Gwen (German Edition)
besiegte Hündin eilte nicht, wie Gwen es instinktiv erwartet hätte, schutzsuchend zu i hrem Herrn, sondern kauerte sich zwischen die Blumenkübel. Offensichtlich hatte sie Schutz noch nie erfahren.
So wie der bissige Köter des alten Barrett Byrne aus Kilachdiarmid. Der hatte zeitlebens nur denjenigen von Byrnes Söhnen als Herrn anerkannt, der ihm mit dem größten Maß an Brutalität begegnet war. Für Venus war das jetzt Gwen. Ein Gedanke formierte sich, und Gwen legte all die Autorität, die sie noch aufbringen konnte, in ihre Stimme: „ Venus! Komm her! “
Das Tier erstarrte zwischen den Blumenkübeln. Gwen wiede rholte den Befehl. Das Tier gab ein ängstliches Winseln von sich. Gwen wiederholte den Befehl lauter. Und das Tier kroch auf sie zu. Es versank dabei förmlich in den Fasern des Orientteppichs, als es heranrobbte, die Ohren demütig angelegt, die Lefzen wie kleine Blasebälge in untertänigem Fiepen aufblähend, die Augenwinkel herabgezogen, so dass das Weiße des Auges hervortrat.
„Komm her, Venus !“ Gwen streckte die Hand aus. Die Hand, die kurz zuvor im Rachen des Tieres gesteckt hatte. Venus kam, schnüffelte vorsichtig und stieß winselnd von unten gegen Gwens Finger, wie Welpen es tun.
„Komm, Venus !“, wiederholte Gwen sanft, und der Hund rückte näher. Gwen streichelte behutsam den Kopf, den Hals, den Nacken, während das Tier Gwens andere Hand zaghaft leckte.
Dass der elegante Herr die ganze Zeit über mit überschlagender Stimme „ Venus! Venus! “ schrie, kümmerte den Hund in keinster Weise. Das Ganze war so irrsinnig, dass Gwen den Kopf in den Nacken warf und loslachte.
Kein Funken Heiterkeit lag in diesem Lachen, nur pure Hysterie, als bizarre Ausgeburt überstandenen Entsetzens. Und Gwen konnte nicht aufhören zu lachen. Erst recht nicht, als sie die entgeisterten Blicke sah, die ihr nicht nur der elegante Herr, sondern auch Dirk Statler und Venus zuwarfen. Ihr Gelächter kam jedoch zu einem abrupten Ende, als sie die Pistole sah, die der elegante Herr auf sie richtete. Sie hatte noch nie eine so kleine Pistole gesehen.
Gwen s Arm schnellte vor, wies auf B , wobei sie kreischte: „ Venus, Attacke! “
Wie ein Pfeil schoss Venus auf den überraschten eleganten Herrn zu. Er feuerte, verfehlte jedoch sein Ziel. Venus verfehlte ihres nicht.
Die Schreie des eleganten Herrn erreichten Sopranhöhe. Gwen presste sich beide Hände auf die Ohren, konnte sie nicht mehr ertragen, die Geräusche des Todes. Und sie wandte den Blick ab, wollte nicht mit ansehen, wie B gegen den Tod anzuckte.
Und d ann riss sie sich zusammen. Wo befand sich der Schlüssel für Dirks Handschellen?
I hre ganze Überwindung war nötig, sich nun zu erheben. Auf einmal fühlte sie sich wie eine gebrechliche alte Frau, als sie auf die Leiche des einst so eleganten Herrn zuschlurfte.
Venus hatte sich im Hals ihres Opfers verbissen. Gwen redete beschwichtigend auf den Hund ein, der mit einem angedeuteten Schwanzwedeln etwas zur Seite rückte, damit auch seine neue Herrin ihre Zähne in die Beute schlagen konnte. Worauf Gwen verzichtete.
Rasch durchsuchte sie die Taschen im Seidenanzug des eleganten Herrn und vermied es dabei, auch nur einen weiteren Blick auf seine Kehle zu werfen. Sie fand ein Handy, eine Packung Kaubonbons und einen kleinen Schlüssel. Gwen eilte mit dem Schlüssel zu Dirk und brach fast zusammen vor Dankbarkeit, weil der Schlüssel passte. Die Handschellen glitten von Dirks blutigen Handgelenken. Erschöpft lehnte sich Gwen an die Säule.
„Gwennie !“ Dirk zog sie an sich und zuckte zusammen, als der Stoff ihres Kleides über seine verbrannte Haut fuhr. Sachte schob er sie von sich und blickte an sich herab, als erinnerte er sich erst jetzt wieder an seine Wunde. Er ging zu Clayton, hob dessen Pistole auf und steckte sie sich hinten in den Hosenbund. Anschließend trat er zum glimmenden Kohlebecken. Dabei warf er einen misstrauischen Blick auf Venus, doch die saß noch immer auf dem eleganten Herrn.
Eigentlich hatte Gwen gehofft , dass Dirk nun die Initiative ergreifen, sie in seine starken Arme nehmen und fortbringen würde von diesem grauenhaften Ort. Immerhin war ER!!! der Karatekämpfer.
Doch stattdessen stand er nur da vor dieser ehernen Schale aus Glut und Folter. Als er sich endlich in Bewegung setzte, tat er es nur, um den Schutzhandschuh vom Boden aufzuheben. Er zog ihn an und stocherte mit dem eisernen Stab in der Glut herum.
„Dirk, bitte!“ Am Ende ihrer Kraft
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