gute Manieren - fragte nach Tonys Zukunftsplänen. Der blühte daraufhin völlig auf und erzählte von seiner Absicht, eine Arbeitsvermittlung für irische Arbeitslose zu gründen, einschließlich Kinderbetreuung, einschließlich Altenversorgung, einschließlich Obdachlosenverpflegung, einschließlich und so weiter. Ein idealistischer Spinner also. So wie Gwen. Aber ein sympathischer. So wie Gwen.
    Wie gescha ffen füreinander, die beiden.
    Je länger Dirk mit Tony plauderte, desto mehr regte sich in ihm so was wie ein schlechtes Gewissen. Weil er diesem netten Kerl, der sich nach zehn Jahren Knast sicher nach ein bisschen Glück sehnte, die Frau ausspannen wollte.
    Aber dann wanderte Dirks Blick wieder zu Gwen, die noch immer mit den anderen Ladys lachte, und er wusste, dass er nicht anders konnte. Vor allem, wenn sich ihre Augen dabei bege gneten und sie sein Lächeln erwiderte. Dirks Lächeln, nicht Tonys!
    We iber!
    Ab und zu kam einer von Tonys Kumpels - waren das alles IRA-Kämpfer? - vorbei und r edete Gälisch, aber Tony fertigte alle freundlich aber kurz ab, um weiter mit Dirk zu plaudern. Inzwischen hatte Tony auch noch damit begonnen, Dirk Komplimente zu machen, wie gut ihm der Bart stand und wie athletisch seine Figur war.
    Dirk, dem die Zeit davonlief und der sich fragte, wie er es schaffen konnte, mit Gwen für ein paar Minuten allein zu sein, ging Tonys Gelabere mehr und mehr auf den Sack. Vor allem, als Tony ihm ab und zu dabei leicht die Hand auf den Arm legte. Weil das eine andere Wertigkeit hatte als die kameradschaftlichen Schulterschläge, die er mit Wally und den anderen Karate-Kumpels austauschte. Dirk musste sich zusammenreißen, um Tony nicht mit einem Befreiungsschlag von der Fensterbank zu schubsen.
    Das würde ihm Gwen nie verzeihen.
    Je mehr Tony mit ihm redete, wie sonst nur Frauen mit ihm r edeten, ihn anschaute, wie ihn sonst nur Frauen anschauten, desto mehr erhärtete sich ein

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