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Gwen (German Edition)

Gwen (German Edition)

Titel: Gwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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und ihrer Zurechnungsfähigkeit angelangt schleppte sich Gwen zu ihm hin. „Wir müssen weg von hier!“
    „Ja“, entgegnete er, ohne sie anzusehen. Er atmete tief durch. Das Wundsekret auf seiner verbrannten Haut glänzte im Schein der Glut. Sein Gesicht zeigte eiserne Konzentration.
    „Dirk, bitte! Wir müssen weg! “ Ihre Stimme wurde brüchig.
    Doch er schien sie gar nicht zu hören, so tief versunken war er in einer merkwürdigen Art von Trance. Sein gesamter Körper spannte sich an. Gewaltige Muskelpakete wölbten sich, der mächtige Brustkorb dehnte sich, als Dirk den glühenden Eisenstab gegen sich selbst richtete. Dirk gab einen gepressten Laut von sich, während er das glimmende Metall auf seine Brust setzte und mit einem entschlossenen Schwung über seine verbrennende Haut zog.
    Schreien wollte Gwen, doch dazu fehlte ihr der Atem. Schluchzend zusammenbrechen wollte sie, doch selbst dafür fand sie keine Energie. Gefangen in einem Alptraum, in dem sich immer neue Abgründe auftaten, konnte sie nur diesen Mann anstarren, unfähig zu glauben, was er da tat.
    E r stieß die Luft aus und ließ den Eisenstab fallen, der respektlos den kostbaren Teppich versengte. Aus dem „b“ auf Dirks Brust war eine Sechs geworden, oder eher ein großes „G“.
    „Wa s hast du getan?“, konnte Gwen nur hauchen.
    Nach etlichen tiefen Atemzügen sah er sie aus glasigen Augen an. „Bevor ich mein Leben lang mit dem Brandzeichen von diesem Arschloch rumlaufe, trage ich lieber deine Initiale auf dem Pelz.“ Er warf den Schutzhandschuh fort. „Hauen wir ab!“ Er nahm Gwens Hand und zog sie mit sich aus dem Raum und durch die Diele zur Eingangstür. Vorsichtig öffnete er sie, spähte hinaus und ging mit Gwen nach draußen in den Garten.
    Hinter sich vernahm sie das charakteristische Klacken von Hundekrallen auf Steinboden, das ihr verriet, dass Venus ihnen folgte. Und dann hörte sie auch andere Schritte.
    Dirk drückte sich und Gwen gegen die Hauswand. Drei der Männer von vorhin kamen mit gezogenen Waffen angerannt. Dirk löste sich von der Wand, bewegte sich so schnell, dass Gwens müde Augen nicht folgen konnten. Sie hörte einige dumpfe Laute, und plötzlich lagen die drei Kerle reglos am Boden.
    Dann fasste Dirk Gwens Handgelenk und zog sie mit sich die Treppe hinunter in den Garten, den Weg entlang, den Gwen gekommen war. Das Tor war verschlossen.
    Dirk fluchte. „Ich schätze, die Alarmanlage geht los, sobald wir rüberklettern“, flüsterte er Gwen zu.
    K lettern? Er glaubte doch wohl nicht, dass sie das jetzt noch fertig brachte!
    Glücklicherweise verfolgte er die Idee nicht weiter, denn er zog Claytons Waffe . „Also können wir es gleich auf die laute Tour versuchen.“ Er zerrte Gwen hinter seinen breiten Rücken, feuerte auf das Schloss und stieß das Tor mir dem Fuß auf.
    Er lauschte kurz in die Finsternis hinein, doch keine weiteren Geräusche waren zu hören. Nur das Rauschen von Blättern im Wind und das Zirpen einer Grille. Mit Gwen an der Hand lief Dirk los, rannte die einsame Straße entlang, endlos, bis Häuser in Sicht kamen.
    An einer Kreuzung blieb er stehen, wohl um sich zu entscheiden, welche Richtung er einschlagen wollte. Er sagte etwas, doch seine Stimme war seltsam leise. Und wurde noch leiser. Dafür umschmeichelte wohlige Dunkelheit einladend Gwens schlaffe Gedanken.
     
    „Gwennie!“
    Es war seine Stimme, unverkennbar seine Stimme. Gwen öffnete die Augen und schaute in sein besorgtes Gesicht. Wie schön, dass er da war!
    Dann drangen allmählich die anderen Aspekte der Realität zu ihr vor. Spärliche Straßenla mpen und einige erhellte Fenster der umliegenden Häuser spendeten ein dürftiges Licht. Gwen lag auf dem kalten, harten Gehsteig neben einer leeren Plastiktüte. Dirk Statler kniete bei ihr und strich ihr über die Stirn.
    „Was ist los ?“, fragte sie verwirrt.
    „Du bist ohnmächtig geworden, Süße.“
    „Ich?“ Sie setzte sich auf. „Das ist doch nicht möglich.“ So etwas war ihr noch nie passiert.
    Mit einem Lächeln erhob er sich und zog sie mit sich hoch. Es war Gwen schleierhaft, wie er nach alldem, was passiert war, lächeln konnte, wo sie selbst sich so schlecht fühlte. Unsicher stand sie auf den Beinen und hielt sich mit beiden Händen am Ledergürtel von Dirks Jeans fest. Das große „G“ auf seiner Brust schimmerte feucht. In einiger Entfernung winselte etwas. Gwen drehte den Kopf in die Richtung und sah Venus, die scheu um eine Hausecke

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