Gwen (German Edition)
Broken Catnecks . In der lauschigen Abgeschiedenheit einer verfallenen Fabrikanlage verbarg sich ein Wohnwagen, aus dem Licht drang. Als Dirk anklopfte, öffnete sich die Tür.
„Hi, Germane !“, rief ein erfreuter Rockerchef, diesmal nicht in schwarzem Leder, sondern in Shorts und grauem Harley-T-Shirt. „Hi, Survival-Schnecke! Kommt rein!“
Dirk schob Gwen in das Campingfahrzeug und trat hinter ihr ein. Bevor sich d ie Tür schloss, schielte Gwen nach Venus, konnte sie aber nicht sehen. Die Männer schlugen zum Gruß ihre erhobenen Rechten ineinander.
„Setzt euch !“ Einladend ruckte Spiders Kinn in Richtung Sitzbank.
Überall hingen Fotos und Poster von Harleys, doch alles war sehr sauber gehalten. Das war wohl der schlanken, blonden Frau zu verdanken, die sich mit dem Rockerchef in dem Wohnwagen befand. Ihrem zerzausten Haar nach zu urteilen war sie soeben aus dem Schlaf - oder anderem - herausgerissen worden. Dennoch lächelte sie freundlich und bot Kekse an. Sie trug nichts als ein überlanges hellblaues T-Shirt.
Gwen erwiderte ihr Lächeln und gab ihr die Hand. „Hallo. Ich heiße Gwen.“
„Ich weiß .“ Sie reichte Gwen eine Coladose. „Du bist Gwen O’Connor von Survival. Ich bin Tess.“
„ G für Germane , was?“ Der Tätowierte deutete auf Dirks Brust. „Wie hat man es dir verpasst? Doch nicht eingebrannt, oder?“
„ Doch.“ Mit einem Grunzen, das wohl unter Männern als Dank galt, nahm Dirk eine Dose Bier vom Rockerchef entgegen.
„Nicht ganz freiwillig, oder ?“ Der Tätowierte zeigte auf Dirks blutige Handgelenke.
„ Nein.“
De r Rockerchef lehnte sich zur Seite, um die Waffe in Dirks Hosenbund besser in Augenschein nehmen zu können. „Und? Lebt der Typ noch, der dir das Brandzeichen verpasst hat?“
„Nein. “
Der Rockerchef nickte befriedigt und stellte, die Einsilbigkeit seines Gesprächspartners respektierend, keine weiteren Fragen mehr.
Währenddessen hatte Tess einen bestens ausgestatteten Verbandska sten herbeigeschafft und machte sich nun daran, Dirks Wunden mit Desinfektionsmittel abzutupfen. Auch Tess stellte keine Fragen.
„ Sie ist die beste Krankenschwester von ganz Catnecktown“, verkündete der Bikerfürst voller Stolz.
„Du bist Krankenschwester ?“, fragte Gwen angenehm überrascht.
„Ja. Ich arbeite in der Catnecktowner Klinik in der Chirurgie.“
„Und du wohnst hier?“
„Ja. Mit Spider.“
Gwen verspürte das Abbröckeln einiger ihrer Vorurteile und half Tess, Dirks Brust mit Brandsalbe einzuschmieren und sie mit großzügigen Lagen Mull zu umwickeln. Dabei schielte Tess fragend auf Gwens verletzte Hand, doch Gwen schüttelte den Kopf. Schließlich war die Wunde bereits verschorft, und der Bluterguss darunter musste ebenfalls von selbst heilen. So konzentrierte sich Tess nun auf Dirks aufgeschürfte Handgelenke, während Gwen hinter der Tür verschwand, die sich auf ihre Anfrage hin als Zugang zur Toilette des Wohnwagens entpuppte. Als sie wieder herauskam, war Dirk verschwunden.
„Er ist schon draußen“, erläuterte der Tätowierte. „An eurem alten Platz, hat er gesagt. Hier um die Ecke. Du findest ihn leicht. Er hat meine Taschenlampe. Und Tess hat ihm euren Schlafsack gegeben.“
Euren Schlafsack ; an eurem alten Platz - Wie sich das anhörte! Als würde Gwen dazugehören. Zu der Bikergang, zu Dirk Statler, zu den Harleys und den Bierdosen.
„Danke!“ Gwen legte der Krankenschwester die Hand auf den Arm. Tess nickte nur.
Mit einem „Gute Nacht !“ verließ Gwen den Wohnwagen und ging in die Richtung, die der Tätowierte ihr wies. Von Venus war nichts zu entdecken. Vielleicht war sie doch wieder zurückgetrottet zur Villa.
Der Lichtkegel einer einsamen Taschenlampe b ewegte sich in der Dunkelheit. Fast wäre Gwen über einen Mann gestolpert, der entlang des Wegs unter einer Armeedecke schlief. Sie ging weiter auf das Taschenlampenlicht zu und fand Dirk auf dem Schlafsack von neulich liegen.
Ohne Umschweife kuschelte sie sich an seine Seite, wobei sie sorgsam darauf achtete, nicht an seine Verbrennung zu kommen. Mit dem freien Stück des Schlafsacks deckte Dirk sie fürsorglich zu. In der Geborgenheit seiner Nähe konnte sie sich endlich in die Erschöpfung gleiten lassen, die ihren Körper vereinnahmte.
„Ich danke dir, kleine Gwennie“, ertönte auf einmal Dirk s allzu wache Stimme in Gwens Dösen hinein.
„ Hm?“, stöhnte sie, unwillig, sich dem heilenden Schlummer zu entziehen.
„Ich danke dir, dass
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