Gwen (German Edition)
jede einzelne Silbe betonend.
„ Aus allem, was ich über die zentralnervösen Wirkungen von Triustat recherchiert habe“, erklärte sie, „und aufgrund der Tatsache, dass eine internationale Verbrecherorganisation auf Produkt 4 so versessen ist, dass sie sogar vor Mord nicht zurückschreckt, kann ich nur zu der Schlussfolgerung kommen, dass es die Ausgangsbasis für eine Designerdroge ist. Ist das so?“
Als er nicht antwortete, wiederholte sie ungleich schriller: „ Ist das so? “
Sie fixierten sich wie zwei Raubtiere, die sich gleich geg enseitig zerfleischen würden.
„ Keine Ahnung!“, schnauzte er zurück und fügte etwas leiser hinzu: „Ich hatte nur den Verdacht. Sicher bin ich mir nicht.“ Es schaute fast betrübt auf sie herab. „Verdammt, Gwennie! Warum bist du nicht in Irland geblieben?“
„Und wer hätte dich dann heute Nacht vor den ABC -Verbrechern retten sollen?“
„ Trotzdem!“ Ruckartig schob er sie von sich herunter. „Du hältst dich in Zukunft raus, verstanden? Kämpfe in Zukunft meinetwegen für die Wale oder für rosa Recyclingcontainer mit grünen Tupfen, aber lass in Zukunft die Finger von Statler-Tec!“
Etwas derart Absurdes verdiente keine Antwort. Vermutlich verwechselte er ihr Schweigen mit Einverständnis, denn er lächelte und strich sanft über ihr Haar. „Wenn heute Nacht was passiert sein sollte, Gwennie … verdammt, ich mache es sonst nie ohne Kondome! Ich hab mich aufgeführt wie ein verdammter pubertärer Anfänger. Also falls was passiert sein sollte: Ich übernehme die Verantwortung, okay?“
„Du meinst, fall s ich schwanger sein sollte?“ Verblüfft bestaunte Gwen ihre eigene Leichtfertigkeit, mit der sie bisher an diese Option keinen Gedanken verschwendet hatte. So wie Dirks dümmliche Forderungen sie soeben noch verärgert hatten, so rührten nun seine anständigen Worte an ihr Herz.
Und sie liebte ihn umso mehr.
Nachdem sie ihr Bier ausgetrunken hatten, gingen sie in das Zentrum des Rockerlagers, wo ein verschlafenes Durcheinander aus Schlafsäcken, Zelten und geparkten Motorrädern herrschte. Nahezu schwerelos wehte eine leere McDonald’s-Tüte vorbei.
Gwen hörte nicht auf die Worte, die Dirk mit dem Tätowierten wechselte, sondern schaute sich verstohlen um. Die Peinlichkeit der Szene am Lagerfeuer kehrte mir voller Macht in ihr Bewusstsein zurück und trieb ihr die Schamesröte ins Gesicht. Am liebsten hätte sie sich im Auspuff des nächsten Motorrades verkrochen.
In der Nacht war ihr gar nicht aufgefallen, wie viele Frauen sich unter den Broken Catnecks befanden, wohl weil es wie üblich die Männer gewesen waren, die sich geräuschvoll in den Vordergrund gedrängt hatten. Nun erkannte sie, dass etwa ein Viertel der Anwesenden weiblich waren. Automatisch schlang Gwen einen Arm um Dirk, um ihren Besitzanspruch zu signalisieren.
Er wandte sich ihr zu und hielt sie an den Schultern fest. „Gwennie, du hast gehört, dass Spider versprochen hat, dich heimzufahren. Einen oder zwei Blocks vor deiner Wohnung deutest du ihm an, dass er anhalten soll, und du läufst das letzte Stück! Damit dich keiner mit den Broken Catnecks und gestern Nacht in Verbindung bringt. Tom leiht mir seine Maschine aus, und ich fahre allein weg. Ich will nicht, dass man uns zusammen sieht, bis ich die Sache auf meine Weise geregelt habe. Versprich mir, dass du nicht versuchen wirst, mich zu kontaktieren, in welcher Form auch immer!“ Sein Griff wurde fester. „Lass mich und meine Firma in Ruhe, kapiert? Und treib dich nicht wieder nachts in meinem Büro rum! Los, versprich es!“
„ Ich verspreche gar nichts“, erklärte Gwen. „Allein schon weil noch meine Mappe unter deinem Schreibtisch liegt.“
Der Anflug eines Grinsens durchpflügte seine kompromisslose Miene. „Ich schicke dir die Mappe. Also, mach’s gut, meine kleine Nervensäge! Pass auf dich auf!“ Es klang wie ein Abschied, als ob er tatsächlich erwartete, dass sie seine Anweisungen befolgte.
Amüsiert legte sie den Kopf schief. „Pass du lieber auf dich auf! Und zwar deutlich besser als bisher. Lass es mich in Zukunft rechtzeitig wissen, wenn ich dich mal wieder retten soll!“
Er schenkte ihr ein müdes - frustriertes? – Lächeln, hauchte einen Kuss auf ihre Lippen und wandte sich ab. Dann schien er es sich anders zu überlegen, denn plötzlich riss er sie an sich und küsste sie mit einer brutalen Wildheit, die ihren Verstand in Lust ertränkte.
Als er sie wieder losließ,
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