Gwen (German Edition)
Spruc hband mit der Aufschrift „STATLER-TEC KILLS THE CATNECK RIVER“ beschaulich um den Springbrunnen spannten.
Schnell wurde Normans Auto ausgeladen, die Flugblätter, die Beitrittsformulare, die Getränke, Unmengen von Lebensmitteln, die Wasserkanister, eine Wanne zum Spülen - denn natürlich gab es echtes Geschirr statt Wegwerfware. Gwen eilte hin und her, servierte Orangensaft hier und Survival-Broschüren dort und schnitt ansonsten Zwiebeln für die Survival-Burger.
Als dann die Band zu spielen begann – nur instrumental als Backgrounduntermalung – gesel lten sich vor allem jüngere Leute dazu, ließen sich die Survival-Burger schmecken und betrachteten mit mehr oder weniger Interesse die ausliegenden Anti-Statler-Flugbätter.
Bald waren alle Sitzplätze belegt , wie Gwen überrascht feststellte. Sie kam mit dem Zwiebelschneiden gar nicht mehr nach.
Sobald d ie Leute von der Presse angekommen waren, legte die Survival-Band eine Pause ein, damit Gwen ihre Ansprache halten konnte. Obwohl sie im Vorfeld versucht hatte, diese lästige Pflicht abzuwälzen. Doch sie war überstimmt worden mit dem Argument, dass es ihr Bild war, das die Zeitungen gedruckt hatten nach der letzten Aktion bei der Grundsteinlegung, und dass man diesen Bekanntheitsgrad ausnutzen sollte. Was frappierend an Helens Haltung während des Prozesses gegen die deutschen Statler-Werke erinnerte.
Gwen überwand sich wieder einmal. Obwohl ihr Mund trocken war vor Angst, stellte sie sich an das Mikrofon, das David auf ihre Höhe einstellte. Oh, mein Gott, so viele Leute!
Mike und Norman nickten ihr aufmunternd zu, dann begann sie mit der Begrüßung der Anwesenden. Was für eine piepsige Stimme sie hatte!
Sie zwang sich zum Durchatmen und redete weiter, etwas ruhiger, etwas tiefer. Und als sie von Survival sprach, wurde ihre Stimme fester, als sie Statler-Tec ins rechte Licht rückte, wurde ihre Rede flüssiger, und als sie das Schicksal beschrieb, das dem Catneck River drohte, riss die Leidenschaft sie mit.
Am Ende ihrer Rede applaudierten sogar einige der Zuhörer. Das war mehr, als Gwen erhofft hatte, denn normalerweise ließen die Catnecktowner Kritik an Dirk Statler an sich abperlen. Durch die Presseerklärungen von Survival hatte Statlers Popularität jedoch ein paar Kratzer bekommen. Und durch die heutige Aktion würden mit etwas Glück aus den Kratzern Risse werden.
Erleichtert, ihren Auftritt hinter sich zu haben, mischte sich Gwen unters Volk und unterhielt sich mit den Leuten. Irgendwie schienen alle sie zu kennen. Aus der Zeitung oder aus Sam’s Hams . Somit war nicht nur Statler populär.
Die Band spielte weiter. Vanessa und Claire hatten Probleme, genügend Survival-Burger nachzuliefern. Gwen musste einspringen und wieder Zwiebeln schneiden. So gut, wie der Verkauf der Burger und Getränke anlief, würden damit nicht nur die Kosten für die Flugblätter herein kommen. Fast sah es so aus, als würde ein zusätzlicher Gewinn ...
„Einen Survival-Burger bitte !“, zerschnitt plötzlich eine tiefe, männliche Stimme Gwens Kalkulationen und überforderte momentan ihren Puls. Sie wartete darauf, dass diese … Gefühle einigermaßen abebbten, dann wandte sie sich um.
Er war gekleidet wie immer: Jeans, ärmelloses T-Shirt mit Harley-Emblem, dunkelbrauner, leicht abgewetzter Ledergürtel, Motorradstiefel, Selbstbewusstsein. „Danke“, äußerte er, als Claire ihm sichtlich verunsichert den Survival-Burger reichte.
„Zwei fünfzig bitte“ , rang sich die Schülerin schüchtern ab.
Während der ganzen Zeit fixierte er Gwen, und sie ihn. Sein Blick hielt sie fest wie eine Faust. Dennoch bemerkte sie an den Rändern ihrer Wahrnehmung, wie immer mehr Menschen sie und Dirk Statler umringten. Er zückte einen Geldschein – hundert Dollar, wie es aussah – und reichte ihn Claire. Gwen war schneller.
In Gedanken bereits die Schlagzeile „ Survival nimmt Statler-Dollars! “ vor Augen packte sie Dirk Statlers Handgelenk, nahm ihm mit spitzen Fingern den Hundertdollarschein ab und steckte das Geld mit noch spitzeren Fingern in den Ausschnitt seines T-Shirts.
„Wir nehmen kein Geld von unseren Gegnern !“, verkündete sie so laut, dass die Presseleute es auf jeden Fall mitbekamen. „Der Burger geht aufs Haus.“
„Vielen Dank“, erwiderte er ebenfalls in Englisch, das bei ihm immer anders klang als bei ihr. Viel einheimischer. „Aber mit dieser Einstellung kommt ihr nie zu was.“
„Der Bau von Statler-Tec kommt gut
Weitere Kostenlose Bücher