Gwen (German Edition)
schnappte sie nach Luft. Er stieg auf eines der Motorräder und fuhr weg. Sie schaute ihm nach, bis das Donnergrollen des Motors nur noch in ihrem Kopf hallte.
Wie Dirk verlangt hatte, setzte der Tätowierte Gwen zwei Häuserblocks vor ihrer Wohnung ab. Als sie dann zu Fuß in ihre Straße einbog, sah sie Pat an der Haustür stehen und ein Paket entgegennehmen.
Pat ferti gte schnell den Postboten ab, ging mit Gwen in die Wohnung, schloss die Tür und fragte mit eindringlicher Stimme: „Wieso kommst du erst jetzt heim? Hat man über Nacht das Gebäude abgeschlossen, und du kamst nicht mehr rechtzeitig raus? Und, wie war es?“
„Wie es war?“ Gwen dachte unwillkürlich an Feuerschein, an grölende Bikern, an ihn .
„Hast du in Statlers Büro was herausgefunden, mit dem wir etwas anfangen können?“, präzisierte Pat.
Statlers Büro, das Projektil in seiner Brust, die Kidnappe r … „Nein, nicht direkt.“ Gwen sank in den nächstgelegenen Sessel.
Pat stellte das Paket auf den Wohnzimmertisch. „Siehst du, das habe ich mir gleich gedacht! Und dafür hast du riskiert, wegen Einbruchs belangt zu werden. Du bist doch hoffentlich nicht entdeckt worden?“
„ Doch, irgendwie schon. Ich musste Dirk Statler aus den Händen von Kidnappern befreien. Ich habe ihn ins Lager der Broken Catnecks gebracht und hatte dort Sex mit ihm. Deshalb wurde es etwas später.“
Pat rollte die Augen. „Für deine schrägen Witze habe ich jetzt wirklich keinen Nerv! Ich habe heute eine Nachricht von meinem geschätzten Professor bekommen und darf meine Doktorarbeit mal wieder umschreiben.“
„Aber das bist du doch schon langsam gewöhnt.“
„Trotzdem deprimiert es mich. Ich kriege dann immer meine Loser-Phase.“
„ Loser-Phase?“ Noch immer fiel es Gwen schwer, sich zu konzentrieren. Ein Teil von ihr fühlte noch immer seine Lippen auf ihrer Haut und seinen …
„Ja, dann habe ich immer das Gefühl“, Pat ließ sich auf d as Sofa fallen, „ich wäre zu dumm für die Doktorarbeit und ein ewiger Loser. Und dann kriege ich gewöhnlich auch die Putzfrauen-Phase.“ Sie massierte ihre Schläfen. „Dann denke ich, dass ich sowieso nie einen Job als Tierarzt bekomme und als Putzfrau ende. Deswegen Putzfrauen-Phase. Oder, leicht aktualisiert, die Sam’s-Hams -Phase.“
„Aber Pat! Nur weil dein Professor so kleinlich ist, heißt das noch lange nicht, dass du ein Loser bist oder keinen Job als Tierarzt findest. Immerhin …“, Gwen suchte schnell etwas, das Pats Glauben an die eigenen Fähigkeiten stärkte, „… immerhin bist du gestern hervorragend LKW gefahren. Und du hast die Fische punktgenau abgesetzt.“
„Trotzdem!“ Pat zog eine Schnute.
„Trinken wir zuerst einmal Eistee!“
Pat stimmte sofort zu und bereicherte die Erfrischung noch mit Muffins vom Vortag. Während sie sich damit stärkten, blätterten sie die heutigen Ausgaben von drei Zeitungen durch, die alle über die Survival-Aktion berichteten. Zwei davon durchaus positiv. Sogar die Abendnachrichten im Lokalfernsehen hatten die Aktion kurz erwähnt, wie Pat anführte. Es schien, als hätte Survival das Menschheitsbeglücker-Image von Dirk Statler etwas angekratzt.
Dirk Statler , der sie heute Nacht bis zur Kernschmelze beglückt hatte.
Pat musste bald zu Sam’s Hams , und Gwen erledigte die Fleißarbeit, die nötig war, den Erfolg einer Survival-Aktion zu multiplizieren. So, wie sie es bei Helen gelernt hatte, rief sie alle relevanten Zeitungen, Fernseh- und Radiosender an, um ihnen Termine für Interviews anzubieten, falls sie Interesse hätten.
Sie hatten Interesse.
Fast wäre Gwen zu spät zu ihrer Nachmittagsschicht bei Sam’s Hams gekommen, wo sie eine gestresste Pat ablösen wollte. Gestresst deshalb, weil der ganze Imbissraum voll war, wie Gwen verwundert feststellte. Manche Gäste mussten sich gar mit Stehplätzen begnügen. Seit Gwen hier arbeitete, war das noch nie passiert. Norman hatte heute seinen freien Tag, weshalb Sam in der Küche selbst mit anpacken musste. Daher gestattete er Pat auch nicht, ihre Schicht an Gwen zu übergeben, sondern bestand darauf, dass beide dablieben, bis die Zahl der Gäste so weit geschrumpft war, dass Tracy die Nachtschicht alleine schaffen würde.
Warum sich ausgerechnet heute Sams kulinarische Raffinessen solch unerwarteter Beliebtheit erfreuten, lag nicht etwa an der Faszination der neuen Fischburger, wie Sam entzückt mutmaßte, sondern enthüllte sich durch
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