Gwen (German Edition)
voran, hörte ich“, bemerkte Gwen unverfänglich. „Ihr wollt übernächste Woche bereits in Produktion gehen. In einer Halle, die später einmal ein Lagerhaus werden soll. So eilig habt ihr es mit dem Geldscheffeln, dass ihr nicht einmal bis zur Fertigstellung der richtigen Anlage warten könnt?“
„Woher weißt du das ?“ Lauernd fixierte er sie aus zusammengekniffenen Augen.
„Von euren Bauarbeitern . Sie haben es mir in Sam’s Hams erzählt. Der geplante Termin für den Produktionsstart ist Mittwoch übernächste Woche, wenn ich nicht irre. Du brauchst dir also gar nicht einzubilden, dass du vor mir etwas verheimlichen kannst.“
Statlers freie Pranke packte sie fest bei der linken Schulter . „Verdammt, Gwennie! Ich sehe es deiner sommersprossigen Nasenspitze an, dass du was vorhast. Aber ich warne dich! Komm mir nicht in die Quere!“
Einen scharfen Ton hatte er angeschlagen und war auf Deutsch umgeschwenkt. Beides tat Gwen auch: „Wenn ich jemals auf deine Warnungen gehört hätte, dann wären wir noch immer in Deutschland, und du würdest noch immer die Ellm verpesten.“
Was vielleicht das geringere Übel gewesen wäre, durchfuhr es sie ungewollt. Mit einem Ruck riss sie sich aus dem Griff des Zweifels und aus dem Statlers.
„Könnten Sie nicht in Englisch streiten ?“, meldete sich eine Reporterin zu Wort. „Wir wissen ja, dass Sie sich in Deutschland schon bekriegt haben, aber wir sind hier in den Vereinigten Staaten. Da spricht man aus Rücksicht auf die Presse englisch.“
Ein paar ihrer Kollegen lachten . Dirk Statler sagte zu ihnen auf Englisch: „Sorry, das sind wir eben so gewohnt.“ Und zu Gwen auf Deutsch: „Die erwarten was von uns, merkst du’s? Also, was willst du ihnen bieten?“
Gwen drehte sich um, ließ ihn wortlos stehen, doch Statler packte sie am Arm und hielt sie fest. Der Fotograf der Catneck Gazette schraubte die Schutzkappe seines Objektivs ab.
„Komm schon, Gwennie !“ Er blieb bei Deutsch. „Hab doch ein Herz für diese armen Pressefritzen! Du hast sie doch extra eingeladen zu dieser Umweltspinnershow. Und wenn sie für die morgige Ausgabe nichts Interessantes zu schreiben haben, reißt ihr Chef ihnen den Arsch dafür auf, dass sie hierher und nicht zum Golfturnier im Nachbarkaff gefahren sind. Schon deshalb müssen wir ihnen was bringen. Ich weiß auch schon was. Pass mal auf!“
Er drückte seinen Survival-Burger einem Jugendlichen in die Hand und zerrte Gwen mit sich zum Springbrunnen. Die Presseleute folgten ihnen wie blutgierige Jagdhunde.
„Keine Angst! Ich sorge schon dafür, dass deine Klamotten nicht nass werden “, versicherte Statler. Gwen versuchte, sich loszureißen, doch er zog ihr mit einem Ruck ihr Survival-T-Shirt über den Kopf.
Fotoblitze zuckten auf, Menschen strömten heran, und die Survival-Band spielte ungerührt weiter, als hätte sie nichts mitbekommen.
„ Hör sofort auf, du Dreckskerl! “, schrie Gwen rasend vor Zorn, was ihn jedoch nicht davon abhielt, sich auf den Rand des Springbrunnens zu setzen, Gwen über seine Oberschenkel zu legen und ihr die Leggins samt Socken und Schuhen abzustreifen. Nur BH und Slip ließ er ihr.
„ So hitzig, Süße? Ich schätze, eine kleine Abkühlung wird dir gut tun.“ Er stand auf, hob Gwen dabei mit sich hoch und warf sie ins Wasserbecken des Springbrunnens.
Obwohl Gwen protestierend kreischte und mit den Armen ruderte, schloss sich das Wasser klirrend kalt um sie. Nach Luft schnappend sprang Gwen auf. Geblendet vom Blitzlicht der Fotoapparate legte sie die Hände auf ihre Brüste, um die Konturen zu verbergen, die das kalte Wasser schamlos unter dem viel zu dünnen BH-Stoff modellierte, und starrte auf die heranströmende Menschenmenge, während die Fontäne des Springbrunnens ungerührt auf ihr klatschnasses Haar regnete.
Nach etlichen abgehackten Atemzügen erwachte sie endlich aus ihrer Schockstarre, stieg aus dem Wasser, riss das Survival-Spruchband vom Springbrunnen und wickelte es um ihren vor Kälte und Zorn schlotternden Körper.
Offenbar angelockt durch den Tumult schoben sich zwei Pol izisten in bedächtiger Autorität durch das Gedränge. Gwen deutete auf den Schuldigen und rief den Gesetzeshütern zu: „Verhaften Sie diesen Mann!“
„Gibt es Ärger mit diesen Umweltschützern, Mr. Statler ?“, erkundigte sich der eine Polizist bei dem Mistkerl.
„Sehen Sie selbst !“, gab der zur Antwort und zeigte auf Gwen.
Beide Polizisten nickten grimmig. Der eine beugte
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