Gwen (German Edition)
ich sie.“
„Ernährungs- und Pflegezustand sind gut“, diagnostizierte die Tierärztin. „Sie ist definitiv kein Straßenhund. Wir werden ihren Besitzer schon finden. Du kannst ja später bei Sam’s Hams einen Aushang machen und bei der Stadtverwaltung anrufen, ob einer die Hündin vermisst. Also, was ist denn jetzt mit den Anglern? Sind sie eingestiegen?“
„Nein.“
„Aber die waren doch so scharf drauf, beizutreten! Warum sind sie dann wieder abgesprungen?“
„Weil sie in Wirklichkeit gar keine Angler waren, sondern Verbrecher. Ihr Anführer war ein sadistischer Psychopath und wollte mich töten. Doch stattdessen habe ich ihn getötet und Dirk Statler befreit, den sie dort gefangen gehalten und gefoltert haben.“
Pat verfütterte die Hacksteaks, die Norman vor T agen von Sam’s Hams mitgebracht hatte, an den Hund. „Ihr Europäer habt wirklich einen kranken Humor. Aber kein Wunder, schließlich habt ihr Mr. Bean hervorgebracht. Ich an deiner Stelle wäre zu frustriert darüber, dass du bei diesen Angler-Schwachköpfen sinnlos deine Zeit verschwendet hast, um noch Witze reißen zu können.“
„G laub mir, Pat, ich bin durchaus frustriert über die eklatante Sinnlosigkeit dieses Abends.“
Ihre Freundin nickte versöhnlich . „Trinken wir erst mal Eistee!“
Die Türglocke ertönte. Gwen fuhr zusammen. Doch es war nur ein Bote, von dem Pat ein Päckchen entgegennahm. Doch es war wohl nicht die erwartete Flugblatt-Lieferung vom Londoner Survival-Hauptbüro, da Pat rief: „Ist für dich! Kein Absender drauf. Seltsam.“
Gwen öffnete das Paket.
„Das ist doch deine Mappe“, wunderte sich Pat.
„Statler hat sie mir geschickt. Ich habe sie wohl in seinem Büro vergessen, als ich dort nachts eingedrungen bin.“ Gwen kontrollierte den Inhalt. Es war alles noch da: Bleistift, Radiergummi, ihr angefangener Artikel für die Survival News, und ihr Schlüsselbund – endlich! Und ein großer Briefumschlag, der vorher ganz sicher nicht darin gewesen war. Auf dem Kuvert stand in Deutsch geschrieben: „Ein kleines Geschenk für eine tolle Frau. Du wirst es lieben! D.“
Voller Spannung öffnete Gwen den Umschlag. Pat lugte über Gwens Schulter auf die beiden Zettel, die Gwen hervorzog. Der eine war ein Gutschein für eine Spezialbehandlung in Spider’s Special Tattoo Shop . Und der andere zeigte den Buchstaben D in den verschiedensten Variationen.
„Was soll das denn?“, fragte Pat.
„ Dirk Statler“, gab Gwen zur Antwort, „schlägt vor, dass ich mir ein D auf die Brust tätowieren lasse.“
„Ein D ?“
„ D für Dirk .“
„Das gibt’s doch nicht! Was für ein selbstherrlicher , bescheuerter, anmaßender, unverschämter …“, Pat gingen die Adjektive aus.
„Ja “, seufzte Gwen. „Das ist er.“
Es gab sie sogar in Florida, diese regnerischen Samstagabende, an denen man zu nichts Bock hatte. Dirk haute sich gelangweilt vor die Glotze, rauchte eine Zigarre und schaute die Sportnachrichten. Ohne großes Interesse, denn ihn kickte weder Baseball noch Tennis.
Er dachte dauernd an Gwen. Aber er musste sie in Ruhe lassen, um sie zu schützen. Damit das Alphabet meinte, er hätte nichts mehr für sie übrig. Damit das verfickte Alphabet sie nicht mehr als Waffe gegen ihn einsetzen würde.
Scheiße!
A hatte sich noch immer nicht gemeldet. Dafür hatte Krämer Dirk eifrig in die Rolle als B eingearbeitet. Krämer wusste viel über das Alphabet, war offenbar schon ziemlich lange dabei.
Ein ziemlich schräger Vogel war der Typ schon. Dürr, grau, Mitte 50, immer in Anzug und Krawatte, immer perfekt. Ohne Familie und offenbar auch sonst ohne Privatleben. Daher hatte er auch keine Zicken gemacht, als die Firma in die Staaten verlegt worden war. Keine Hobbys, nichts außer der Arbeit. Ein echter Freak also. Er war morgens der erste im Büro und abends der vorletzte – nach Dirk. Und er hatte immer einen guten Job abgeliefert.
A wollte, so Krämer, dass Dirk sich ein neues B-Team zusammenstellte und einen neuen C e rnannte. Dirk hatte Krämer zum C gemacht. Weil er ihm das zutraute. Und weil er ihn gewohnt war. Und weil er einfach nicht glaubte, Krämer würde ihn umlegen, um zum B aufzusteigen.
Dirk hatte sich ein B-Team zusammengestellt. Aber auf seine Art. Die Leute in den Schlüsselp ositionen der Health Company hatten ja sowieso nie gewusst, wer B war. Jetzt erhielten sie ihre Anweisungen nahtlos von Dirk, ohne zu checken, dass er jemand anders war. Und selbst wenn einer
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